Natürlich könne man die Geschichte einfach so anfangen: Die YOC-Aktie ist einer jener Hot-Stocks, der in den einschlägigen Finanzmedien seit Jahren immer wieder heiß gehandelt wird und für kurze Zeit dann auch häufig eine durchaus beachtliche Performance zeigt. Mit einem Börsenwert von weniger als 20 Mio. Euro passt der Spezialist für Mobile-Marketing schließlich perfekt ins gängige Empfehlungsraster. Als wirklich nachhaltig haben sich die Zuwächse in der Regel allerdings nicht erwiesen. Das wiederum liegt in erster Linie daran, dass YOC per saldo nicht die Zahlen geliefert hat, die sich manch Investor längst erhofft hatte.
Es gäbe aber auch eine andere Einstiegsvariante, für die wir uns in diesem Text dann doch entscheiden wollen: Vielleicht unterschätzt der Kapitalmarkt nämlich tatsächlich die Entwicklung von YOC – speziell, was den 2018 erfolgten Launch der selbst entwickelten Handelsplattform VIS.X angeht. „Die letzten zwei Jahre haben das Unternehmen in eine komplett neue Position gebracht. In der Industrie wird das bereits erkannt. Der Kapitalmarkt ist da noch zurückhaltender“, sagt CEO Dirk Kraus bei seiner Präsentation auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz. Tatsächlich gibt es noch einiges zu tun, um YOC zumindest ansatzweise zurück Richtung früherer Marktkapitalisierungen zu hieven.
Anfang 2010 waren das in der Spitze immerhin mal fast 70 Mio. Euro. Zur To-Do-Liste gehört auch, dass die Berliner nicht mehr in erster Linie als klassischer Werbevermarkter gesehen werden. „YOC ist eine Software-Company geworden“, betont Kraus auf der MKK. „Die Technologie hat uns stärker ins Spiel gebracht, als es die reine Vermarktung je gekonnt hätte.“ Große Erwartungen setzt Kraus zum einen an die vielen inhaltlichen Erweiterungen von VIS.X, aber eben auch so wichtige strategische Neuigkeiten wie die Einbindung der zum amerikanischen AT&T-Konzern gehörenden Media-Einkaufsplattform Xandr in das Tool. Die Kernbotschaft für YOC-Aktionäre lautet: Je mehr Geschäft über VIS.X läuft, desto besser für die Profitabilität. Für das laufende Jahr kalkuliert Kraus bereits mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) am oberen Ende der Bandbreite von 1,00 bis 1,50 Mio. Euro – nach 0,58 Mio. Euro im Jahr zuvor. Das ist insofern beachtlich, weil die Erlöse im laufenden Jahr – auch bedingt durch das Corona-geprägte schwache zweite Quartal 2020 – wohl mehr oder weniger auf dem Vorjahresniveau von 15 Mio. Euro verharren werden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,37 | 14,49 | 15,11 | 15,49 | 18,84 | 23,43 | 30,63 | |
EBITDA1,2 | -0,08 | 0,38 | 0,58 | 1,84 | 2,85 | 3,47 | 4,40 | |
EBITDA-Marge3 | -0,56 | 2,62 | 3,84 | 11,88 | 15,13 | 14,81 | 14,37 | |
EBIT1,4 | -0,36 | 0,09 | 0,02 | 1,13 | 2,01 | 2,33 | 2,93 | |
EBIT-Marge5 | -2,51 | 0,62 | 0,13 | 7,30 | 10,67 | 9,95 | 9,57 | |
Jahresüberschuss1 | -0,53 | -0,16 | -0,47 | 1,26 | 2,07 | 2,34 | 2,80 | |
Netto-Marge6 | -3,69 | -1,10 | -3,11 | 8,13 | 10,99 | 9,99 | 9,14 | |
Cashflow1,7 | 0,15 | -1,04 | 1,21 | 1,02 | 2,72 | 2,45 | 3,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,16 | -0,05 | -0,14 | 0,09 | 0,60 | 0,67 | 0,83 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Für die kommenden Jahre peilt Kraus dann Umsatzzuwächse von jeweils 15 bis 20 Prozent bei überproportionalen Ergebnissteigerungen an. Mit ein wenig Fortune sollte die Gesellschaft bis 2022 damit auf Umsätze nördlich von 20 Mio. Euro kommen und auch beim EBITDA die Marke von 2 Mio. Euro hinter sich lassen. Inklusive der Finanzverbindlichkeiten würde die YOC-Aktie damit etwa mit dem Zehnfachen des für 2022 zu erwartenden EBITDA gehandelt. In ungefähr dieser Region – eher etwas niedriger – siedeln wir die Bewertung von ad pepper media International an, die sich in einem grundsätzlich sehr ähnlichen Umfeld bewegen. Und da boersengefluester.de große Stücke auf ad pepper hält, müsste die YOC-Aktie tendenziell auch eher zu den Gewinnern gehören. CEO Dirk Kraus spricht gar von einem „enormen Potenzial, das in der Aktie steckt“. Gar nicht gut gefällt uns indes, dass das Eigenkapital von YOC auf Konzernebene weiter im negativen Bereich verharrt. In Frage kommt der Titel nur für sehr risikobereite Investoren. Trotzdem: Per saldo hat Kraus auf der MKK eine gute Performance hingelegt, wenngleich ein paar weniger Buzzwörter aus dem Marketingsprech eher förderlich wären, um auch für die eigene Aktie möglichst effektiv Werbung zu machen.