Dirk Kraus macht da gar keinen Hehl draus. An der Börse ist YOC für ihn erneut ein Start-up-Unternehmen. Dabei versprüht der Vorstand und Gründer des Werbevermarkters – knapp 2,5 Jahre nach seiner Rückkehr – wieder so etwas wie Zuversicht. Allein das ist schon fast ein Wunder, denn vor einiger Zeit hätte wohl niemand auch nur einen Pfifferling auf die Berliner Firma setzen wollen. Zu viel Geld wurde verschwendet, zu viele Personalquerelen gab es – und natürlich war auch viel zu viel Fantasie in der Aktie. Auf dem Höhepunkt hatte der Titel eine Marktkapitalisierung von fast 94 Mio. Euro. Damals machten Gerüchte um ein unmittelbar bevorstehendes Übernahmeangebot durch den Axel Springer-Konzern die Runde. Zurzeit bringt YOC gerade einmal gut 7 Mio. Euro auf die Waagschale. Kein Wunder: Die Gesellschaft produziert noch immer rote Zahlen und hat ein negatives Eigenkapital in der Bilanz stehen.
Aber es zeichnet sich zumindest ein Silberstreif am Horizont ab. „YOC arbeitet sich sukzessive die Reputation zurück,“ sagt Kraus. Das gilt für das Ansehen auf dem Kapitalmarkt, aber auch für das Standing des Unternehmens im operativen Bereich. Vereinfacht gesagt fokussiert sich YOC noch immer darauf, Werbung aufs Handy zu bringen. Doch die Anforderungen sind in der Zwischenzeit wesentlich komplexer geworden. Zwar nutzten mehr Leute denn je ein Smartphone, der erhoffte Goldrausch für die Werbevermarkter ist allerdings ausgeblieben. Und so will sich Kraus nicht als einfacher Zwischenhändler inmitten der Werbetreibenden und dem Mediensektor sehen. „Wir veredeln den Traffic durch intelligente Werbeformate und datengetriebene Lösungen“, sagt Kraus auf der Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior auf dem Regionalflughafen in Frankfurt-Egelsbach. Wenn es um Online-Marketing-Sprech wie „Mobile Takeover, Mystery Ad oder Interactive Video Ad Overlay“ geht, schalten viele Finanzexperten zwar vermutlich auf Durchzug. Im Prinzip kommt aber nahezu jeder täglich mit eben diesen Werbeformaten beim Surfen auf dem Smartphone in Berührung.
Wo könnte als die Reise für die YOC-Aktien hingehen? Im Dezember 2015 erzielte YOC erstmals seit einer halben Ewigkeit wieder ein positives Ergebnis. Auf Jahressicht rechnet boersengefluester.de trotzdem mit einem Verlust von gut 1,2 Mio. Euro. Von den Zahlen für die beiden Auftaktquartale 2016 sollten sich Anleger ebenfalls keine Wunderdinge erwarten. Die erste Jahreshälfte ist branchentypisch eher schwach. Die Aktionäre von ad pepper, dem wohl am ehesten vergleichbaren Unternehmen auf dem heimischen Kurszettel, werden das bestätigen können. Gleichwohl: Als Mutmacher eignet sich ein Blick auf den Chart von ad pepper allemal, denn nach zuvor schwierigen Zeiten befindet sich die Notiz des Nürnberger Online-Werbevermarkters nun schon länger in einer stürmischen Aufwärtsbewegung. Ad pepper hat den Swing hinbekommen und verfügt zudem über reichlich Cash.
Solche Qualitäten hat die Bilanz von YOC zwar nicht. Aber Kraus ist überzeugt, dass genügend Reserven vorhanden sind, um den für die ersten beiden Quartale 2016 zu erwartenden Verlust ausgleichen zu können. Spätestens ab dem Abschlussviertel 2016 soll YOC dann in die Pluszone stoßen. Das wird zwar nicht ausreichen, um auf Gesamtjahressicht profitabel zu sein. Mit vermutlich knapp 1 Mio. Euro werden die Miesen aber deutlich erträglicher sein als in den Jahren zuvor. „2017 werden wird dann definitiv schwarze Zahlen schreiben“, sagt Kraus. Die Analysten von First Berlin veranschlagen in ihrer jüngsten Studie zwar nur einen Minigewinn für 2017. Doch bereits 2018 könnten ihrer Meinung nach unterm Strich rund 1,5 Mio. Euro hängen bleiben. Wer soweit nach vor Blick mag, könnte mit YOC also einen potenziellen KGV-Hit in sein Depot nehmen. Doch die Unsicherheit ist enorm. Aber selbst bei einem Abschlag von zwei Dritteln auf die Schätzung käme der Micro Cap auf ein 2018er-KGV von knapp 15. Sehr risikobereite Investoren können die Wette also wagen und sich ein paar Stücke ins Depot legen. Auf der Prior-Konferenz kam die Präsentation von Kraus jedenfalls schon mal ganz gut an – zumindest bei denjenigen, die so was wie YOC mögen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,37 | 14,49 | 15,11 | 15,49 | 18,84 | 23,43 | 30,63 | |
EBITDA1,2 | -0,08 | 0,38 | 0,58 | 1,84 | 2,85 | 3,47 | 4,40 | |
EBITDA-Marge3 | -0,56 | 2,62 | 3,84 | 11,88 | 15,13 | 14,81 | 14,37 | |
EBIT1,4 | -0,36 | 0,09 | 0,02 | 1,13 | 2,01 | 2,33 | 2,93 | |
EBIT-Marge5 | -2,51 | 0,62 | 0,13 | 7,30 | 10,67 | 9,95 | 9,57 | |
Jahresüberschuss1 | -0,53 | -0,16 | -0,47 | 1,26 | 2,07 | 2,34 | 2,80 | |
Netto-Marge6 | -3,69 | -1,10 | -3,11 | 8,13 | 10,99 | 9,99 | 9,14 | |
Cashflow1,7 | 0,15 | -1,04 | 1,21 | 1,02 | 2,72 | 2,45 | 3,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,16 | -0,05 | -0,14 | 0,09 | 0,60 | 0,67 | 0,83 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
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