Eigentlich komisch für ein in der innovativen Markenwerbung verankertes Unternehmen: Seit 2017 unterscheiden sich die Geschäftsberichte von YOC optisch nur noch in Nuancen – sowohl was das Cover angeht, also auch bezogen auf die sonstige optische Aufbereitung des regelmäßig etwas mehr als 100 Seiten umfassenden Dokuments. Hier lässt die Gesellschaft nach Auffassung von boersengefluester.de Überraschungspotenzial gegenüber Investoren, Kunden und sonstigen Stakeholdern auf der Straße. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass die personellen Kapazitäten für derartige Extralocken – trotz der mittlerweile auf knapp 100 Mitarbeiter aufgestockten Mannschaft – begrenzt sind und die Berliner in den vergangenen Jahren andere Themen sehr viel stärker gewichten mussten. Immerhin: Wer sich die komplexe Werbematerie rund um die von YOC angebotenen Speziallösungen ansehen will, hat auch in dem Geschäftsbericht 2023 ausreichend Gelegenheit dazu: Immerhin 14 QR-Codes mit Verlinkung zu aktuellen Kampagnen sind in dem Report enthalten.
Es gibt nicht viele Unternehmen aus der Datenbank von boersengefluester.de, die das Thema Interaktivität so prominent in ihren Geschäftsbericht einbauen. Ähnlich positiv ist uns zuletzt nur das IT- und Software-Unternehmen GFT aufgefallen, wenngleich sich die Interaktivität hier eher auf nützliche Verlinkungen zu weiterführenden Finanzinfos auf der GFT-Webseite beziehen. Was den perfekt aufbereiteten Geschäftsbericht – insbesondere auch mit Blick auf den Investor Relations-Part – angeht, tendiert boersengefluester.de innerhalb des Spezialwertbereichs für 2023 momentan übrigens zu Deutsche Euroshop, PWO und Hamborner REIT-AG. Nun macht auch der hübscheste Geschäftsbericht nur nur dann nachhaltig Eindruck am Kapitalmarkt, wenn die darin enthaltenen Zahlen überzeugen. Und hier hat YOC ausgesprochen viel zu bieten, selbst wenn die wesentlichen Eckdaten für 2023 und auch der Ausblick für das laufende Jahr schon seit einigen Wochen bekannt sind.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,37 | 14,49 | 15,11 | 15,49 | 18,84 | 23,43 | 30,63 | |
EBITDA1,2 | -0,08 | 0,38 | 0,58 | 1,84 | 2,85 | 3,47 | 4,40 | |
EBITDA-Marge3 | -0,56 | 2,62 | 3,84 | 11,88 | 15,13 | 14,81 | 14,37 | |
EBIT1,4 | -0,36 | 0,09 | 0,02 | 1,13 | 2,01 | 2,33 | 2,93 | |
EBIT-Marge5 | -2,51 | 0,62 | 0,13 | 7,30 | 10,67 | 9,95 | 9,57 | |
Jahresüberschuss1 | -0,53 | -0,16 | -0,47 | 1,26 | 2,07 | 2,34 | 2,80 | |
Netto-Marge6 | -3,69 | -1,10 | -3,11 | 8,13 | 10,99 | 9,99 | 9,14 | |
Cashflow1,7 | 0,15 | -1,04 | 1,21 | 1,02 | 2,72 | 2,45 | 3,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,16 | -0,05 | -0,14 | 0,09 | 0,60 | 0,67 | 0,83 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Demnach kommt die Gesellschaft auf Umsätze von 30,63 Mio. Euro, was etwa dem Doppelten von 2019 oder auch 2020 entspricht. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) steigt 2023 von 3,47 auf den Rekordwert von 4,40 Mio. Euro. Unterm Strich bleibt ein um knapp 24 Prozent verbesserter Überschuss von 2,90 Mio. Euro stehen. Das ist auch deshalb ein guter Wert, weil YOC durch die Insolvenz der US-Marketingplattform MediaMath einen Forderungsausfall von 428.000 Euro zu verkraften hatte. Darüber hinaus wirken sich die gestiegenen Kosten im Zuge der für einen Gesamtkaufpreise zwischen 1,2 und 1,7 Mio. Euro zuletzt übernommenen finnischen Noste Media sowie höhere Marketing- und Beratungsausgaben belastend aus.
Zudem baut YOC den Leistungskatalog der eigenen VIS.X-Plattform – dem wesentlichen Erfolgsfaktor – kontinuierlich aus: Die wichtigsten Erweiterungen sind momentan ein optimiertes Management für Videokampagnen sowie das über allem stehende Thema Künstliche Intelligenz (AI). „Unsere Werbekunden profitieren von VIS.X AI durch signifikant gesteigerte Leistungskennzahlen, da die künstliche Intelligenz automatisch das richtige YOC-Werbeprodukt und den richtigen Werbeplatz unserer Publisher in Bezug auf die Kosteneffizienz abgleicht“, sagt CEO Dirk Kraus. Für 2024 kalkuliert Kraus bei Erlösen zwischen 36,0 und 37,0 Mio. Euro mit einem EBITDA in einer Bandbreite von 5,0 bis 6,0 Mio. Euro. Das Netto-Ergebnis dürfte dann in einem Korridor von 3,5 bis 4,5 Mio. Euro landen. Das entspricht einem Ergebnis je Aktie zwischen 1,00 und 1,30 Euro.
Irre in diesem Zusammengang, dass der Aktienkurs von YOC im Sommer 2020 noch bei knapp 2,50 Euro stand. Aber auch beim aktuellen Niveau von knapp 16 Euro, was einem Börsenwert von annähernd 55 Mio. Euro entspricht, stehen die Ampeln noch auf Grün. So veranschlagen die Analysten von Montega den fairen Wert der Aktie auf 21 Euro. Beachtlich zudem, dass die Eigenkapitalquote – maßgeblich aus operativer Kraft – mittlerweile auf 26 Prozent gestiegen ist, nachdem die Berliner von 2013 bis 2020 noch ein negatives Eigenkapital in der Bilanz stehen hatten. Das zeigt sehr deutlich, welche Entwicklung die Gesellschaft genommen hat und jetzt für ihre damals sehr mutige Entscheidung, die VIS.X-Plattform zu bauen, belohnt wird. Größter Aktionär mit einem Anteil von 18,89 Prozent ist Gründer Dirk Kraus, dem Streubesitz sind 49,15 Prozent zuzurechnen.
Nicht wenige Anleger spekulieren darauf, dass die Berliner nach den vielen Fortschritten allmählich selbst ein hübsches Übernahmeziel abgeben. Mitte Mai präsentiert YOC auf der Equity Forum-Frühjahrskonferenz im Frankfurt vor Investoren, Analysten und der Finanzpresse. Das Interesse dürfte recht hoch sein und könnte den Aktienkurs nochmals anschieben. Boersengefluester.de wird ebenfalls vor Ort sein und sich die Präsentation ansehen. Lediglich einen HV-Termin für 2024 gibt es noch nicht, allerdings sind Dividenden ohnehin kein Thema bei YOC. Fun fact zum Schluss: Zuletzt haben wir CEO Dirk Kraus völlig unerwartet zur Mittagszeit beim Bäcker im Frankfurter Westend getroffen und uns – mit der Brötchentüte in der Hand – ein Blitzupdate geholt.
Foto: Unsplash+
Jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter BGFL WEEKLY anmelden. Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL) sowie Interna aus der Redaktion. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das gern unter diesem LINK tun. Wir freuen uns auf Sie! Selbstverständlich behandeln wir Ihre E-Mail-Adresse vertraulich und verwenden sie ausschließlich für den Versand des Newsletters BGFL WEEKLY.