Wie eine Fahnenstange sieht der Kurs der Xing-Aktie aus: In den vergangenen zwölf Monaten ist er um 150 Prozent nach oben geschossen. Gegenüber dem Ausgabepreis von 30 Euro vom Dezember 2006 steht nun mehr als eine Verdreifachung zu Buche. Vorstandschef Thomas Vollmoeller hat es geschafft, durch die Überarbeitung des Produktangebots das Wachstum im Verlauf des Jahres 2013 deutlich zu beschleunigen, von einem Umsatzplus von elf Prozent im ersten Quartal auf 19 Prozent im Jahresschlussquartal. Wachstumsmotor ist die Sparte E-Recruiting. Das sind die Einnahmen von Unternehmen, die die Xing-Lösungen bei der Suche nach neuen Mitarbeitern einsetzen. Zu den Nutzern gehört beispielsweise die Deutsche Telekom. Sie kann – ebenso wie viele andere Firmen – mit den Xing-Lösungen die Kosten für die Besetzung offener Stellen drastisch reduzieren, weil die Besetzungszeiten stark verkürzt werden. Im Vorjahr ist der Umsatz der Sparte um mehr als 40 Prozent auf 23,7 Mio. Euro hochgeschossen. Damit steuert sie fast 30 Prozent der Konzernerlöse bei.
Wichtigster Umsatzlieferant blieben die Einnahmen aus der Premium-Mitgliedschaft der Xing-Mitglieder, wenngleich der Erlös der Sparte um lediglich sechs Prozent zugelegt hat. Sie steuert zwei Drittel der Konzernerlöse bei. Insgesamt verbuchte das Karrierenetzwerk ein Umsatzplus von 16 Prozent auf 84,8 Mio. Euro. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stand ein Plus von 13 Prozent auf 22,8 Mio. Euro zu Buche. Xing hatte den Wert Ende März überraschend nach unten korrigiert, weil die Earn-Out-Verpflichtungen aus dem Kauf der kununu GmbH, einer Plattform für Arbeitgeberbewertungen im deutschsprachigen Raum, anders verbucht worden sind als ursprünglich geplant. Das hatte allerdings nur kurz für Irritationen an der Börse gesorgt. Die Verpflichtungen entstehen, wenn bei einer Übernahme ein Teil des Kaufpreises später erfolgsabhängig bezahlt wird. Laut den neuen Rechnungslegungsvorschriften nach IFRS werden die Verpflichtungen nicht mehr als Bestandteil des Kaufpreises ausgewiesen, sondern als Personalkosten verbucht. Das drückt das EBITDA. Die operative Marge von 27 Prozent kann sich dennoch mehr als sehen lassen.
Weil die Earn-Out-Verpflichtungen auch 2014 noch einmal durchschlagen werden, haben die Analysten ihre Schätzungen für das EBITDA von 29,2 Mio. Euro auf 27,3 Mio. Euro gesenkt. Der Wert für 2015 blieb hingegen unverändert bei 34,9 Mio. Euro. Nichtsdestotrotz zeigen die Zahlen, mit welch rasantem Anstieg des operativen Gewinns die Finanzprofis rechnen. Deswegen, und weil der Konzern Ende 2013 über liquide Eigenmittel von 66 Mio. Euro verfügt hat, will Vollmoeller die Dividende je Aktie von 0,56 Euro auf 0,62 Euro je Aktie erhöhen. Anleger sollen zudem eine Sonderdividende von 3,58 Euro je Aktie erhalten. Die Hauptversammlung ist am 23. Mai. Bei Kursen von knapp 103 Euro entspricht das einer Rendite von insgesamt vier Prozent. Darüber freut sich nicht nur die Mediengruppe Burda, die 52 Prozent der Anteile an Xing hält.
Nach der Rally ist die Aktie mit einem 2015er-KGV von 31 bewertet. Das zeigt, wie hoch die Wachstumserwartungen der Investoren sind. Allerdings glänzt der Konzern mit einer hohen Marge. Zudem prognostizieren Analysten stark steigende Gewinne. Wenn Vollmoeller weiterhin gute Ergebnisse abliefert, könnte die Party weitergehen.