Für den Preis „IPO of the year“, den X-Fab Silicon Foundries Anfang 2018 für seinen Börsengang an der Euronext bekam, können sich die Erfurter längst nichts mehr kaufen. Seit Jahresbeginn ist der Anteilschein des Halbleiterspezialisten um rund 50 Prozent eingeknickt und bewegt sich mit rund 5 Euro dicht am historischen Tiefstand. Dabei bringt die Gesellschaft in diesem Terrain noch immer rund 676 Mio. Euro auf die Waagschale. Es handelt sich also um eine Gesellschaft, die – einmal losgelöst von dem Streubesitzfaktor – beinahe auf TecDAX-Niveau kommt. Auslöser des jüngsten Abwärtsschubs ist eine massive Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr: So rechnet CEO Rudi De Winter nur noch mit Erlösen zwischen 582 und 589 Mio. Dollar (entsprechend bis zu 519 Mio. Euro) sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von 28 bis 32 Mio. Dollar (umgerechnet bis zu 28 Mio. Euro).
Ursprünglich kalkulierte De Winter mit einem Betriebsergebnis zwischen 50 und 70 Mio. Dollar. „Die Anpassung der Prognose für das vierte Quartal resultiert aus den derzeitigen Unsicherheiten des Markts, insbesondere ausgelöst durch die weltweiten Handelsspannungen. Das wiederum hat zu Bestandskorrekturen in der gesamten Wertschöpfungskette geführt. Da X-FAB am Anfang der Wertschöpfungskette steht, sind die Auswirkungen dieser Korrekturen vergleichsweise stark, was sowohl auf die Reduzierung von Beständen als auch auf deren Erhöhung zutrifft“, sagt De Winter. Einen grundsätzliche Wandel im operativen Geschäft vermag der Manager aber noch auszumachen: „Die Grundlagen für unsere Geschäftsentwicklung sind weiterhin intakt.“ Und so wird die Aktie des Anbieters von Siliziumwafern – etwa für den Einsatz in Automobil, Industrie, Medizintechnik oder Konsumgüter – mittlerweile eine Buchwert-Aktie. Schließlich notiert der Anteilschein nur unwesentlich über dem zum 30. September 2018 ausgewiesenen Eigenkapital.
Boersengefluester.de nimmt die hierzulande noch relativ unbekannte X-Fab-Aktie zumindest auf die engere Beobachtungsliste. Die Analysten von Oddo BHF hatten den Titel zuletzt mit einem leicht reduzierten Kursziel von 6 Euro versehen. Wie immer bei Chip-Aktien: Extrem schwer zu sagen, wann der Anteilschein von X-Fab genau seinen Boden finden wird. Die Annäherung an den Buchwert könnte jedoch eine erste wichtige Auffangzone sein. Wichtig für Renditefans: Dividenden zahlen die Erfurter mit Primärlisting in Frankreich nicht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 485,53 | 513,57 | 452,16 | 389,98 | 580,76 | 692,57 | 821,51 | |
EBITDA1,2 | 88,57 | 82,48 | 25,38 | 49,36 | 135,34 | 126,32 | 222,52 | |
EBITDA-Marge3 | 18,24 | 16,06 | 5,61 | 12,66 | 23,30 | 18,24 | 27,09 | |
EBIT1,4 | 42,14 | 28,76 | -39,17 | -11,94 | 68,16 | 53,70 | 142,85 | |
EBIT-Marge5 | 8,68 | 5,60 | -8,66 | -3,06 | 11,74 | 7,75 | 17,39 | |
Jahresüberschuss1 | 74,92 | 19,70 | -43,82 | 11,05 | 64,33 | 49,16 | 146,67 | |
Netto-Marge6 | 15,43 | 3,84 | -9,69 | 2,83 | 11,08 | 7,10 | 17,85 | |
Cashflow1,7 | 52,79 | 42,89 | 13,40 | 60,71 | 96,69 | 93,65 | 371,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,57 | 0,15 | -0,34 | 0,08 | 0,56 | 0,37 | 1,13 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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