So richtig bekannt ist die Aktie von X-FAB Silicon Foundries den meisten Anlegern hierzulande wohl noch immer nicht – auch rund 5,5 Jahre nach dem Börsengang. Das liegt freilich in erster Linie an der kunterbunten Firmenkonstruktion: Die operativen Ursprünge des Halbleiter-Unternehmens gehen auf das Funkwerk Erfurt zurück, was zu DDR-Zeiten elektronische Messgeräte und später auch Schaltkreise herstellte. Auch viele Jahre später ist die X-FAB-Gruppe mit mehr als 800 Mitarbeitern einer der wichtigsten Arbeitgeber in Erfurt. Der formale Firmensitz der Thüringer befindet sich allerdings im belgischen Tessenderlo – einem kleinen Ort auf halber Strecke zwischen Antwerpen und Maastricht. Heimatbörse von X-FAB wiederum ist die in Amsterdam ansässige internationale Börse Euronext. Nun: Boersengefluester.de schlüsselt X-FAB trotzdem Deutschland zu, was insofern zu interessanten Ergebnissen führt, weil die Gesellschaft mit einem Börsenwert von rund 1,12 Mrd. Euro das drittwichtigste börsennotierte Unternehmen aus Thüringen ist – direkt hinter Jenoptik und Spitzenreiter Carl Zeiss Meditec (siehe dazu auch unser Auswertung HIER).
So viel zur Einstimmung. Weitaus relevanter aus Investorensicht ist, dass X-FAB – gemessen an dem allgemein ziemlich volatilen Halbleitersektor – in der Regel doch sehr überzeugende Zahlen vorlegt und die Aktie trotzdem überdurchschnittlich günstig zu haben ist. Wichtigste Kundengruppen des Unternehmens sind Automobil, Industrie, Medizintechnik sowie der Konsumgüterbereich. Für das Gesamtjahr 2023 peilt der Vorstand weiterhin Erlöse in einer Bandbreite von 880 bis 960 Mio. Dollar (834 bis 910 Mio. Euro) sowie eine EBITDA-Marge zwischen 23 und 27 Prozent an. Umgerechnet würde das einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von grob 192 bis 246 Mio. Euro entsprechen – so viel wie nie zuvor in der nun doch üppigen Firmenhistorie.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 485,53 | 513,57 | 452,16 | 389,98 | 580,76 | 692,57 | 821,51 | |
EBITDA1,2 | 88,57 | 82,48 | 25,38 | 49,36 | 135,34 | 126,32 | 222,52 | |
EBITDA-Marge3 | 18,24 | 16,06 | 5,61 | 12,66 | 23,30 | 18,24 | 27,09 | |
EBIT1,4 | 42,14 | 28,76 | -39,17 | -11,94 | 68,16 | 53,70 | 142,85 | |
EBIT-Marge5 | 8,68 | 5,60 | -8,66 | -3,06 | 11,74 | 7,75 | 17,39 | |
Jahresüberschuss1 | 74,92 | 19,70 | -43,82 | 11,05 | 64,33 | 49,16 | 146,67 | |
Netto-Marge6 | 15,43 | 3,84 | -9,69 | 2,83 | 11,08 | 7,10 | 17,85 | |
Cashflow1,7 | 52,79 | 42,89 | 13,40 | 60,71 | 96,69 | 93,65 | 371,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,57 | 0,15 | -0,34 | 0,08 | 0,56 | 0,37 | 1,13 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Um dieses Ziel zu erreichen, plant CEO Rudi De Winter für das Abschlussquartal 2023 mit Umsätzen zwischen 230 und 245 Mio. Dollar und einer EBITDA-Rendite von 25 bis 29 Prozent. Mit Blick auf die bisherigen Quartalsdaten stehen die Zeichen also weiter auf Wachstum. Entsprechend investiert die Gesellschaft an sämtlichen sechs Standorten enorme Summen in die Kapazitätserweiterung. „Alle Projekte liegen trotz der weiterhin langen Lieferzeiten für neues Equipment im Zeitplan“, betont X-FAB. Bis 2026 will die Gesellschaft dann auf Erlöse von 1,5 Mrd. Dollar und ein EBITDA von 500 Mio. Dollar kommen. Dieser weite Blick nach vorn zeigt, über welch stattliches Potenzial der aktuelle Börsenwert noch verfügt. Dabei wird das Unternehmen schon jetzt – also bezogen auf 2023 – mit nur etwas mehr als dem Vierfachen des von boersengefluester.de erwarteten EBITDA gehandelt. Das KGV sollte knapp zweistellig sein. Dividenden zahlt X-FAB nicht – es handelt sich also in erster Linie um ein Wachstumsinvestment. Für unseren Geschmack hätte das Unternehmen jedenfalls auch hierzulande deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Dabei entwickelt sich die Aktie schon seit geraumer Zeit spürbar besser als etwa die DAX-Aktie Infineon.
Foto: Unsplash+
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