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W&W: Eigentlich unbegreiflich

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt die Aktie von Wüstenrot & Württembergische – kurz W&W – als ein Investment, bei dem man kaum etwas verkehrt machen konnte. Die Story im Schnelldurchlauf: Nach jahrelanger Abseitsstellung auf dem Börsenfeld, öffnete sich der Versicherungskonzern für Investoren, wechselte das Handelssegment und schaffte es schließlich sogar in den SDAX. Die Hoffnung der Investoren war damals, dass sich durch die größere Handelsliquidität und den zu erwartenden steigenden Bekanntheitsgrad auch der Bewertungsabschlag gegenüber anderen Finanztiteln abbauen würde. Oben drauf zahlten die Stuttgarter für 2015 eine um 10 Cent auf 0,60 Euro pro Anteilschein erhöhte Dividende nach der Hauptversammlung (HV) am 9. Juni 2016 aus. Bezogen auf den Aktienkurs von 18,39 Euro zur HV kam der Titel damit auf eine Rendite von brutto immerhin fast 3,3 Prozent. Soweit alles in Ordnung – wäre da nicht die trübe Kursentwicklung der vergangenen Monate. Natürlich ist W&W nicht allein auf der Welt, und verglichen mit Titeln wie Allianz, Münchener Rück oder der Nürnberger Beteiligungs-AG hat sich der SDAX-Neuling sogar noch einigermaßen geschlagen. Trotzdem hätte sich boersengefluester.de von der W&W-Aktie deutlich mehr Dynamik versprochen.

 

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Die zusätzlichen Schadenbelastungen durch die Unwetterschäden im Mai/Juni taugen jedenfalls kaum als hinreichende Begründung für die maue Performance der Aktie. Und auch die bilanziellen Gefahren aus dem Minizins-Umfeld sind nicht unbedingt eine Neuigkeit. Schon eher überraschend ist das stattliche Investitionsvolumen. Bis Ende 2018 sollen 650 Mio. Euro in IT-und Digitalisierungsvorhaben und andere Wachstumsinitiativen fließen. Beachtlich ist auch die Summe von 410 Mio. Euro, die W&W in den neuen Firmen-Campus steckt. Die Analysten bleiben trotz dieser Mammutprojekte cool und raten weiterhin zum Einstieg in die W&W-Aktie. Dabei geben die Profis Kursziele zwischen 21 und 25 Euro aus. Selbst an der unteren Kante liefert das Papier also ein Potenzial von rund einem Viertel. Auf der Habenseite steht außerdem der Buchwert je Aktie von mehr als 40 Euro. Demnach wird der Titel derzeit mit einem ungewöhnlich großen Discount von 58 Prozent auf das Eigenkapital gehandelt. Und auch unter KGV-Aspekten gibt es nichts zu meckern. Selbst wenn W&W im laufenden Jahr nur das Minimalziel von 220 Mio. Euro als Überschuss einfahren sollte, käme die Aktie auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gerade einmal 7,2.

Der Halbjahresbericht ist für den 12. August 2016 angesetzt. Sollte Wüstenrot & Württembergische hier keine schlechten Nachrichten parat haben, müsste es spätestens dann mit der Notiz wieder nach oben gehen. Das hört sich jetzt zwar irgendwie nach Durchhalteparole an. Aber eine Aktie mit derart günstigen Kennzahlen sollte man im Normalfall nicht hergeben – auch wenn die Performance gerade stockt.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.