Zwei Jahre nach dem Einstieg von Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) bei WMF will der Finanzinvestor nun auch die verbliebenen Aktionäre vom Hof jagen. 53 Euro bieten die Amerikaner pro stimmrechtsloser Vorzugsaktie des Haushaltswarenherstellers. Gemessen am ursprünglichen Angebot aus dem Jahr 2012 von 31,70 Euro pro Vorzugsaktie sieht die Offerte auf den ersten Blick kräftig nachgebessert aus. Allerdings hatte es KKR damals ausschließlich auf die mit einem Stimmrecht ausgestatteten Stämme abgesehen – 47 Euro lautete damals das Angebot für diese Gattung. Das Timing für den neuerlichen Vorstoß ist aus Sicht der Amerikaner günstig: Unter Führung des früheren Beiersdorf-Vorstands Peter Feld haben die Finanzinvestoren WMF eine massive Umstrukturierung verordnet. Ziel ist es, das Auslandsgeschäft anzukurbeln und gleichzeitig die Kosten massiv einzudampfen. Verlustbringer wurden verkauft. Entsprechend gereizt ist die Stimmung unter den Mitarbeitern in Geislingen.
Alles andere als überzeugend wirkt die offizielle Begründung für die Aufwärmrunde vor dem anschließend geplanten Squeeze-out. „Die Börsennotierung bietet derzeit keine wesentlichen Vorteile für WMF, sondern nimmt vielmehr in beträchtlichem Umfang Zeit des Managements in Anspruch“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung von KKR. Zur Einordnung: WMF erlöste im Vorjahr 1,015 Mrd. Euro und erzielte dabei ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 47,36 Mio. Euro. Dabei beschäftigten die Schwaben gut 6.000 Mitarbeiter. Bilanzen erstellt WMF im Halbjahresrhythmus, zum Ende des ersten und dritten Quartals gibt es lediglich Zwischenmitteilungen. Auf den einschlägigen Investorenveranstaltungen glänzt das im General Standard gelistete Unternehmen durch Abwesenheit. Selbst die früher obligatorische Pressekonferenz auf der Frankfurter Fachmesse Ambiente fiel dem Rotstift zum Opfer. Dem Vernehmen nach möchte KKR so wenig Presserummel wie möglich verursachen.
Noch weniger Motivationshilfe für eine Annahme des Angebots leistet KKR mit dem gebotenen Preis von 53 Euro je Vorzugsaktie. Bezogen auf das für 2013 ausgewiesene Ergebnis je Aktie von 1,80 Euro käme die WMF-Aktie zwar auf ein schwindeliges KGV von fast 29,5. Doch die Zahlen des Vorjahrs sind massiv durch die Belastungen aus dem Verkauf der Elektrokleingeräte-Gruppe Princess geprägt. Zudem drückten die Strukturmaßnahmen (Arbeitsplatzabbau, Sortimentsbereinigungen und Schließung von Filialen) ganz erheblich auf den Gewinn. Bereits für das laufende Jahr stellte Firmenlenker Feld ein leicht steigendes EBIT in Aussicht. Das hohe 2012er-Niveau von 71,4 Mio. Euro wird der Konzern dabei allerdings noch nicht erreichen. Boersengefluester.de geht davon aus, dass WMF in den kommenden Jahren vor deutlichen Ergebnisverbesserungen steht. Das 2016er-KGV siedeln wir momentan – konservativ gerechnet – bei rund 14 an. Der Buchwert je Aktie beträgt derzeit 24,19 Euro. Damit kommen die Vorzüge auf ein KBV von 2,1. Angesichts der immer noch vorhandenen Bilanzqualität ist das vollkommen im grünen Bereich.
Den Abfindungsplänen von KKR zugestimmt hat die Fiba Beteiligungs- und Anlage GmbH (Anteil: 25,07 Prozent der Stämme). Zuzurechnen ist die Gesellschaft Andreas Weißenbacher, dem Chef des börsennotierten österreichischen Wasseraufbereiters BWT (Best Water Technology). Eine Verbindung zwischen beiden Firmen besteht unter anderem durch die Wasserfilter von BWT, die auch in den Kaffeeautomaten von WMF eingesetzt werden. Die jetzige Entscheidung von Weißenbacher und KKR stufen Firmenkenner als überraschend ein. Andererseits kann der BWT-Chef gegen die Amerikaner kaum auf die Barrikaden gehen. „Bei erfolgreichem Vollzug des öffentlichen Erwerbsangebots und Genehmigung durch die Kartellbehörden, werden KKR und FIBA ihre Beteiligungen an WMF in einer Holdingstruktur zusammenführen“, teilt KKR mit.
Noch ist offen, was im Detail damit gemeint ist. Fest steht allerdings, dass Privatanleger bei WMF nicht mehr willkommen sind und herausgequetscht werden sollen. Immerhin sind die Mehrheitsgesellschafter nicht so dreist und wagen den Delisting-Schritt nicht ohne vorheriges ordentliches Abfindungsangebot. Diesen Punkt muss man ihnen gutschreiben. Dennoch: Boersengefluester.de hält die Offerte für zu niedrig und rät daher, das Angebot nicht anzunehmen. Mittelfristig dürfte WMF deutlich mehr Geld verdienen als im Mittel der vergangenen Jahre. Diese Perspektive spiegeln die gebotenen 53 Euro je Vorzugsaktie nicht angemessen wider.
Foto: WMF AG