Über diese Reaktion mag sich manch Anleger vermutlich gewundert haben. Als Wirecard Ende Juli seine vorläufigen Halbjahreszahlen vorlegte, ging das am Aktienkurs fast komplett vorbei. Gut 14 Tage später quittierten die Investoren das Zahlenwerk mit einem Kursrutsch von im Tief rund neun Prozent auf 25 Euro. Dabei hat der Spezialist für Zahlungssysteme seine Ergebnisprognose für 2014 nun sogar noch ein Stück positiver dargestellt als zuletzt. So lautet die neue Prognose für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 163 bis 175 Mio. Euro – nach zuvor 160 bis 175 Mio. Euro. Das klingt zwar ein wenig nach einer Pseudo-Anhebung, aber immerhin besser als eine Korrektur in die andere Richtung. Für die Analysten von Hauck & Aufhäuser dürfte die Konkretisierung der EBITDA-Spanne keine Bedeutung gehabt haben, ihre Erwartung für das EBITDA lag mit knapp 168 Mio. Euro ohnehin im gesicherten Mittelfeld.
Allerdings ist das EBITDA für die meisten Investoren eine schwierig zu greifende Zahl. Sie schauen lieber auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) oder noch besser auf den Nettoüberschuss. Hier kalkuliert Hauck & Aufhäuser für 2014 mit Werten von knapp 134 bzw. 112 Mio. Euro. Dem steht eine Marktkapitalisierung des TecDAX-Titels von gegenwärtig 3.272,64 Mio. Euro entgegen. Anders ausgedrückt: Das 2014er-KGV erreicht eine Größenordnung von fast 30. Selbst wenn Wirecard in den kommenden beiden Jahren beim Ergebnis sehr kräftig wachsen sollte, reduzierte sich dieser Wert auf gerade einmal rund 18. Fürchterlich günstig ist das nicht gerade. Klar: Wachstumsstarke Gesellschaften haben an der Börse immer ihren Preis. Dennoch kann man kühle Rechner verstehen, die das aktuelle Niveau eher zum Ausstieg nutzen.
Der von boersengefluester.de berechnete Buchwert je Aktie beträgt genau 8 Euro – demzufolge ergibt sich ein ebenfalls ein nicht gerade super attraktives KBV von 3,3. Eine damit korrespondierende weit überdurchschnittliche Eigenkapitalrendite kann Wirecard nämlich ebenfalls nicht vorweisen. Nach fünf Jahren, in denen der Aktienkurs von knapp 5 Euro auf in der Spitze 34 Euro geschossen ist, stößt der Titel offenbar an seine Bewertungsgrenzen. Im laufenden Jahr kam der Titel unterm Strich jedenfalls nicht mehr vom Fleck und hat sich mit einem Verlust von gut sieben Prozent sogar klar schlechter als der TecDAX entwickelt. Fairerweise sei noch gesagt: Das Kursziel von Hauck & Aufhäuser liegt weiter bei 36,50 Euro. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es sich bei Wirecrad nur um eine Korrektur im Aufwärtstrend handelt oder um eine generelle Trendwende. Boersengefluester.de würde derzeit eher auf die zweite Variante tippen. Dabei muss sich eine hohe Bewertung aber nicht zwangsläufig in einem massiven udn schnellen Kursverfall entladen. Denkbar ist auch eine längere Seitwärtsbewegung mit einer Mischung aus Absackern und Erholungsphasen. Aber auch in diesem Fall muss man die Wirecard-Aktie nicht unbedingt im Depot haben.