Kaum ist der Geschäftsbericht für 2015/16 (30. November) veröffentlicht, legt das Biotechunternehmen Wilex mit dem Zwischenabschluss für das Auftaktquartal 2016/17 schon wieder einen nach. Wesentliche Veränderungen im operativen Bereich, auf die nicht schon im Nachtragsbericht des Zahlenwerks für 2015/16 hingewiesen wurden, gibt es nicht. Die wichtigste Neuigkeit für den Kapitalmarkt war vermutlich der Anfang des Jahres abgeschlossene Lizenzvertrag mit Telix Pharmaceuticals – die Australier wollen einen früheren Hoffnungsträger von Wilex, den Antikörper Redectane, weltweit entwickeln und vermarkten (siehe auch den Beitrag von boersengefluester.de HIER). Zudem wurde die bereits im September 2016 unterzeichnete Optionsvereinbarung mit dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin (HIER) mittlerweile auf die Schiene gesetzt.
Entscheidend für die Zukunft der Gesellschaft war darüber hinaus die Anfang Februar veröffentlichte weitere Finanzierungszusage von Großaktionär dievini Hopp BioTech holding. Hier geht es um bis zu 10 Mio. Euro, die den Münchnern Luft bis zum Ende des zweiten Quartals 2018 verschaffen. Der monatliche Barmittelverbrauch liegt momentan zwischen 500.000 und 800.000 Euro. Das nachhaltige Engagement von dievini Hopp gehört zu den Trümpfen von Wilex. Immerhin war das Eigenkapital zum Ende des ersten Quartals bereits wieder auf 7,82 Mio. Euro geschmolzen – nach 9,76 Mio. Euro zum Abschluss des Geschäftsjahrs. Derweil bestätigt Vorstandssprecher Jan Schmidt-Brand seine bisherige Prognose, wonach für das laufende Jahr mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von minus 6 bis minus 10 Mio. Euro zu rechnen ist. „Wir haben uns wichtige Ziele und Meilensteine für 2017 gesetzt“, sagt Schmidt-Brand. „Der Fokus richtet sich weiter auf die Entwicklung und Vermarktung unserer proprietären ATAC-Technologie.“
So konzentriert sich die Tochter Heidelberg Pharma darauf, den aus dem Grünen Knollenblätterpilz gewonnenen Giftstoff Amanitin für die Krebsbehandlung einzusetzen. Dabei werden passende Antikörper über einen Linker mit dem Toxin verbunden. Nach dem Transport in die Krebszelle soll der Tumor das Gift aufnehmen und auf diese Weise getötet werden, gesundes Gewebe in der Umgebung freilich ausgenommen – daher auch der Name ATAC (Antibody Targeted Amanitin Conjugates). Zudem hat sich Schmidt-Brand vorgenommen, frühe Forschungskooperationen in umfassende Lizenzvereinbarungen zu transformieren. Ob die Gesellschaft den enormen Aufwand am Ende in klingende Münze umwandeln kann, lässt sich – zumindest für boersengefluester.de – nicht valide vorhersagen. Dafür gibt es im Biotechsektor einfach zu viele unbekannte Größen, was auch die wechselvolle Historie der Gesellschaft belegt. Immerhin: Zurzeit scheint bei Wilex viel in die richtige Richtung zu laufen, und das müsste sich im Normalfall auch weiterhin positiv auf den Kurs auswirken. Die Aktie ist für uns damit eine gute Halten-Position. Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt rund 34 Mio. Euro. Das entspricht etwa dem Niveau von Biotechfirmen wie CytoTools oder Neovacs.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1,90 | 3,67 | 7,31 | 8,49 | 1,75 | 18,51 | 9,86 | |
EBITDA1,2 | -10,35 | -11,30 | -9,60 | -17,55 | -24,83 | -16,62 | -20,33 | |
EBITDA-Marge3 | -544,74 | -307,90 | -131,33 | -206,71 | -1.418,86 | -89,79 | -206,19 | |
EBIT1,4 | -10,75 | -11,67 | -10,14 | -18,28 | -25,63 | -17,18 | -21,21 | |
EBIT-Marge5 | -565,79 | -317,98 | -138,71 | -215,31 | -1.464,57 | -92,82 | -215,11 | |
Jahresüberschuss1 | -10,97 | -11,67 | -10,15 | -18,37 | -26,14 | -19,70 | -20,35 | |
Netto-Marge6 | -577,37 | -317,98 | -138,85 | -216,37 | -1.493,71 | -106,43 | -206,39 | |
Cashflow1,7 | -7,90 | -9,98 | -8,56 | -17,89 | -26,61 | -8,57 | -33,95 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,76 | -0,41 | -0,36 | -0,61 | -0,80 | -0,44 | -0,31 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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