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Wie geht es eigentlich Adva Optical?

[sws_blue_box box_size=”585″] Auf dem Höhepunkt der Blase am Neuen Markt im März 2000 hatte Adva Optical Networking einen Börsenwert von gigantischen 4,8 Mrd. Euro. Konsequenz für das Papier des Glasfaserspezialisten war ein jahrelanger Abwärtstrend. Seit Februar 2015 hat der Titel allerdings in den Rally-Modus gewechselt. Ein paar Kennzahlen zeigen jedoch, wieviel Fantasie in der Aktie schon wieder eingepreist ist.[/sws_blue_box]

Wer die Pressemeldungen von Adva Optical liest, fühlt sich schnell an die Zeiten des Neuen Markts erinnert: Damals wies der Konzern bei der Vorlage der Geschäftszahlen stets das “Proforma-Betriebsergebnis” (Gewinn vor Zinsen und Steuern) oder das “Proforma-Ergebnis vor Steuern” aus. Und wie sah es zuletzt bei der Vorlage der 2014er-Geschäftsergebnisse aus? Richtig: In der Pressemeldung stand 15 Mal das Wort Proforma. Aber der Reihe nach: Im Jahr 2014 war der Umsatz um 9,2 Prozent auf 339,2 Mio. Euro gestiegen. Das Proforma-Betriebsergebnis klettert etwas stärker als der Umsatz auf 9,5 Mio. Euro. Dennoch stagnierte die Marge mit lediglich 2,8 Prozent auf dem Vorjahresniveau. Damit liegt die Rendite weit unter dem Niveau der Unternehmen aus dem HDAX, deren Gewinnspanne zurzeit bei rund 8,5 Prozent liegt. Der HDAX setzt sich zusammen aus den Unternehmen aus DAX, MDAX und TecDAX. Erfreulich in der Mitteilung von Adva ist immerhin, dass die Firma gleich am Anfang ausweist, welche Posten herausgerechnet werden, um auf das Proforma-Betriebsergebnis zu kommen. Die Posten sind: „Aufwendungen aus aktienbasierter Vergütung, keine Firmenwertabschreibungen und keine Abschreibungen und Wertberichtigungen von immateriellen Vermögenswerten aus Unternehmenserwerben.” Das Betriebsergebnis nach der offiziellen Rechnungslegung IFRS war zwar deutlich geklettert auf 8,35 Mio. Euro. Die Marge lag allerdings bei lediglich 2,5 Prozent.

 

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Vorstandschef Brian Protiva gibt sich dennoch zuversichtlich. So soll im ersten Quartal bei einem kräftigen Umsatzplus auf 90 bis 95 Mio. Euro eine Proforma-Marge beim Betriebsergebnis von null bis vier Prozent erreicht werden. In der Mitte der Spanne wäre das eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahreswert, der bei nur 0,5 Prozent gelegen hat. Ein gutes Zeichen ist zudem, dass die Umsätze in den vergangenen vier Quartalen jeweils über dem Vorjahreswert gelegen haben. „Während die Ausgaben für Übertragungstechnik in Europa bis jetzt deutlich unter den Trends lagen, die in Nordamerika und in den Schwellenmärkten zu beobachten waren, sehen wir jetzt Anzeichen für eine langsame Erholung des Wachstums in der Telekommunikationsindustrie”, sagt Protiva. Laut Schätzungen von Experten soll der Markt für Glasfasertechnik zwischen 2014 und 2017 um durchschnittlich elf Prozent pro Jahr wachsen – auf dann 15 Mrd. Dollar. Dennoch ist das Umfeld für Adva schwierig, wie die niedrige Marge erbarmungslos zeigt. Adva agiert in einem Umgeld, das von der chinesischen Firma Huawei Technologies dominiert wird und in dem der US-Konzern Ciena sowie der französische Riese Alcatel-Lucent auf den folgenden Plätzen liegen. Hinzu kommt, dass der amerikanische Anbieter Infinera den Markt mit rasantem Wachstum aufmischt. Dennoch hat die Adva-Aktie in den vergangenen Monaten kräftig an Wert gewonnen. Rückenwind brachte eine Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) vom 4. März, in der die Aktie von „Halten” auf „Kaufen” heraufgestuft und das Kursziel von 3,50 Euro auf 4,25 Euro erhöht worden war.

Für Zuversicht bei Investoren sorgt zudem der starke Dollar. Adva erzielt rund ein Drittel der Konzernerlöse in Amerika. Ein weiterer Rückgang des Euro würde daher das Ergebnis des Glasfaserspezialisten beflügeln. Die Analysten sind jedenfalls zuversichtlich. Sie prognostizieren, dass der operative Gewinn 2015 von 8,35 Mio. Euro auf 13,3 Mio. Euro hochschießen wird. Im kommenden Jahr sollen es bereits 17,4 Mio. Euro sein. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 200 Mio. Euro ist Adva damit mit dem 11,5fachen des operativen Gewinns für 2016 bewertet. Das ist ein sehr hoher Wert, zumal die Marge mit 4,4 Prozent weiterhin weit unter dem Vergleichsniveau der HDAX-Unternehmen liegt. Wenn man bei Adva den Netto-Cash von 48,9 Mio. Euro (1,02 Euro je Aktie) abzieht, liegt die Bewertung immer noch bei dem Faktor 8,7. Das zeigt, welch enorme Wachstumserwartungen in dem ehemaligen TecDAX-Wert eingepreist sind. Bei einer weiteren Abwertung des Euro könnte der Small Cap noch eine Weile weiter klettern. Allerdings wird die Luft zusehends dünn. Bei einem aktuellen Kurs von 4,10 Euro je Aktie ist bis zum Kursziel der LBBW nicht mehr viel Potenzial.

 

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[sws_grey_box box_size=”585″]Dieser Beitrag stammt von Egmond Haidt, der für die boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research schreibt.[/sws_grey_box]

 

Foto: ADVA Optical Networking

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.