Im Normalfall wäre es wohl eine Knallermeldung. Der E-Commerce-Ableger ArtXX der Weng Fine Art AG (WFA) wird demnächst Editionen des chinesischen Starkünstlers Ai Weiwei verlegen. Prominenter hätte der Start als Herausgeber eigener hochwertiger Editionen für ArtXX nicht laufen können. Die Messlatte liegt also ziemlich hoch, was das weitere Verlagsgeschäft betrifft. Damit nicht genug, WFA-CEO Rüdiger K. Weng will das Geschäftsmodell zusätzlich auf eine breitere Basis stellen: „Wichtig ist der Gesellschaft, einen Zweitmarkt für die von ihr verlegten Editionen über ihre Plattform „Weng Art Invest“ zu etablieren, auf der diese dauerhaft gehandelt werden können.“
Was das konkret für die künftige Margenentwicklung bedeutet, lässt sich für Investoren derzeit zwar noch nicht abschätzen. Doch nach der langen Sendepause – insbesondere was den aktuellen Stand der Verhandlungen mit Artnet angeht – ist die Nachricht um die Weiwei-Kooperation zumindest ein starkes Signal. Aber keine Frage: Die Börse interessiert sich derzeit bei WFA in erster Linie um die weitere Entwicklung des Kunstdaten-Unternehmens Artnet, bei dem WFA wesentlicher Aktionär ist. Längst sind alle bislang kommunizierten Termine hinsichtlich des Einstiegs eines Finanzinvestors bei Artnet überfällig. Andererseits gibt es aber auch keine Meldung, wonach der Prozess offiziell abgebrochen wurde. Eine komplette Blackbox sozusagen – was sich entsprechend auch im extrem niedrigen Aktienkurs von Weng Fine Art widerspiegelt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,21 | 7,64 | 7,40 | 10,43 | 13,06 | 8,53 | 5,92 | |
EBITDA1,2 | 1,70 | 1,66 | 2,26 | 6,01 | 5,13 | 1,20 | 0,73 | |
EBITDA-Marge3 | 20,71 | 21,73 | 30,54 | 57,62 | 39,28 | 14,07 | 12,33 | |
EBIT1,4 | 1,65 | 1,61 | 2,19 | 5,92 | 5,01 | 1,09 | 0,64 | |
EBIT-Marge5 | 20,10 | 21,07 | 29,60 | 56,76 | 38,36 | 12,78 | 10,81 | |
Jahresüberschuss1 | 1,06 | 1,07 | 1,75 | 5,27 | 4,25 | 0,60 | 0,01 | |
Netto-Marge6 | 12,91 | 14,01 | 23,65 | 50,53 | 32,54 | 7,03 | 0,17 | |
Cashflow1,7 | -0,27 | 0,02 | 1,60 | 0,53 | 0,44 | 1,94 | -2,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,20 | 0,19 | 0,32 | 0,91 | 0,62 | 0,11 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,08 | 0,10 | 0,75 | 0,25 | 0,16 | 0,11 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Brandenburg |
Das schwierige Umfeld im gesamten Kunstsektor zeigt sich derweil auch in den kürzlich veröffentlichten Jahreszahlen 2023 des WFA-Konzerns. Bei einem Umsatzrückgang um gut 30 Prozent auf 5,92 Mio. Euro knickte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 41 Prozent auf knapp 642.000 Euro ein. Niedriger war das Betriebsergebnis zuletzt 2014. Unterm Strich steht für 2023 wegen des deutlich verschlechterten Finanzergebnisses gerade einmal eine schwarze Null. Ob es eine Dividende für das abgelaufene Jahr geben wird – maßgeblich dafür ist der bereits vor einiger Zeit veröffentlichte AG-Abschluss –, ist noch offen.
Die Hauptversammlung (HV) findet voraussichtlich erst im November 2024 statt. Aber selbst wenn: Nach der desaströsen Kursentwicklung seit Anfang 2022 wäre eine Ausschüttung maximal ein Tropfen auf dem heißen Stein und wird niemanden beruhigen. Entsprechend turbulent dürfte auch die Präsenz-HV in Düsseldorf werden. Nun: Wer den Titel im Depot hat, wird ihn vermutlich auch dort belassen. Die Kooperation mit Weiwei ist aber definitiv ein Ausrufezeichen und zeigt, wie gut das Unternehmen grundsätzlich noch immer positioniert ist. Darüber hinaus gibt es die berechtigte Hoffnung, dass sich der Kunstmarkt allmählich wieder berappelt und damit auch WFA das Tal der Tränen verlässt.
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