Bestimmt nicht haben wir die Aktie von Weng Fine Art (WFA) aus dem Blickfeld verloren. Es gab zuletzt börsentechnisch nur einfach nicht so viel zu schreiben über das Kunsthandelshaus. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich das in den kommenden Wochen ändern wird, schließlich nähert sich auch für WFA ganz allmählich die Berichtssaison. Zumindest indirekt wurde boersengefluester.de – und mit Sicherheit auch viele andere Börsianer, die die Entwicklung des Unternehmens verfolgen – kürzlich aber schon auf WFA angestupst. Ganz genau: Es geht um die krude Story, wonach eine Sammlerin bei der Art Wynwood in Miami versehentlich eine Skulptur des berühmten Künstlers Jeff Koons vom Sockel gestoßen hat und diese dann in tausend Einzelstücke zerbrach. Dabei sollte der Glashund eigentlich für 42.000 Dollar auf der Kunstmesse verkauft werden (siehe dazu etwa auch den Online Artikel der FAZ HIER).
Nun kann sich boersengefluester.de nicht wirklich vorstellen, dass ein derart teures Stück einfach so ungeschützt im Ausstellungsraum steht. Aber sei es drum: Für weltweite Schlagzeilen hat das vermeintliche Malheur definitiv gesorgt – mehr Werbung geht eigentlich nicht für den Vorzeigekünstler aus dem Repertoire von Weng Fine Art bzw. der E-Commerce-Tochter ArtXX. Ansonsten haben die Monheimer kürzlich die Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms von bis zu 55.000 eigene Aktien angekündigt. Auf dem aktuellen Niveau wäre das ein Volumen von knapp 650.000 Euro. Das Programm soll bis Ende Juni 2023 laufen, so dass die im Münchner Spezial-Freiverkehrssegment m:access gelistete Gesellschaft zur nächsten Hauptversammlung (HV) im August 2023 ein Update zur tatsächlichen Umsetzung des Programms liefern sollte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,21 | 7,64 | 7,40 | 10,43 | 13,06 | 8,53 | 5,92 | |
EBITDA1,2 | 1,70 | 1,66 | 2,26 | 6,01 | 5,13 | 1,20 | 0,73 | |
EBITDA-Marge3 | 20,71 | 21,73 | 30,54 | 57,62 | 39,28 | 14,07 | 12,33 | |
EBIT1,4 | 1,65 | 1,61 | 2,19 | 5,92 | 5,01 | 1,09 | 0,64 | |
EBIT-Marge5 | 20,10 | 21,07 | 29,60 | 56,76 | 38,36 | 12,78 | 10,81 | |
Jahresüberschuss1 | 1,06 | 1,07 | 1,75 | 5,27 | 4,25 | 0,60 | 0,01 | |
Netto-Marge6 | 12,91 | 14,01 | 23,65 | 50,53 | 32,54 | 7,03 | 0,17 | |
Cashflow1,7 | -0,27 | 0,02 | 1,60 | 0,53 | 0,44 | 1,94 | -2,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,20 | 0,19 | 0,32 | 0,91 | 0,62 | 0,11 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,08 | 0,10 | 0,75 | 0,25 | 0,16 | 0,11 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Brandenburg |
Bis zur HV will CEO Rüdiger K. Weng zudem eine „Verhandlungslösung“ bezüglich Artnet präsentieren. WFA ist größter Einzelaktionär bei dem Kunst-Datendienstleister, befindet sich aber im Clinch mit den Familiengesellschaftern von Artnet. Ende 2022 brachte WFA öffentlich den Einstieg eines US-Private Equity-Fonds als eine Art gütliche Lösung ins Spiel. Aber auch eine eigene Übernahmeofferte ist nicht vom Tisch. Losgelöst davon sind die Investoren gespannt, wie die über ArtXX avisierte neue Handelsplattform konkret aussehen wird. Immerhin haben sich die Parameter in der Kunstszene seit dem Russland-Krieg wohl mehr als einmal gedreht. Entsprechend dürften sich auch die Stellschrauben für die Ausrichtung der zurzeit möglichen Geschäftsmodelle verändert haben – freilich auch vor dem Hintergrund des überraschenden Ausstiegs aus dem Konsortium bei 360X Art (HIER). Die kommenden Monate versprechen also Hochspannung in der WFA-Aktie. Und auch wenn der Chartverlauf der ehemals so stark performenden Aktie seit Anfang 2022 ganz bitter ist: Auf die mittlere Sicht gehen wir davon aus, dass sich das Bild bei WFA wieder dreht.
Foto: ArtXX