Der eigentlich interessante Termin in diesem Jahr bei Weng Fine Art (WFA) wird ganz klar die Hauptversammlung (HV) am 21. August 2023 im Düsseldorfer Industrie-Club werden. Dabei stehen auf der Tagesordnung nur die üblichen Standards wie die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, der Dividendenvorschlag oder auch die Wiederwahl des Abschlussprüfers. Alles reichlich unspektakulär in diesem Jahr bei dem Kunsthandelsunternehmen – dabei ist operativ so viel passiert wie lange nicht. Entsprechend gespannt werden die Aktionäre auf die Rede von Vorstand Rüdiger K. Weng zu den Fortschritten in der Digitalisierungsstrategie – hier geht es insbesondere um die neue Handelsplattform Weng Art Invest – sowie der allgemeinen Marktentwicklung sein. Zudem geht es um das weitere Vorgehen bei der Beteiligung an dem ebenfalls börsennotierten Kunst-Dienstleister Artnet.
Wobei: Bezüglich Artnet sollten die Investoren vermutlich nicht allzu viele Neuigkeiten erwarten, da die Berliner am 30. August 2023 selbst erst ihre HV haben – allerdings nur im virtuellen Format. Bislang ist jedenfalls alles ziemlich ruhig, Gegenanträge sind auf der Homepage von Artnet noch nicht veröffentlicht. Das lässt darauf schließen, dass im Hintergrund verhandelt wird und öffentliche Eskalationen tunlichst vermieden werden sollen. Doch zurück zu WFA: Keine Hauptversammlung ohne Jahresabschluss – und genau den haben die Monheimer nun in aller Stille auch für die Konzernebene vorgelegt. Die Zahlen für Umsatz und Ergebnis zeigen durchweg kräftige Rückgänge. So knickten die Erlöse um fast 35 Prozent auf 8,53 Mio. Euro ein. Der Löwenanteil davon entfällt auf die Mehrheitsbeteiligung (63,39 Prozent) an dem Schweizer E-Commerce-Unternehmen ArtXX. Die im Vergleich zu 2021 fehlenden Umsatzerlöse gepaart mit den deutlich gestiegenen Personalaufwendungen und den erheblichen Investitionen in die Erweiterung des Geschäftsmodells führen dazu, dass das Betriebsergebnis von 5,01 auf 1,09 Mio. Euro sinkt. Immerhin bleibt WFA mit einem Überschuss von rund 604.000 Euro auch unterm Strich in den schwarzen Zahlen, ist damit allerdings weit entfernt vom 2021er-Gewinn nach Steuern von 4,25 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,21 | 7,64 | 7,40 | 10,43 | 13,06 | 8,53 | 5,92 | |
EBITDA1,2 | 1,70 | 1,66 | 2,26 | 6,01 | 5,13 | 1,20 | 0,73 | |
EBITDA-Marge3 | 20,71 | 21,73 | 30,54 | 57,62 | 39,28 | 14,07 | 12,33 | |
EBIT1,4 | 1,65 | 1,61 | 2,19 | 5,92 | 5,01 | 1,09 | 0,64 | |
EBIT-Marge5 | 20,10 | 21,07 | 29,60 | 56,76 | 38,36 | 12,78 | 10,81 | |
Jahresüberschuss1 | 1,06 | 1,07 | 1,75 | 5,27 | 4,25 | 0,60 | 0,01 | |
Netto-Marge6 | 12,91 | 14,01 | 23,65 | 50,53 | 32,54 | 7,03 | 0,17 | |
Cashflow1,7 | -0,27 | 0,02 | 1,60 | 0,53 | 0,44 | 1,94 | -2,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,20 | 0,19 | 0,32 | 0,91 | 0,62 | 0,11 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,08 | 0,10 | 0,75 | 0,25 | 0,16 | 0,11 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Brandenburg |
Keine Frage: Die Zahlen sind noch ein Stück unerfreulicher als ohnehin zu erwarten war. Das wiederum sollte den in den vergangenen Quartalen massiv zurückgekommenen Aktienkurs nicht noch weiter belasten. Die Blickrichtung der Börsianer geht hier klar nach vorn, auch wenn ein stärkerer Jahresabschluss für 2022 förderlich für die Verhandlungsposition von WFA bezogen auf Artnet gewesen wäre. Nun liegen die Zahlen auf dem Tisch und sie sind, wie sie sind. Einzig mit erläuternden Informationen oder gar einem Ausblick hält sich das Unternehmen derzeit komplett zurück. Bleibt zu hoffen, dass sich die Investor Relations-Aktivitäten von WFA mit der Hauptversammlung diesbezüglich ändern werden. Schließlich gilt Rüdiger K. Weng im Normalfall als transparenter und leidenschaftlicher Kommunikator – insbesondere auch Privatinvestoren gegenüber. Der Punkt für die klar bessere Aktienperformance geht momentan allerdings an Artnet, wobei die Investoren die dafür ursächlichen Kurstreiber sehr unterschiedlich einschätzen. Das belegen jedenfalls die ungewöhnlich vielen Zuschriften, Anrufe und Social Media-Posts, die boersengefluester.de nach dem Interview mit Artnet-CEO Jacob Pabst Ende Juni (HIER) bekommen hat.
Foto: shutterstock
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