Genau gezählt hat boersengefluester.de nicht. Aber geschätzt dürften zu Beginn der Weng Fine Art-Hauptversammlung (HV) am 21. August 2023 locker um die 160 Aktionäre im Industrie-Club Düsseldorf gewesen sein, was durchaus beachtlich ist. Viel mehr Leute hätten in dem HV-Saal übrigens auch gar keinen Sitzplatz bekommen. Formal ging es auf der HV um das alles andere als erfreulich gelaufene Jahr 2022, aber der Rückblickteil ist kurstechnisch längst abgehakt und daher machen wir es auch kurz an dieser Stelle: Im Schulnotensystem gibt Vorstand Rüdiger K. Weng dem Unternehmen für 2022 die Note ausreichend – nach einer 1 minus bis 2 plus für das Jahr zuvor. Das sagt wohl alles. Als beste unternehmerische Leistung 2022 bezeichnet der Firmengründer den Verkauf der Beteiligung an der 360X Art AG zu einem Preis von rund 2,4 Mio. Euro und das daraus frei gewordene Geld unter anderem in die Aufstockung der Artnet-Beteiligung auf mittlerweile knapp 30 Prozent investiert zu haben.
Über den Daumen deckt das Investment in dem Kunstdaten-Unternehmen aus Berlin den Börsenwert von Weng Fine Art (WFA) damit zu ebenfalls etwas weniger als 30 Prozent. Ab Die Spekulation ist nun, dass das Artnet-Paket noch viel mehr Wert haben könnte, wenn der Schatz denn seinen wahren Glanz offenbaren würde. „Die dort kreierten Assets haben einen ganz erheblichen Wert“, sagt Rüdiger K. Weng. Dabei muss der CEO in seiner Rede jedes Wort über Artnet auf die Goldwaage legen. Immerhin könnte eine einzige unbedachte Äußerung den Burgfrieden zwischen beiden Gesellschaften beschädigen und gleichzeitig auch die im Hintergrund laufenden Verhandlungen mit Finanz- bzw. strategischen Investoren torpedieren. Trotzdem: „Wir werden in den nächsten Monaten eine attraktive Lösung finden“, ist sich Rüdiger K. Weng sicher.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 8,21 | 7,64 | 7,40 | 10,43 | 13,06 | 8,53 | 5,92 | |
EBITDA1,2 | 1,70 | 1,66 | 2,26 | 6,01 | 5,13 | 1,20 | 0,73 | |
EBITDA-Marge3 | 20,71 | 21,73 | 30,54 | 57,62 | 39,28 | 14,07 | 12,33 | |
EBIT1,4 | 1,65 | 1,61 | 2,19 | 5,92 | 5,01 | 1,09 | 0,64 | |
EBIT-Marge5 | 20,10 | 21,07 | 29,60 | 56,76 | 38,36 | 12,78 | 10,81 | |
Jahresüberschuss1 | 1,06 | 1,07 | 1,75 | 5,27 | 4,25 | 0,60 | 0,01 | |
Netto-Marge6 | 12,91 | 14,01 | 23,65 | 50,53 | 32,54 | 7,03 | 0,17 | |
Cashflow1,7 | -0,27 | 0,02 | 1,60 | 0,53 | 0,44 | 1,94 | -2,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,20 | 0,19 | 0,32 | 0,91 | 0,62 | 0,11 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,08 | 0,10 | 0,75 | 0,25 | 0,16 | 0,11 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dr. Brandenburg |
Entsprechend gespannt ist boersengefluester.de auf die virtuelle Artnet-Hauptversammlung am 30. August 2023. Möglicherweise werden hier bereits wichtige Weichenstellungen signalisiert. Insofern ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch vieles Spekulation. Super interessant findet boersengefluester.de aber noch eine andere Botschaft, die Rüdiger K. Weng auf der HV unmissverständlich klargemacht hat: Demnach finden etwa amerikanische Investoren die Beteiligung an Artnet regelmäßig am interessantesten an der WFA-Aktie. Eine Wahrnehmung, die hierzulande eher noch nicht so verbreitet ist – auch weil Rüdiger K. Weng selbst seinen Beitrag dazu geleistet hat. Immerhin gab es in der Vergangenheit schon ganz andere Töne von ihm bezüglich Compliance und wirtschaftliche Führung bei Artnet. Jedenfalls soll jeder Aktionär wissen, dass Artnet der „ganz große Deal für WFA“ werden kann.
Gemessen daran treten momentan selbst die spannenden Entwicklungen rund um die neue Kunstplattform Weng Art Invest oder die weitere Zukunft der Schweizer E-Commerce-Tochter ArtXX ein wenig in den Hintergrund. Interessanter könnte aber sogar das ehemalige Kernsegment, der B2B-Kunsthandel, werden. „Wir werden das Geschäft deutlich verändern und dazu in den nächsten Monaten eine Veröffentlichung machen. Die Zukunft sind USA und Asien“, sagt Rüdiger K. Weng ohne die Planungen schon jetzt zu konkretisieren. Mit den allgemeinen Rahmenbedingungen in Deutschland rechnet der Manager umso mehr ab: „Neues Geschäft werden wir in Deutschland und auch der EU nicht mehr aufbauen. Die Entscheidung ist längst getroffen.“ Vieles ist also in Bewegung bei Weng Fine Art – und genau das macht die Aktie nach dem nur mit der Note 4 eingestuften Jahr 2022 jetzt wieder so interessant – und den Anteilschein von Artnet sowieso.
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