Mitte Dezember 2018, auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz, wirkte das Management von wallstreet:online (w:o) beinahe noch ein wenig ratlos, angesichts der trüben Kursentwicklung. Immerhin war der Anteilschein des Finanzportalbetreibers damals bis deutlich unter die Marke von 25 Euro gefallen – nachdem der Small Cap ein halbes Jahr zuvor noch mehr als 45 Euro kostete. Einzige Erklärung für den Absacker war die Furcht vor einer spürbaren Abkühlung der Werbeerlöse, schließlich sah es damals für fast alle Bereiche rund um das Thema Börse ziemlich mau aus. Mit den steigenden Aktienkursen kehrte allerdings auch bei w:o die Zuversicht zurück. Mittlerweile steht die Notiz unmittelbar vor der Marke von 35 Euro, womit die Berliner auf eine Marktkapitalisierung von 58,3 Mio. Euro kommen.
Frische Kursfantasie brachte zudem die kürzlich kommunizierte Übernahme der ABC New Media AG – in erster Linie bekannt durch die von ihr betriebene Seite FinanzNachrichten.de – für einen Preis von 2,8 Mio. Euro. Damit hat das Vorstandsteam von w:o sein Versprechen eingelöst, wonach Übernahmen von Portalen weiterhin ein Thema seien. Hintergrund: Im Herbst 2017 hatte w:o die Markets Inside Media GmbH mit der dazugehörigen Seite börsennews.de erworben – insbesondere auch um von dem starken Mobiltraffic der Leipziger zu profitieren. Im November 2018 stand dann die zur vwd-Gruppe gehörende Seite finanztreff.de zum Verkauf. Dem Vernehmen nach hatte w:o ebenfalls für finanztreff geboten, allerdings bekam die Börsenmedien AG (DER AKTIONÄR) aus Kulmbach damals den Zuschlag. Nun also hat w:o mit FinanzNachrichten.de seine Position weiter erheblich gestärkt. Ein guter Deal nach Auffassung von boersengefluester.de.
Ebenso ansehnlich sind die vorläufigen Zahlen für 2018: Demnach haben die Berliner mit Erlösen von 10,65 Mio. Euro den eigenen Ausblick (8,4 bis 10,3 Mio. Euro) sogar am oberen Ende getoppt. Beim Gewinn vor Steuern liegt das Unternehmen mit 4,83 Mio. Euro knapp unter der Mitte der Bandbreite von 4,49 bis 5,49 Mio. Euro. „Im Ergebnis sind bereits Sondereffekte in Höhe von rund 800.000 Euro berücksichtigt, sodass das um diese Effekte bereinigte operative Ergebnis bei mehr als 5,600 Mio. Euro lag und damit leicht über dem oberen Ende der im April 2018 aufgestellten Prognose“, heißt es offiziell. Für das laufende Jahr stellt CEO Stefan Zmojda (inklusive ABC) einen Umsatz in einer Range von 10,0 bis 12,5 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Steuern zwischen 5,7 und 7,0 Mio. Euro in Aussicht. Effekte aus der rechtlich noch nicht vollzogenen Übernahme von w:o capital sind hier noch gar nicht inkludiert.
Die vergleichsweise große Spanne bei der Gewinnvorschau zeigt zwar, dass das Geschäft grundsätzlich enorm volatil bleibt. Andererseits befindet sich w:o offenbar auf einem anhaltenden Wachstumskurs. Zu verdanken ist dies zu einem wesentlichen Teil auch der immer größeren Marktmacht. Für sehr risikobereite Anleger ist der Titel damit eine aussichtsreiche Wette. Die Analysten von Warburg Research hatten das Kursziel für die w:0-Aktie zuletzt bei immerhin 52 Euro angesetzt. Seltsamerweise aber nur mit einer Halten-Einschätzung versehen – trotz des enormen Kurspotenzials von immer noch fast 50 Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 5,19 | 7,78 | 8,55 | 28,21 | 48,20 | 52,79 | 46,54 | |
EBITDA1,2 | 2,03 | 3,71 | 3,70 | 4,52 | 3,56 | 8,77 | 1,35 | |
EBITDA-Marge3 | 39,11 | 47,69 | 43,27 | 16,02 | 7,39 | 16,61 | 2,90 | |
EBIT1,4 | 1,89 | 3,64 | 3,69 | 2,03 | 0,35 | -8,41 | -5,22 | |
EBIT-Marge5 | 36,42 | 46,79 | 43,16 | 7,20 | 0,73 | -15,93 | -11,22 | |
Jahresüberschuss1 | 1,78 | 3,23 | 1,90 | 3,55 | -0,54 | -10,07 | -5,92 | |
Netto-Marge6 | 34,30 | 41,52 | 22,22 | 12,58 | -1,12 | -19,08 | -12,72 | |
Cashflow1,7 | 1,92 | 3,30 | 1,91 | 1,18 | 13,93 | 5,04 | 0,19 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | 0,24 | 0,13 | 0,25 | -0,04 | -0,64 | -0,38 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dohm Schmidt Janka |