Natürlich wollen sich die Unternehmen auf dem Eigenkapitalforum (EKF) der Deutschen Börse in einem möglichst guten Licht darstellen – ist ja klar. Das heißt aber nicht, dass man über alle Schwierigkeiten der vergangenen Jahre salopp hinweggehen sollte. Diesen Eindruck hatte boersengefluester.de allerdings bei dem Vortrag des 3D-Druckerherstellers Voxeljet. Die finanziellen Details – etwa die neuerliche kräftige Reduktion der Umsatzerwartung für 2021 – kamen erst gar nicht vor in den Ausführungen des IR-Managers. Und der im Grunde durch die amerikanischen Börsenhüter verordnete Wechsel von der NYSE an die Nasdaq wurde ebenfalls nur in einem Halbsatz erwähnt. Entsprechend enttäuscht dürften Anleger sein, die sich nach dem EKF ein wenig näher mit Voxeljet beschäftigen wollen. Das fängt bereits mit einer Sache an, für die Voxeljet freilich nichts kann. Nahezu auf allen einschlägigen Finanzportalen wird nämlich noch mit der alten Aktienzahl von 24,18 Millionen gerechnet. Dabei sind nach dem Reverse-Split 1:5 vom August 2020 lediglich 4,836 Millionen Aktien – beziehungsweise genauer gesagt American Depositary Shares (ADSs) – im Umlauf.
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Entsprechend beträgt die Börsenwert des im bayerischen Friedberg ansässigen Unternehmens nur knapp 40 Mio. Euro und nicht beinahe 200 Mio. Euro. Das wiederum würde die Investmentstory zwar eigentlich nur noch attraktiver machen. Für manchen Anleger ist die Company damit vielleicht aber auch einfach zu klein. Fakt ist zudem, dass Voxeljet sich einfach nicht dem Turnaround nähert. Nach neun Monaten 2020 steht sogar ein von 10,27 auf 11,76 Mio. Euro erhöhter Netto-Verlust zu Buche. Das kann in einem durch Corona geprägten Jahr durchaus passieren. Immerhin gehören besonders betroffenen Branchen wie der Automobil- und Luftfahrtsektor zu den wichtigsten Abnehmern der großvolumigen und mitunter bis weit über 1 Mio. Euro kostenden 3D-Drucker von Voxeljet. Umso interessanter wird, ob die neuen Anlagen fürs High Speed Sintering (HSS) auch tatsächlich neue Märkte erschließen – etwa für maßkonfektionierte Schuhe. Ansonsten könnte es gern weitere Meldungen wie zuletzt geben, wonach ein deutscher Automobilhersteller einen größeren Folgeauftrag für drei Exemplare des Premiummodells VJET X platziert hat.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Sorge bereitet boersengefluester.de weiterhin die – angesichts der anhaltenden Verlustsituation – kontinuierlich schmelzende Eigenkapitalquote von zuletzt „nur“ noch 40 Prozent. Vor drei Jahren machte das Eigenkapital noch mehr als 78 Prozent der Bilanzsumme aus. Die Netto-Finanzverbindlichkeiten türmen sich zurzeit auf mehr als 17,5 Mio. Euro. Wir sind gespannt, ob Voxeljet am Ende allein über die Runden kommen wird. Die Produkte sind zwar gut, das zeigen schon die teilweise extrem langen Kundenbeziehungen. Allmählich bräuchte es aber schon ein paar Quartale die zeigen, dass es sich auch wirtschaftlich zum Besseren wendet. Für 2020 rechnet der Vorstand nur noch mit Erlösen zwischen 20,7 und 22,7 Mio. Euro. Die vorherige Spanne erstreckte sich von 26,0 bis 30,0 Mio. Euro. Dabei war die Gesellschaft zum IPO im Oktober 2013 mal ein umjubelter Börsenstar mit Milliardenbewertung. Wer den Titel im Depot hat, sollte trotzdem engagiert bleiben.
Foto: Businesswire