Einen Monat nach dem Traumstart an der Nasdaq hat der 3D-Druckerhersteller Voxeljet seine Neun-Monats-Zahlen vorgelegt. Die Spannung war enorm: Schließlich gibt es nur wenige Neuemissionen, deren Kurs innerhalb von vier Wochen um 300 Prozent in die Höhe schießt. „Das IPO ist eine große Geschichte für uns – besonders in den USA haben wir deutlich mehr Aufmerksamkeit gewonnen”, freute sich Vorstandschef Ingo Ederer auf dem Conference Call zu den Quartalszahlen. Kein Wunder: Vermutlich gibt es nicht viele Unternehmen, die bei einem für 2013 erwarteten Umsatz von 11 Mio. Euro einen Börsenwert von mehr als 600 Mio. Euro auf die Waagschale bringen. Doch die 3D-Druckfantasie der Investoren ist gewaltig. Zumindest in der Theorie sind den Möglichkeiten der neuen Technologie kaum Grenzen gesetzt: von industriellen Anwendungen etwa im Automobilsektor bis hin zum Einsatz im medizinischen Bereich. Offenbar handelt es sich um eine sogenannte „Game-Changer-Technologie“ mit weitreichenden Folgen – auch für andere Industrien.
Und daher betont Voxeljet-Vorstandschef Ingo Ederer: „Wir freuen uns, dass unser Umsatzwachstum die zunehmenden Einsatzmöglichkeiten des 3D-Drucks widerspiegelt.“ So zogen die Erlöse im dritten Quartal um 77 Prozent auf 3,52 Mio. Euro an. Das operative Ergebnis drehte von minus 0,038 Mio. Euro auf plus 0,40 Mio. Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 0,21 Mio. Euro hängen. Demnach kommt die Gesellschaft aus dem bayerischen Friedberg nach neun Monaten 2013 auf ein Umsatzplus von 20,5 Prozent auf knapp 8 Mio. Euro. Unterm Strich steht allerdings noch ein Verlust von knapp 0,17 Mio. Euro – oder minus 0,08 Euro pro Aktie. Für das Abschlussquartal rechnet Ederer mit Erlösen von mindestens 3 Mio. Euro, so dass am Jahresende Umsätze von rund 11 Mio. Euro in den Büchern stehen. Der Auftragsbestand per 30. September beläuft sich auf 5,5 Mio. Euro – dieser Betrag steht für sieben 3D-Drucker.
Eine Kapitalisierung von 600 Mio. Euro lässt sich mit solchen Zahlen natürlich noch nicht rechtfertigen. Anleger, die derzeit auf der 3D-Welle reiten, müssen also sehr weit in die Zukunft schauen. Als Hersteller von großvolumigen 3D-Druckern für professionelle Anwendungen hat Voxeljet jedoch gute Karten, auch künftig vorn mit zu mischen. Überhaupt hat Deutschland eine starke Position inne. Ein weiterer Topplayer ist etwa die – allerdings nicht börsennotierte – EOS Holding aus München. Die Gesellschaft bezeichnet sich selbst als „Technologie- und Marktführer für designgetriebene e-Manufacturing-Lösungen“.
Branchenkenner spielen bereits durch, welche Veränderungen künftig möglich sind. Was passiert etwa, wenn den großen Maschinenbau-Unternehmen ihr so wichtiges Ersatzteilgeschäft wegbricht, weil sich die Kunden defekte Verschleißteile selbst ausdrucken? Vor den amerikanischen Finanzexperten zeigte sich Vorstandschef Ederer sehr optimistisch, was die weiteren Aussichten angeht: „Voxeljet ist einer der Pioniere im Bereich 3D-Druck. Diese innovative Technik hat das Potenzial, Herstellungsprozesse, wie wir sie heute kennen, komplett zu verändern. Dabei glauben wir, dass sich die 3D-Drucktechnologie erst in einer frühen Phase der Entwicklung befindet.” Um auch in Amerika stärker Fuß zu fassen, baut die Gesellschaft ein Service-Center in der Midwest-Region – ganz nach dem Vorbild in der bayerischen Heimat. Hier bietet Voxeljet in einem der größten 3D-Druck-Zentren Europas die „On-Demand-Fertigung“ von Formen und Modellen für alle möglichen Kundengruppen an. Wichtig: Der Servicebereich ist gleichzeitig ein bedeutender Hebel, um den Verkauf der 3D-Drucker anzutreiben. Ab dem dritten Qurtal 2014, wenn das neue Center in den USA in Betrieb ist, sollten hieraus deutliche Effekte auf den Umsatz zu spüren sein.
Gegenwärtig hat das Unternehmen fünf verschiedene 3-Druckertypen im Programm, vom kleineren Einstiegsmodell bis hin zu großformatigen Maschinen. Auf der Spezialmesse EuroMold, Anfang Dezember in Frankfurt, wird das Management seine sechste Baureihe vorstellen. Überhaupt dürfte die Fachmesse den Blick der Investoren nochmals auf die 3D-Druckbranche lenken. So findet am 5. Dezember 2013 in Frankfurt die „15. Internationale Wohlers Konferenz” zum Thema „Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Additive Fertigung und 3D-Druck” statt. Fazit von boersengefluester.de: Kein Sektor ist derzeit heißer als der 3D-Druckbereich. Wer sich hier engagiert, tummelt sich in einem extrem zukunftsträchtigen Bereich. Die momentanen Bewertungen an der Börse sind allerdings komplett abgehoben.
Foto: Voxeljet AG