Bei etwas oberhalb von 40 Euro war für den Aktienkurs von Vossloh zuletzt erst einmal Endstation mit Kurserholung. Damit hat der Anteilschein des Bahntechnikkonzerns das „Vor-Corona-Crash-Niveau“ allerdings auch ziemlich genau zurückerobert, was bemerkenswert genug ist. Immerhin knickte die Notiz im März bis auf 25 Euro ein. Nun hat Vossloh den Halbjahresbericht vorgelegt – Zeit für ein kompaktes Update: Der Rückgang der Umsatzerlöse um rund zehn Prozent auf 393,2 Mio. Euro sieht auf den ersten Blick sehr ungemütlich aus, allerdings waren in der Vorjahreszahl noch 30,1 Mio. Euro der mittlerweile veräußerten US-Gesellschaft Cleveland Track Material enthalten. Darüber hinaus beziffert CEO Oliver Schuster Umsatzverschiebungen aufgrund von COVID-19 auf rund 30 Mio. Euro. Erklärungsbedürftig ist ebenfalls das von 13,6 auf 30,1 Mio. Euro in die Höhe geschnellte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT). Hier gab es ebenfalls erhebliche Sondereffekte von rund 15 Mio. Euro aus einer Buchwertanpassung. Auf bereinigter Basis wäre EBIT von 20,5 auf rund 15 Mio. Euro zurückgekommen.
Interessant: Ohne Corona wäre das Betriebsergebnis vermutlich auf etwa 25 Mio. Euro gestiegen. Insgesamt hat sich Vossloh also wacker geschlagen. „Der Transport von Gütern und Menschen muss gerade auch in Krisenzeiten gewährleistet bleiben, weshalb die Bahnindustrie in vielen Ländern als systemrelevant eingestuft wurde und damit tendenziell in geringerem Ausmaß von behördlichen Maßnahmen betroffen ist“, sagt Schuster. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand nun mit einem Umsatz am unteren Ende der bislang kommunizierten Bandbreite 900 bis 1.000 Mio. Euro sowie einer EBIT-Marge von zwischen weiterhin sieben bis acht Prozent. Nach Einschätzung von boersengefluester.de könnte der SDAX-Konzern unterm Strich so auf einen Überschuss von gut 30 Mio. Euro kommen. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Vossloh beträgt zurzeit rund 672 Mio. Euro.
Noch muss die Aktie also in die Bewertung hineinwachsen. Bereits für 2021 rechnen die Analysten allerdings mit Gewinnen von deutlich mehr als 40 Mio. Euro, was das KGV in Regionen um etwa 17 schmelzen lassen wurde. Das ist dann immer noch kein Schnapper, andererseits trauen wir dem Eisenbahnbereich in den kommenden Jahren attraktives Wachstumspotenzial zu, wovon auch die Vossloh-Aktie profitieren sollte. Mit anderen Worten: Kurzfristig dürfte der Titel noch ein wenig konsolidieren. Beim nächsten Anlauf sollte die Marke von 40 Euro jedoch signifikant überschritten werden. Ein Kurstreber könnte dabei etwa der jüngst gewonnene Großauftrag über mehr als 30 Mio. Euro für Schienenbefestigungsysteme in China sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 918,30 | 865,00 | 916,40 | 869,70 | 942,80 | 1.046,10 | 1.214,30 | |
EBITDA1,2 | 133,50 | 92,60 | 105,39 | 133,90 | 124,20 | 131,20 | 157,50 | |
EBITDA-Marge3 | 14,54 | 10,71 | 11,50 | 15,40 | 13,17 | 12,54 | 12,97 | |
EBIT1,4 | 70,30 | 54,20 | -37,60 | 73,10 | 72,30 | 78,10 | 98,50 | |
EBIT-Marge5 | 7,66 | 6,27 | -4,10 | 8,41 | 7,67 | 7,47 | 8,11 | |
Jahresüberschuss1 | 0,30 | 22,70 | -136,80 | 20,80 | 35,90 | 56,00 | 55,30 | |
Netto-Marge6 | 0,03 | 2,62 | -14,93 | 2,39 | 3,81 | 5,35 | 4,55 | |
Cashflow1,7 | 24,50 | 37,60 | 12,30 | 56,10 | 81,30 | 71,60 | 137,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,50 | 1,14 | -8,32 | 0,98 | 1,31 | 2,38 | 2,21 | |
Dividende8 | 1,00 | 1,00 | 0,00 | 1,00 | 1,00 | 1,00 | 1,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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