Manchmal stehen die für Aktionäre wichtigen Informationen erst im hinteren Teil von Pressemitteilungen – in der Regel, weil die Unternehmen unangenehme Neuigkeiten, so gut es geht, verstecken wollen. Bei Vita 34 lohnt es sich aus einem anderen Grund, die neueste Meldung bis zum Schluss zu lesen. Immerhin kündigt die Nabelschnurblutbank nach der Übernahme des Rostocker Wettbewerbers Seracell (weitere Infos von boersengefluester.de dazu HIER) eine Investor-Relations-Offensive an. „Wir werden in den kommenden Wochen proaktiv auf interessierte Small Cap-Investoren zugehen und die neue Vita 34 präsentieren“, sagt Dr. Wolfgang Knirsch, der CEO von Vita 34. Mit von der Partie ist IR-Tausendsassa Ingo Middelmenne, der unter anderem auch bei Ringmetall, dem Finanzdienstleister JDC Group und dem Pharmatitel Curasan für die Kontaktpflege zu den Investoren zuständig ist. „Mit der Akquisition von Seracell erreichen wir ein neues Niveau in Bezug auf unsere Unternehmensgröße“, sagt Knirsch. „Wir werden uns daher von nun an auch kapitalmarktseitig neu positionieren.“ Schon allein aus diesem Grund lohnt es sich vermutlich, die Aktie der Leipziger in den kommenden Wochen auf dem Schirm zu behalten.
Parallel dazu hat Knirsch jetzt die bereits vor einiger Zeit angekündigte neue Planung für 2017 – inklusive Seracell – vorgelegt. Demnach kalkuliert die im Prime Standard gelistete Gesellschaft jetzt mit Erlösen zwischen 18,9 und 19,4 Mio. Euro – nach bislang 17,4 bis 17,9 Mio. Euro. Angesichts von Seracell-Umsätzen im Bereich um knapp 5 Mio. Euro mag die Vorschau für das laufende Jahr auf den ersten Blick enttäuschend aussehen, allerdings fließt der Neuerwerb 2017 für lediglich sechs Monate ein. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird Vita 34 jetzt sogar vorsichtiger als bislang und hält nun eine Bandbreite von 1,6 bis 1,9 Mio. Euro für realistisch. Die bisherige Planung sah ein EBITDA zwischen 2,6 und 2,7 Mio. Euro vor, was – bezogen auf den jeweiligen Umsatz – einer Marge von rund 15 Prozent entsprach.
Grund für die Korrektur beim EBITDA ist, dass sämtliche Einmaleffekte aus der Seracell-Übernahme im laufenden Jahr verarbeitet werden. Konkret sind das die Kosten für Kapitalerhöhungen von rund 0,3 Mio. Euro, Integrationsaufwendungen in Höhe von etwa 1 Mio. Euro sowie Abfindungen im Rahmen der Vorstandswechsel im Volumen von 0,6 Mio. Euro. „Ab 2018 wird dann auch in vollem Umfang aus den veröffentlichten Zahlen ersichtlich sein, dass die Akquisition von Seracell ein äußerst attraktives Geschäft für uns ist“, sagt der ehemalige Biotest-Manager Knirsch. Der Börsenwert von Vita 34 beträgt zurzeit 32,3 Mio. Euro, was wir angesichts der zu erwartenden Entwicklung ab 2018 – wir rechnen mit einem EBITDA von mindestens 3 Mio. Euro – für nicht zu hoch halten. Und kurzfristig sorgen die geplanten IR-Aktivitäten für Kursfantasie. Gleichwohl eignet sich der Titel nur für risikobereite Investoren. Die Analysten von Montega aus Hamburg siedeln das Kursziel bei 9,10 Euro an. Das wäre ein Potenzial von noch rund 16 Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 19,19 | 20,41 | 19,93 | 20,07 | 28,42 | 68,94 | 77,06 | |
EBITDA1,2 | 1,85 | 4,72 | 5,43 | 5,34 | 0,81 | -3,56 | 5,57 | |
EBITDA-Marge3 | 9,64 | 23,13 | 27,25 | 26,61 | 2,85 | -5,16 | 7,23 | |
EBIT1,4 | 0,14 | 2,63 | 2,45 | 2,38 | -3,07 | -27,28 | -3,12 | |
EBIT-Marge5 | 0,73 | 12,89 | 12,29 | 11,86 | -10,80 | -39,57 | -4,05 | |
Jahresüberschuss1 | -0,33 | 0,83 | 0,72 | 1,50 | -3,93 | -27,38 | -2,03 | |
Netto-Marge6 | -1,72 | 4,07 | 3,61 | 7,47 | -13,83 | -39,72 | -2,63 | |
Cashflow1,7 | 1,53 | 4,60 | 6,32 | 3,98 | 2,73 | -4,49 | 9,15 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,09 | 0,20 | 0,18 | 0,37 | -0,63 | -1,71 | -0,12 | |
Dividende8 | 0,16 | 0,16 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |