Prima Unternehmen – leider ist die Aktie zu hoch bewertet: So in etwa lautete zuletzt der Tenor von boersengefluester.de zu Viscom (siehe dazu den Bericht HIER). Zumindest was den zweiten Punkt angeht, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet. Immerhin hat der Small Cap – gemessen an dem im Januar erreichten Rekordhoch von 39,60 Euro – um 45 Prozent nach unten korrigiert. Bei solchen Größenordnungen ist es klar, dass die Performance auch unter Berücksichtigung der vor wenigen Wochen ausgezahlten Dividende von 0,60 Euro nicht sehr viel besser aussieht. Mit ein Grund für die deutliche Kurskorrektor war – neben der hohen Aktienbewertung – das auf den ersten Blick sehr schwache Ergebnis des Auftaktquartals 2018. Immerhin knickte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) des Herstellers von Prüfanlagen für die Elektronikindustrie von 2,66 Mio. Euro auf überschaubare 253.000 Euro ein. Maßgeblichen Einfluss hatte der um 14,1 Prozent auf knapp 16,78 Mio. Euro gesunkene Umsatz. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass Q1 2017 extrem stark gewesen ist und ein Erlösrückgang sich kaum vermeiden ließ – Stichwort Basiseffekt. Es handelte sich also nicht um einen konjunkturellen Wendepunkt.
Zudem sind die Personalaufwendungen um knapp zwölf Prozent gestiegen, neue Maschinen wurden eingeführt und Viscom hat darüber hinaus die Bestände heraufgefahren. Angesichts der vollen Auftragsbücher mit einem Volumen von zuletzt rund 28 Mio. Euro sollte dieser Schritt aber nicht negativ gewertet werden. Keinen Grund für gesteigerte Beunruhigung sieht boersengefluester.de auch in dem Wechsel von Mitgründer Volker Pape von der Position des Vertriebsvorstands Richtung Aufsichtsrat. Die entstandene Lücke wurde durch zwei langjährige Viscom-Mitarbeiter – Peter Krippner (Operations) und Carsten Salewski (Vertrieb) – geschlossen. Die Prognose für das Gesamtjahr hat das Management der Hannoveraner trotz des schwächeren Jahresstarts bislang nicht angetastet: Demnach ist weiterhin mit Erlösen zwischen 93 und 98 Mio. Euro sowie einer EBIT-Marge im Bereich von 13 bis 15 Prozent zu rechnen. Absolut betrachtet, müsste das Betriebsergebnis also zwischen 12,1 und 14,7 Mio. Euro anzusiedeln sein. Zur Einordnung: Die Analysten gehen eher davon aus, dass Viscom bei Umsatz und EBIT jeweils den oberen Bereich touchieren wird. Weiteren Aufschluss werden die für den 14. August angesetzten Halbjahreszahlen bringen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 88,54 | 93,56 | 88,86 | 61,56 | 79,79 | 105,52 | 118,78 | |
EBITDA1,2 | 15,90 | 12,92 | 9,02 | -0,77 | 10,07 | 14,95 | 13,20 | |
EBITDA-Marge3 | 17,96 | 13,81 | 10,15 | -1,25 | 12,62 | 14,17 | 11,11 | |
EBIT1,4 | 13,83 | 10,94 | 4,02 | -5,98 | 4,20 | 8,19 | 6,61 | |
EBIT-Marge5 | 15,62 | 11,69 | 4,52 | -9,71 | 5,26 | 7,76 | 5,57 | |
Jahresüberschuss1 | 9,07 | 7,81 | 3,10 | -4,41 | 2,59 | 5,37 | 3,14 | |
Netto-Marge6 | 10,24 | 8,35 | 3,49 | -7,16 | 3,25 | 5,09 | 2,64 | |
Cashflow1,7 | 12,75 | 1,23 | 7,30 | 10,26 | -3,90 | -1,69 | 6,18 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,02 | 0,88 | 0,35 | -0,50 | 0,29 | 0,60 | 0,34 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,45 | 0,05 | 0,00 | 0,20 | 0,30 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Interessant für boersengefluester.de ist, dass nach dem deutlichen Kursrücksetzer nun das KGV für 2019 – bezogen auf die Ergebnisschätzungen von boersengefluester.de (BGFL) – sowie der von uns berechnete Durchschnittswert aus den KGVs der vergangenen zehn Jahre in etwa auf einer Höhe liegen. Das zeigt die exklusiv von uns berechnete BGFL-Ratio (KGV2019/KGV10-Jahres-Ø). So gesehen spricht für boersengefluester.de doch einiges dafür, dass die Übertreibung bei der Bewertung nun zu einem wesentlichen Teil korrigiert ist. Spätestens im Bereich um 20 Euro sollte der Anteilschein dann einen tragfähigen Boden bilden. Aktueller Kurs: 21,70 Euro. Da ein exaktes Timing in der Praxis ohnehin kaum machbar ist, stufen wir den Titel schon jetzt herauf. Verglichen mit Isra Vision und dem Distributor Stemmer Imaging hat die Viscom-Aktie jedenfalls deutliche Bewertungsvorteile.
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