Die Viscom-Aktie ist ein Musterbeispiel dafür, wie sinnvoll es sein kann, unmittelbar vor der Ausschüttung einer Sonderdividende auszusteigen. Nachdem der Anteilschein des Herstellers von optischen Inspektionssystemen in den zwei Monaten vor der Hauptversammlung am 27. Mai 2014 noch um 3 Euro auf 18 Euro in die Höhe stürmte, ging es nach der anschließenden Ausschüttung von 1,70 Euro je Aktie steil bergab. Mittlerweile ist die Notiz der Viscom-Aktie sogar unter die Marke von 11 Euro gerutscht. Kein Wunder, dass sich die Anleger vor schlechten Halbjahreszahlen fürchten. Womöglich wissen einige Investoren ja schon wieder etwas mehr. Angesetzt ist der Zwischenbericht für den 12. August. Bislang hat die Gesellschaft aus Hannover für 2014 Erlöse zwischen 55 und 60 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge von 13 bis 15 Prozent in Aussicht. Das würde auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 7,15 bis 9,00 Mio. Euro hinauslaufen. Zur Einordnung: 2013 kam Viscom bei Umsätzen von 49,82 Mio. Euro auf ein EBIT von 6,77 Mio. Euro.
Als Indiz dafür, dass sich die Lage in den vergangenen Wochen nicht über Gebühr verschlechtert hat, könnte der jüngste Aktienkauf von Dirk Schwingel sein. 1.000 Stück zu je 12,28 Euro erwarb der Finanzvorstand Mitte Juni. Das ist zwar kein übermäßig hohes Volumen, aber immerhin. Analytisch ist der Titel allerdings noch immer kein wirkliches Schnäppchen. Der Buchwert je Aktie beträgt nach der Berechnungsmethode von boersengefluester.de 5,22 Euro. Dementsprechend kommt der Small Cap auf ein KBV von gut zwei. Positiv: Viscom weist ein Netto-Cash von fast 3 Euro je Aktie aus. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 97 Mio. Euro. Jeder für 2014 erwartete Euro Umsatz wird auf Basis der mittleren Umsatzprognose mit knapp 1,70 Euro bewertet, was – angesichts der in Aussicht gestellten EBIT-Marge – angemessen wäre. Das KGV beträgt knapp 13. Mutige Investoren wetten darauf, dass die Gesellschaft zum Halbjahr keine negative Überraschung präsentieren wird. Dann wäre eine spürbare Kurserholung wohl die logische Konsequenz. Aus charttechnischer Sicht bietet der Bereich um 10 Euro eine gewisse Unterstützung. Unterm Strich sieht die Chance-Risiko-Relation damit gar nicht so verkehrt aus.