Hätte uns vor zwölf Monaten jemand gesagt, dass Viscom 2017 auf Erlöse von 88,54 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 13,83 Mio. Euro kommen wird, wären wir vermutlich ziemlich angetan gewesen. Immerhin hatte der Hersteller von Prüfanlagen für die Elektronikindustrie ursprünglich Umsätze in einer Bandbreite von 80 bis 85 Mio. Euro sowie eine EBIT-Marge zwischen 13 und 15 Prozent in Aussicht gestellt, was einer Bandbreite beim Betriebsergebnis von 10,40 bis 12,75 Mio. Euro entspricht. Allerdings kostete die Viscom-Aktie vor einem Jahr auch noch 15 Euro und nicht – wie jetzt – gut 27 Euro. Entsprechend dem Plus an Marktkapitalisierung von rund 109 Mio. Euro auf jetzt gut 244 Mio. Euro hat sich allerdings auch die Erwartungshaltung der Investoren erhöht. Zugegeben: In den vergangenen Quartalen sind die Aktienkurse von nahezu allen im Vision-Bereich tätigen Gesellschaften – insbesondere Isra Vision und Basler – massiv in die Höhe geschossen. Angesichts der vor einiger Zeit vielleicht ungeahnt guten Perspektiven im Automatisierungsbereich, fand also so etwas wie ein Bewertungs-Shift nach oben statt.
Trotzdem haben die Hannoveraner mit ihren – im Grunde genommen prima Zahlen – für keine positive Überraschung mehr gesorgt. So kamen die Erlöse eher am unteren Ende der zuletzt kommunizierten Spanne von 87 bis 92 Mio. Euro an. Die EBIT-Marge von gut 15,6 Prozent liegt dagegen im oberen Drittel der, Anfang August 2017 auf einen Korridor zwischen 14 und 16 heraufgesetzten, Bandbreite. Immerhin hat die im Prime Standard gelistete Gesellschaft mit der angekündigten Dividendenerhöhung um 15 Cent auf 0,60 Euro je Aktie die – freilich stets zurückhaltenden – Dividendenprognosen von boersengefluester.de getoppt. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs ergibt sich hieraus eine Rendite von rund 2,1 Prozent. Die Hauptversammlung findet am 30. Mai 2018 im Alten Rathaus von Hannover statt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 88,54 | 93,56 | 88,86 | 61,56 | 79,79 | 105,52 | 118,78 | |
EBITDA1,2 | 15,90 | 12,92 | 9,02 | -0,77 | 10,07 | 14,95 | 13,20 | |
EBITDA-Marge3 | 17,96 | 13,81 | 10,15 | -1,25 | 12,62 | 14,17 | 11,11 | |
EBIT1,4 | 13,83 | 10,94 | 4,02 | -5,98 | 4,20 | 8,19 | 6,61 | |
EBIT-Marge5 | 15,62 | 11,69 | 4,52 | -9,71 | 5,26 | 7,76 | 5,57 | |
Jahresüberschuss1 | 9,07 | 7,81 | 3,10 | -4,41 | 2,59 | 5,37 | 3,14 | |
Netto-Marge6 | 10,24 | 8,35 | 3,49 | -7,16 | 3,25 | 5,09 | 2,64 | |
Cashflow1,7 | 12,75 | 1,23 | 7,30 | 10,26 | -3,90 | -1,69 | 6,18 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,02 | 0,88 | 0,35 | -0,50 | 0,29 | 0,60 | 0,34 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,45 | 0,05 | 0,00 | 0,20 | 0,30 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Den Ausblick für 2018 stufen wir derweil als konservativ ein, hier dürfte Viscom im Jahresverlauf vermutlich noch einmal nachlegen. Demnach kalkuliert Finanzvorstand Dirk Schwingel mit Erlösen zwischen 93 und 98 Mio. Euro sowie einer EBIT-Rendite in einer Spanne von 13 bis 15 Prozent. Boersengefluester.de hält demzufolge ein Betriebsergebnis von locker 14 Mio. Euro für eine gute erste Indikation. Vor Berücksichtigung von Abschreibungen scheint ein EBITDA von mindestens 16,40 Mio. Euro (Vorjahr: 15,90 Mio. Euro) möglich. Das wiederum korrespondiert mit einem Unternehmenswert (Marktkapitalisierung minus Netto-Finanzguthaben = Enterprise Value) von 236 Mio. Euro. Entsprechend ergibt sich eine Relation von EV zu EBITDA von gegenwärtig 14,4. Zum Vergleich: Isra Vision kommt hier zurzeit auf ein Multiple von 17,5, beim Kamerahersteller Basler ergibt sich ebenfalls ein Wert leicht oberhalb von 17.
Der erst kürzlich an die Börse gegangene Distributor Stemmer Imaging dürfte sogar auf ein EV/EBITDA nördlich von 20 kommen. Aus dieser Perspektive ist die Viscom-Aktie zwar noch immer der günstigste Titel aus der Peer Group. Aber ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 23 bleibt trotzdem ambitioniert – selbst für ein qualitativ prima Unternehmen wie Viscom.
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