Die große positive Überraschung bei Villeroy & Boch ist jetzt vielleicht ausgeblieben – dafür lieferte der Bereich Tischkultur (Geschirr, Besteck, Dekoartikel) einfach nicht genügend Ergebnisbeitrag. Trotzdem ist boersengefluester.de per saldo mit dem 2017er-Ergebnis zufrieden. Die Erlöse kamen erwartungsgemäß um zwei Prozent auf 836,5 Mio. Euro voran. Das um die Effekte aus Immobilientransaktionen bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 8,5 Prozent auf 49,8 Mio. Euro zu. Hier hatte das Management eine Spanne von fünf bis zehn Prozent in Aussicht gestellt. Mehr als 82 Prozent des EBIT steuerte dabei der, von der guten Baukonjunktur profitierende, Bereich Bad und Wellness bei. Im Vorjahr lag die Quote bei 76 Prozent. „Da die Zeichen hier unverändert auf Wachstum stehen, investieren wir weiterhin massiv in den Ausbau unserer Produktionskapazitäten“, sagt Frank Göring, der Vorstandschef von Villeroy & Boch. Ein wenig höher als gedacht, fällt derweil der um 4 Cent auf 0,57 Euro je Vorzugsaktie heraufgesetzte Dividendenvorschlag für 2017 aus. Die Hauptversammlung findet am 23. März 2018 statt. Bezogen auf den gegenwärtigen Kurs von 19,88 Euro bringt es der Titel auf eine Rendite von knapp 2,9 Prozent.
Das reicht jetzt zwar nicht, um die Renditecharts zu stürmen, passt aber gut ins Gesamtbild, wonach Villeroy & Boch bei nahezu allen Bewertungsdisziplinen punkten kann. Der Umsatz für 2018 soll in einer Bandbreite von drei bis fünf Prozent klettern, womit die Saarländer in Regionen um 870 Mio. Euro vorstoßen. „Beim operativen Ergebnis gehen wir von einem Zuwachs von fünf bis zehn Prozent aus“, sagt CEO Göring. Basierend auf dieser Vorschau taxiert boersengefluester.de das Betriebsergebnis des laufenden Jahres auf rund 54 Mio. Euro. Zum Vergleich: Unter der Annahme, dass die nicht börsennotierten Stämme mit einem Aufschlag von 15 Prozent auf die Vorzüge gehandelt würden, käme die Gesellschaft auf eine Marktkapitalisierung von 600 Mio. Euro. Lässt man zudem die Pensionsrückstellungen von 185 Mio. Euro bei der Ermittlung der Netto-Finanzposition außen vor, weist Villeroy & Boch sogar eine Netto-Liquidität von 57,6 Mio. Euro aus, die man – zumindest gedanklich – noch von der Marktkapitalisierung abziehen kann. Demnach würde die Gesellschaft etwa mit dem Zehnfachen des EBIT für 2018 gehandelt.
Das klassische Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Ergebnisschätzungen für 2019 liegt bei knapp 15. Die Analysten siedeln den fairen Wert der Aktie bei etwa 22 Euro an – aber auch das ist nur eine Momentaufnahme. Für dividendenorientierte Langfristanleger bleibt der Titel eine prima Wahl und ist der Leifheit-Aktie – als vermutlich am ehesten vergleichbaren Unternehmen – weiterhin vorzuziehen. Wobei: Mit Blick auf die aktuelle Verteilung der Segmentergebnisse rückt Villeroy & Boch schon sehr viel eher in die Ecke der Bauzulieferer. Allerdings gibt es nach diversen Squeeze-outs hier kein wirkliches Pendant mehr zu Villeroy & Boch auf dem heimischen Kurszettel.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 836,50 | 853,10 | 833,30 | 800,90 | 945,00 | 994,50 | 901,90 | |
EBITDA1,2 | 76,00 | 77,10 | 92,70 | 86,20 | 130,80 | 138,20 | 129,20 | |
EBITDA-Marge3 | 9,09 | 9,04 | 11,12 | 10,76 | 13,84 | 13,90 | 14,33 | |
EBIT1,4 | 49,80 | 53,60 | 51,00 | 40,70 | 90,50 | 96,80 | 89,00 | |
EBIT-Marge5 | 5,95 | 6,28 | 6,12 | 5,08 | 9,58 | 9,73 | 9,87 | |
Jahresüberschuss1 | 29,80 | 33,90 | 80,40 | 22,90 | 60,50 | 71,50 | 61,00 | |
Netto-Marge6 | 3,56 | 3,97 | 9,65 | 2,86 | 6,40 | 7,19 | 6,76 | |
Cashflow1,7 | 41,00 | 2,10 | 46,30 | 136,50 | 73,80 | 54,10 | 67,60 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,16 | 1,30 | 3,06 | 0,88 | 2,30 | 2,72 | 2,31 | |
Dividende8 | 0,57 | 0,60 | 0,55 | 0,55 | 1,00 | 1,20 | 1,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Foto: Villeroy & Boch AG