Dank eines Sondereffekts aus der ersten Tranche des Verkaufs einer Immobilie in Schweden kommt Villeroy & Boch nach neun Monaten 2013 beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf einen Zuwachs von knapp 52 Prozent auf 25,5Mio. Euro. Ohne diesen Extraertrag erreichte der Spezialist für Badausstattungen und Tischzubehör ein EBIT von 18,1 Mio. Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 7,7 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert. Keinerlei Veränderungen zeigte der Umsatz. Er blieb mit 543,3 Mio. Euro auf Vorjahresniveau. Der Ergebnisanstieg beruht also in erster Linie auf einer verbesserten Effizienz.
Immer noch verärgert zeigt sich Villeroy & Boch über die 2010 vom EU-Gericht verhängte Strafe gegenüber dem „Badezimmer-Kartell“, wonach mehrere Firmen – darunter Villeroy & Boch – über Jahre überhöhte Preise für Badewannen, Armaturen, Duschkabinen etc. verlangt haben sollen. Für einige Firmen wurden die Strafen allerdings gekürzt. „Wir können nicht nachvollziehen, dass das Gericht die Entscheidung der EU-Kommission nicht korrigiert und das Bußgeld nicht reduziert hat. Das EU-Kartellverfahren als solches halten wir für fragwürdig; die Überprüfung des Gerichts entspricht nicht allgemein anerkannten deutschen Rechtsgrundsätzen“, wettert Villeroy & Boch-Vorstandschef Frank Göring. Allerdings ist die Strafe bereits bezahlt. Negative Auswirkungen haben die Anleger hieraus nicht mehr zu befürchten.
Einen erneuten Rückzieher musste die im saarländischen Mettlach beheimatete Gesellschaft allerdings bei der Umsatzprognose machen. So rechnet Villeroy & Boch für 2013 nur noch mit einem Plus von zwei Prozent. Bereits zum Halbjahr hatte das Unternehmen die Planung dahingehend korrigiert, dass lediglich die untere Begrenzung der Spanne von drei bis fünf Prozent erreicht werden könne. Anlegern, die ausschließlich die aktuelle Meldung zum Verlauf der ersten neun Monate lesen, bleibt diese Anpassung vermutlich jedoch verborgen. Die Angabe der bisherigen Zielsetzung hat Villeroy & Boch nämlich unter den Tisch fallen lassen. Schlimmer noch: Da im gleichen Atemzug von einem „starken September“ und „Rückenwind für das Schlussquartal“ gesprochen wird, könnten Anleger sogar davon ausgehen, dass es vielleicht sogar besser läuft als gedacht. Eine faire Kommunikation gegenüber den Aktionären sieht wohl anders aus. Immerhin: Beim EBIT geht das Unternehmen weiterhin von einem Anstieg von mehr als fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 30,9 Mio. Euro aus.
Die Aktie von Villeroy & Boch hat sich für Langfristanleger bislang als prima Investment erwiesen. Ein Malus ist gegenwärtig jedoch die mangelnde Erlösdynamik. Fraglich ist, welchen Spielraum das Unternehmen auf der Kostenseite noch hat. Anleger, die den Titel im Depot haben, können vorerst engagiert bleiben. Als nächste größere Hürde steht die Marke von 10 Euro an. Sollte der Titel den Sprung hierüber schaffen, könnte das neue Käufer anziehen. Die gegenwärtige Meldungslage würde jedoch eher für eine Konsolidierungsphase sprechen.
Foto: Villeroy & Boch AG