Kein Pardon kennt der Kapitalmarkt derzeit mit der Aktie des Kassenherstellers Vectron Systems. Dabei sollten die Jahre ab 2020 aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zur Einführung steuersicherer Kassensysteme hierzulande so etwas wie ein Selbstläufer werden. Nun summiert sich der Verlust an Börsenwert auf ziemlich genau zwei Drittel – entsprechend 84,50 Mio. Euro. Mehr als 14 Mio. Euro davon gehen auf das Konto der jüngsten Mitteilung, wonach auch Vectron aufgrund der Entwicklung rund um das Corona-Virus seine 2020er-Prognosen mit Erlösen von mindestens 50 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge im niedrigen zweistelligen Prozentbereich vorerst auf Eis legt. Die Argumentationskette ist nur zu logisch: Wenn Restaurants und andere Gastronomiebetriebe zurzeit Zwangspausen einlegen müssen, dann schwindet auch die mentale Dringlichkeit, zügig auf neue Kassensysteme umzustellen – gesetzliche Vorgaben hin oder her.
Immerhin dürfte es für viele Gastronomen schnell an die Existenzfrage gehen. „Zwar lag der Absatz bei Vectron bis Anfang März noch deutlich über den Vorjahreswerten, aber die Gesellschaft geht davon aus, dass die anstehenden Maßnahmen der Regierung vorübergehend auch den Absatz von Investitionsgütern wie Kassensystemen stark beeinträchtigen werden. Wie lange die Beeinträchtigung anhalten wird, kann aktuell nicht sicher beurteilt werden“, betonen die Münsteraner und verweisen in einem Atemzug auf die rund 11 Mio. Euro Emissionserlöse aus der eigenen Kapitalerhöhung (zu 15,10 Euro!) von Anfang Februar, die für Vectron nun ein unerwartet wichtiges finanzielles Polster ist, um „notfalls auch eine längere Durststrecke gut überstehen zu können“.
Dabei steht Vectron verglichen mit vielen anderen Unternehmen bilanziell ganz ordentlich dar. Zum Halbjahr 2019 – also vor der Kapitalerhöhung – überstiegen die liquiden Mittel vom 13,8 Mio. Euro jedenfalls die Finanzverbindlichkeiten von 10,8 Mio. Euro einigermaßen deutlich. Selbst wenn zurzeit sowohl die eigenen Prognosen von Vorstands als auch die Cashflow-Modelle der Analysten hinfällig sind: Der aktuelle Börsenwert von knapp 50 Mio. Euro spiegelt das noch immer vorhandene Potenzial wohl nur sehr eingeschränkt wider – selbst wenn die Gastronomie noch für sehr viel länger als gedacht auf Sparflamme kocht. Wer den Titel im Depot hat, sollte unserer Meinung nach engagiert bleiben. Zudem hat das im Freiverkehrssegment Scale gelistete Unternehmen mit der Beteiligungsgesellschaft PRIMEPULSE um Cancom-Gründer Klaus Weinmann seit einem halben Jahr einen verlässlichen Ankeraktionär.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 32,38 | 24,83 | 25,17 | 27,77 | 38,23 | 25,22 | 37,02 | |
EBITDA1,2 | 2,25 | -0,45 | -1,37 | -2,19 | 4,71 | -3,86 | 3,72 | |
EBITDA-Marge3 | 6,95 | -1,81 | -5,44 | -7,89 | 12,32 | -15,31 | 10,05 | |
EBIT1,4 | 1,74 | -2,13 | -1,76 | -2,58 | 3,12 | -5,36 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 5,37 | -8,58 | -6,99 | -9,29 | 8,16 | -21,25 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 1,08 | -3,88 | -1,39 | -2,07 | 2,44 | -5,27 | -0,78 | |
Netto-Marge6 | 3,34 | -15,63 | -5,52 | -7,45 | 6,38 | -20,90 | -2,11 | |
Cashflow1,7 | -1,46 | -2,32 | -2,51 | -3,77 | 10,18 | -2,05 | 7,20 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,16 | -0,58 | -0,17 | -0,26 | 0,30 | -0,65 | -0,10 | |
Dividende8 | 0,05 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |
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