Zu den überzeugendsten Präsentationen aus dem heimischen Small-Cap-Segment zählte für uns in den vergangenen Wochen der Auftritt von Thomas Stümmler, Vorstand von Vectron Systems, auf der Prior-Konferenz Ende September. Das Unternehmen stellt Kassensysteme für Gastronomie und Einzelhändler her. Kein sonderlich wachstumsstarkes Geschäft, so dass sich die Münsteraner vor geraumer Zeit für die Erweiterung ihrer Geschäftsaktivitäten entschieden haben: Die günstigere Kassenzweitmarke Duratec und das digitale Kundenbindungssystem bonVito sollen künftig für zusätzliche Dynamik sorgen. Boersengefluester.de hatte mehrfach über die Pläne berichtet – etwa HIER.
Um gut acht Prozent hat die Notiz des Small Caps seitdem zugelegt und – nach einem kleinen Rücksetzer – die Marke von 10 Euro zuletzt wieder mit Schwung verteidigt. In westfälisch ruhiger Art hat Vectron nun die Zahlen für die ersten neun Monate 2014 vorgelegt. Demnach erzielte die Gesellschaft bei Erlösen von 16,8 Mio. Euro ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 1,0 Mio. Euro. Der Nettogewinn kletterte von gut 0,1 Mio. auf 0,3 Mio. Euro. Vectron spricht von einer „insgesamt zufrieden stellenden Entwicklung“. Das kann man so sehen, letztlich muss die Gesellschaft in den kommenden ein bis zwei Jahren aber deutlich höhere Ergebnisse zeigen. Ein wesentlicher Teil ergibt sich fast von selbst, denn Vectron hat die vielen Investitionen in die neuen Geschäftsbereiche direkt über die Gewinn- und Verlustrechnung laufen lassen und nicht in der Bilanz aktiviert – ein Ausdruck der konservativen Geschäftspolitik.
Diese Form der Bilanzierung kann sich das Unternehmen locker leisten. Die Eigenkapitalausstattung ist mit gut 80 Prozent sehr komfortabel, kurzfristige Bankverbindlichkeiten sucht man vergebens. Die Analysten von Warburg Research rechnen für das Gesamtjahr 2014 mit Erlösen von 22 Mio. Euro und einem Nettogewinn von 0,5 Mio. Euro. Um das Umsatzziel zu erreichen, müssten die Einnahmen im Abschlussquartal etwa so hoch sein wie im Zeitraum von Anfang Juli bis Ende September. Das sollte machbar sein. Gleiches gilt für den Profit, auch wenn Vectron im dritten Quartal nahezu keinen Gewinn gemacht hat. Wir bleiben dabei: Die Aktie bietet vergleichsweise hohe Chancen bei überschaubarem Risiko. Selbst wenn alle Investitionen floppen sollten – wonach es derzeit ja überhaupt nicht aussieht –, droht kein harscher Abschreibungsbedarf. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen von boersengefluester.de beträgt auf 2015er-Basis knapp 18. Mit Blick auf 2016 sollte es sich auf rund 13 ermäßigen. In Kombination mit einer Dividendenrendite von brutto fast drei Prozent und einem Buchwert je Aktie von etwas mehr als 6 Euro sieht das nach einem attraktiven Gesamtpaket aus.
Foto: Vectron Systems AG