Im Juli war bei 10 Euro noch Schluss. Nun ist boersengefluester.de jedoch zuversichtlich, dass die Aktie von Vectron Systems diesen Widerstand schon bald signifikant überspringen wird. Den Grund für unseren Optimismus lieferte Vorstand Thomas Stümmler auf der jüngsten Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior. Offenbar stehen die Chancen gut, dass der Münsteraner Hersteller von Kassensystemen für den Gastronomiebereich und Bäckereien in den kommenden Jahren endlich wieder mehr Umsatz- und Ergebnisdynamik zeigen wird. Zeit wird es. Selbst Stümmler räumte auf der Prior-Veranstalung am Regionalflughafen in Frankfurt-Egelsbach scherzhaft ein, dass man beim Blick auf das Zahlenwerk seit 2009 in der Tat denken könnte: „Die bei Vectron pennen und sind zufrieden, dass sie in ihrer Provinz sitzen.“ Das Gegenteil ist der Fall. Vectron hat als Reaktion auf die im Zuge der Euro-Krise aufgetretenen Absatzprobleme intensiv am Aufbau neuer Geschäftsbereiche gearbeitet, die Ergebnisse bislang jedoch nicht an die große Glocke gehängt. So etwas gehört sich einfach nicht im Münsterland.
Was ist neu bei Vectron? Mit der Marketingplattform bonvito, die auf den ohnehin erfassten Daten der Kassensysteme aufbaut, bietet Vectron nun ein Tool, mit dem die Betriebe Kundenkarten, digitale Stempelhefte oder auch eine webbasierte Steuerung von Verkaufsaktionen durchführen können. „In diesem Bereich gibt es sonst kaum Werbemöglichkeiten für unsere mittelständischen Kunden“, sagt Stümmler. Noch Ende 2014 soll bonvito die Gewinnschwelle ansteuern, bei einem Umsatz von mehr als 1 Mio. Euro. Darüber hinaus hat Vectron mit Duratec eine Zweitmarke aufgebaut, die preislich und funktionell unterhalb der hochwertigen Modelle der Marke Vectron angesiedelt sind. Kannibalisierungseffekte sind laut Stümmler nicht zu befürchten. Allerdings: Noch läuft nicht alles 100 Prozent rund, teilweise mussten Nachbesserungen vorgenommen werden. Doch das Feedback der Kunden fällt sehr positiv aus. Im ersten Halbjahr erlöste Vectron mit Duratec-Kassen zwar erst einen niedrigen sechsstelligen Betrag, doch die Richtung stimmt – oder wie Stümmler es ausdrückt: „Der Ball fängt an zu rollen.“
Wichtig für Anleger ist, dass Vectron die Aufwendungen für bonvito und Duratec stets sofort voll verbucht und nicht in der Bilanz aktiviert hat. Selbst wenn beide Projekte am Ende floppen sollten, gibt es also keine Abschreibungsrisiken. Profitiert hat Vectron dabei von der soliden Kapitalausstattung – Bankverbindlichkeiten sind Fehlanzeige. Zum Halbjahr 2014 lag die Eigenkapitalquote bei 71 Prozent. Inklusive des Genussrechtskapitals erhöht sich diese Kennzahl sogar auf 82 Prozent. Der Buchwert je Aktie beträgt nach der Berechnungsmethodik von boersengefluester.de derzeit 6,04 Euro – bei einem Kurs von gegenwärtig 9,58 Euro. Damit kommt die Gesellschaft aktuell auf eine Marktkapitalisierung von knapp 14,4 Mio. Euro. 34,18 Prozent sind dem Streubesitz zuzurechnen. Die beiden Vorstände Jens Reckendorf und Thomas Stümmler sind mit jeweils 32,91 Prozent engagiert. Damit haben die Manager auch ein Interesse an regelmäßigen Dividenden. Seit 2010 schüttet Vectron 0,30 Euro je Anteilschein aus, was gegenwärtig einer Rendite von immerhin 3,1 Prozent entspricht.
Gecovert wird die Vectron-Aktie zurzeit von Warburg Research (Kaufen mit Kursziel 14 Euro) und Close Brothers Seydler (Kaufen mit Kursziel 16 Euro). Auch von dieser Seite gibt es also nichts zu meckern. Um die ambitionierten Vorgaben der Experten zu erreichen, muss Vectron allerdings auch liefern. 2015 und 2016 werden also zur Nagelprobe für die Gesellschaft. Auf Basis der 2016er-Gewinnschätzung von boersengefluester.de kommt der Small Cap derzeit auf ein relativ moderates KGV von 12,8. Das tröstet über das doch eher hohe 2015er-KGV von fast 18 hinweg. Unterm Strich halten wir Vectron für ein cleveres Investment aus dem Spezialwertesegment. Noch haben wenige Börsianer das Papier auf ihrer Rechnung. Mit Sicht auf zwölf Monate winkt hier dafür eine Chance von mindestens 20 Prozent. Angesichts des geringen Börsenwerts und den damit einhergehenden niedrigen Handelsumsätzen sollte der Depotanteil wohl dosiert werden. Grundsätzlich eignet sich der Titel dabei auch für eher konservative Aktienanleger.