Neue Details zur Sanierung der VBH Holding. Sofern es noch Zweifel gegeben hat: Nun ist es offiziell, dass der Russe Viktor Trenev über die ihm zurechenbare Ascalon Holding der dominante Anteilseigner des Baubeschlaghändlers wird. Das geht aus der Mitteilung von VBH zur Befreiung von einem Pflichtangebot an die restlichen Aktionäre für den Fall des Überschreitens der 30-Prozent-Marke bei den anstehenden Kapitalmaßnahmen hervor. Wer sich wundert: Bei Sanierungen gehört eine solche Befreiung zum Standard. Schließlich handelt es sich um eine Rettung und nicht um eine klassische Übernahmesituation. Bei dem Unternehmen aus Korntal-Münchingen gibt es im Wesentlichen drei Aktionärsgruppen: Viktor Trenev und seiner Ascalon sind zurzeit 13.657.606 Aktien – entsprechend knapp 29,77 Prozent – zuzurechnen. Die Lisoma Beteiligungs GmbH des Hamburger Arztes Eike Tobias Matthiessen hält 11.600.000 Aktien (25,28 Prozent). Dritter im Bunde ist die Adwian oHG des Geschwisterpaars Frank Wieland und Annette Wagener mit direkt und indirekt insgesamt 11.445.536 Aktien (24,95 Prozent) aus Kampen auf Sylt. Einige Stücke hält das Management, auf den Streubesitz entfallen 19 Prozent.
Einen exakten Zeitplan für die Bilanzsanierung gibt es noch nicht, erst muss die Hauptversammlung am 31. Juli 2015 dem Vorhaben zustimmen. Demnach soll das Kapital in einem ersten Schritt um zwei Drittel auf 15.293.136 Aktien herabgesetzt werden. Dann folgt eine Kapitalerhöhung, bei der bis zu 20.384.615 neue Anteile zu jeweils 1,30 Euro ausgegeben werden. Wichtig: Die Gruppen um Lisoma und Adwian zeichnen jeweils „nur” für 3 Mio. Euro neue Aktien. Der russische Investor Trenev stellt dagegen 20 Mio. Euro zur Verfügung – so er denn am Ende, und das ist seine Bedingung, auf eine Quote von mehr als 50 Prozent kommt. Boersengefluester.de hat nochmals gerechnet: Selbst wenn Lisoma und Adwia sämtliche Bezugsrechte, die über ein Engagement von 3 Mio. Euro hinausgehen, an die Ascalon Holding übertragen, käme der russische Investor (bei unterstellter Komplettteilnahme des Streubesitzes) nur auf eine Quote von 45,55 Prozent. Allerdings ist das eine eher unwahrscheinliche Variante.
Zur Einordnung: Die zur Finanzierung des geplanten Wachstums ausgerichtete Kapitalerhöhung von WCM hatte im ersten Lauf jüngst eine Bezugsquote von 67,9 Prozent. Der Rest ging anschließend an institutionelle Investoren. Käme ein ähnliches Ergebnis bei VBH zustande, würde Trenev auf einen Anteil von rund 49 Prozent kommen. Vermutlich wird die Teilnahmequote der Streubesitzanleger bei VBH jedoch spürbar niedriger als bei WCM liegen, so dass wir davon ausgehen, dass Trenev an sein Ziel kommt. Was dann langfristig mit der VBH-Aktie geschieht, lässt sich derzeit noch nicht valide sagen. Theoretisch hat der Titel das Potenzial für eine knackige Turnaroundstory. Zwar wird die Sanierung laut dem offiziellen Gutachten „mehrere Jahre in Anspruch nehmen”. Zumindest bei der VBH Holding AG soll der Rettungsplan jedoch ab 2017 zu einem positiven Ergebnis führen. Die kommenden Wochen werden also richtungsweisend für VBH. Sehr risikobereite Investoren beteiligen sich an der Sanierung des ehemaligen SDAX-Unternehmens. Auf Sicht von 18 Monaten könnte das eine sehr lohnende Sache sein. Im schlechtesten Fall droht allerdings auch ein Totalausfall.
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