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va-Q-tec: Power-Offerte von EQT

Die erste Aufwärtsbewegung setzte bereits Mitte Oktober ein, war aber noch relativ unauffällig. Der nächste Schub für den Aktienkurs von va-Q-tec ab Ende November hatte da schon deutlich mehr Wumms. Am Ende türmte sich das Kursplus auf rund 70 Prozent innerhalb von ziemlich genau zwei Monaten. Den eigentlichen Paukenschlag gab es aber erst nach Börsenschluss am 9. Dezember 2022. Demnach steht der schwedische Finanzinvestor EQT Private Equity unmittelbar davor, ein Übernahmeangebot zu 26 Euro je Aktie für va-Q-tec zu lancieren. Auf diesem Niveau würde der Anbieter von Spezialboxen zum Transport temperaturempfindlicher Dinge, wie etwa Medikamente oder Impfdosen, mit knapp 350 Mio. Euro bewertet. Ein stattlicher Preis, selbst wenn die Offerte noch deutlich unter den Rekordkursen von 53 Euro von Mitte November 2020 liegt.

Damals schoss die Notiz der Würzburger senkrecht nach oben, weil der breiten Öffentlichkeit klar wurde, dass va-Q-tec einer der wesentlichen Lieferanten für die Kühlboxen zum weltweiten Versand von Corona-Impfstoffen ist. Nun: Am Ende haben sich die Erwartungen der Investoren an den Impfstoffboom längst nicht in dem Maße erfüllt, den sich manche Anleger erhofft haben. Und so knickte die Notiz nach der Fahnenstange von Ende 2020 immer stärker ein. Umso interessanter eine Geschichte von boersengefluester.de von Mitte August 2022: Unter der Schlagzeile „Interessante Spekulation“ hatten wir damals darüber berichtet, dass EQT die Übernahme des deutlich größeren va-Q-tec-Wettbewerbers Envirotainer für einen Unternehmenswert von rund 2,8 Mrd. Euro durchgezogen hat — und zwar zu einem Multiple von ungefähr 28 auf das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) der vergangenen zwölf Monate von Envirotainer. Eine Bewertung, die bei va-Q-tec nicht einmal ansatzweise so vorhanden war.

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Entsprechend richtete sich die Spekulation darauf, dass die im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelistete Aktie von va-Q-tec massives Aufholpotential hätte. Nun schließt sich der Kreis: Plan von EQT ist es, das Servicegeschäft für die Pharmabranche von va-Q-tec mit den Aktivitäten der in Stockholm ansässigen Envirotainer zu verbinden. Die bei den Würzburgern noch übrig bleibenden Geschäfte in den Bereichen Energieeffizienz und Thermoboxen sollen in einer eigenen Gesellschaft weiterentwickelt werden. Das freilich ohne amtliche Börsennotiz, denn die Übernahmepläne von EQT sehen dem Vernehmen nach ein Delisting vor. Im regionalen Freiverkehr wäre das Papier damit aber zunächst weiter handelbar. Perspektivisch dürfte jedoch auch ein Squeeze-out – also der vollständige Rückzug vom Kapitalmarkt mit Schlussofferte – auf der Agenda stehen.

Nun: Voraussetzung für ein Zustandekommen des Deals ist zunächst einmal eine Mindestannahmequote von 62,5 Prozent des bestehenden Grundkapitals. Mit dem größten Aktionär, CEO und Gründer Joachim Kuhn, haben sich die Schweden bereits geeinigt. 25,8 Prozent der Aktien sind für EQT demnach bereits in trockenen Tüchern. Zudem ist bei erfolgreichem Vollzug der Offerte eine 10-Prozent-Kapitalerhöhung zu je 26 Euro geplant, die Transaktion im Volumen von knapp 35 Mio. Euro würde ausschließlich von EQT gezeichnet und würde deren Anteil dann nochmals erhöhen. Bis hierhin liegen die Fakten auf dem Tisch. Nun kommt es für EQT darauf an, insbesondere Fonds und andere institutionelle Anleger davon zu überzeugen, dass sie ihre Stücke zu 26 Euro andienen.

Privatanleger, die die Aktie im Depot haben, müssen kurzfristig nichts unternehmen. Es dürfte clever sein, zunächst einmal die offiziellen Angebotsunterlagen abzuwarten. Ob es zu einer Nachbesserung durch EQT oder gar zu einem Bietergefecht mit einem anderen Investor kommt, lässt sich derzeit schwer sagen. Normalerweise sind die 26 Euro je va-Q-tec-Aktie ein guter Preis, zumal die operative Entwicklung zuletzt alles andere als überzeugend verlief. Die Analysten von Montega Research hatten in ihrer jüngsten Studie vom 11. November ein durchaus sportliches Kursziel von 30 Euro für den Titel berechnet.

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Foto: Clipdealer


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.