Wie entfesselt ist seit einigen Wochen die Notiz von Uzin Utz. Allein im August legte der Aktienkurs des Spezialisten für Fußbodenbeläge (Estrich, Grundierung, Spachtelmasse etc.) um 15,55 Prozent zu. Seit Jahresbeginn türmt sich das Plus – inklusive Dividendenzahlung – nun auf 48,30 Prozent. In der boersengefluester.de-Chronologie mit den aktuellen All-Time-Highs ist Uzin Utz zurzeit immer voran dabei. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Bauzulieferer zwar schon immer zu den stillen Stars auf dem Parkett gehörte – die Performance normalerweise aber längst nicht so stürmisch vonstatten ging wie zuletzt. Keine Frage: Operativ könnte es bei der Familiengesellschaft kaum besser laufen als momentan. Die Kombination aus immer neuen Effizienzsteigerungen und dem anhaltend steigenden Auslandsanteil Richtung USA, BRIC-Länder und Rest-EU – 2015 erzielte Uzin Utz bereits 58,2 Prozent der Erlöse außerhalb Deutschlands – sorgt für ungeahnt dynamische Entwicklung.
Zum Halbjahr kamen die Ulmer auf einen Umsatzzuwachs von 9,66 Prozent auf 135,668 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis zog dabei um 60,81 Prozent auf 12,154 Mio. Euro an. Angesichts solcher Sprünge weist der seit Jahresanfang in die Rolle des CEO gewechselte Thomas Müllerschön vorsichtshalber darauf hin, dass dieses Tempo im weiteren Jahresverlauf nicht beibehalten werden kann. Gleichwohl kündigt er ein Wachstum auf hohem Niveau an. „Wir sehen uns in einer sehr guten Position und unsere Wachstumsstrategie stimmt uns zuversichtlich, dass wir unsere anspruchsvollen Ziele erreichen“, heißt es offiziell. Das große Ziel: Bis zum Jahr 2019 soll der Umsatz ein Niveau von 400 Mio. Euro erreichen. Dabei geht das Management vor einem organischen Erlösplus von rund zehn Prozent pro Jahr aus. Sollte Uzin Utz diese Geschwindigkeit halten können, käme die Gesellschaft rein organisch bis 2019 auf ein Umsatzniveau von etwa 370 Mio. Euro. Das bedeutet: Ganz ohne Akquisitionen wird es wohl nicht gehen. Den regionalen Fokus legen die Ulmer zurzeit insbesondere auf die USA. Nach allem, was zu hören ist, kommt die Gesellschaft hier gut voran. Ein wichtiger Treiber ist die Anfang des Jahres erfolgte Verschmelzung der beiden US-Tochtergesellschaften.
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Nach der Kursrally stellt sich für interessierte Anleger aber natürlich die Frage, ob sie bei dieser Aktie jetzt noch einsteigen sollen – oder besser auf einen Rücksetzer warten. Bewertungstechnisch bewegt sich der Small Cap nämlich bereits in anspruchsvollen Regionen. Auf dem aktuellen Kursniveau von 58,00 Euro beträgt die Marktkapitalisierung fast genau 292,5 Mio. Euro. Inklusive der Netto-Finanzverbindlichkeiten türmt sich der Unternehmenswert (Enterprise Value = EV) auf 339 Mio. Euro. Die Analysten von Montega gingen in ihrer jüngsten Studie nach den Q2-Zahlen davon aus, dass Uzin Utz bis 2018 auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 32,9 Mio. Euro kommen kann. Demnach käme die Gesellschaft jetzt auf eine Relation von EV zu 2018er-EBIT von gut zehn. Für einen Bauzulieferer ist das recht sportlich. Allerdings gibt es nur wenige Unternehmen aus der Branche, die ein derart forsches Wachstum vorweisen können. Fakt ist aber auch, dass sich der Titel – insbesondere mit Blick auf Kurs-Buchwert-Verhältnis und Dividendenrendite – mittlerweile sehr deutlich von seinen langjährigen historischen Durchschnitten entfernt hat.
Keine Frage: Uzin Utz ist ein tolles Unternehmen und die Aktie ein grandioses Langfristinvestment. Es spricht aber auch einiges dafür, dass der Titel den wesentlichen Teil seines Kurspotenzials für 2016 bereits verfeuert hat. Hinzu kommt, dass der steile Anstieg zu einem gewissen Teil dem geringen Streubesitz von nur rund 19 Prozent geschuldet ist. Die Mehrheit an dem Unternehmen hält die Familie Utz. 26 Prozent entfallen über Polyshare auf Alberdingk Boley, einem Zulieferer von Uzin Utz. Die Experten von Montega gaben das Kursziel für den Titel von 53 auf 60 Euro heraufgesetzt, die Anlageempfehlung aber auf “Halten” reduziert.
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Foto: Uzin Utz AG