Auf den von Montega organisierten Hamburger Investorentagen (HIT) Anfang Februar reichte unsere Zeit leider nur für einen kurzes Update mit USU Software. Mittlerweile hat der Anbieter von Softwarelösungen für das Service-Management sowie die Lizenzoptimierung erste Eckdaten für 2023 vorgelegt und auch seine Planungen für die kommenden Jahre konkretisiert. Umso besser also das Timing jetzt für ein ausführliches Hintergrundgespräch von boersengefluester.de mit CEO Bernhard Oberschmidt. Mit einem Erlösplus von gut 13 Prozent auf 126,5 Mio. Euro sowie einem Anstieg des EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um 17 Prozent auf 16,8 Mio. Euro hat USU Software schließlich noch einen Tick besser abgeschnitten, als es nach dem dritten Quartal ohnehin schon aussah.
Wie bei vielen anderen Software-Unternehmen liegt auch bei USU der Fokus auf der Forcierung der Cloud-Umsätze – sprich das Geschäft mit Software as a Service-(SaaS-)Lösungen. Und hier kam die Gesellschaft aus Möglingen nördlich von Stuttgart mit einem Zuwachs von 31,5 Prozent auf 14,2 Mio. Euro dynamisch voran. Mittelfristig rechnet Bernhard Oberschmidt damit, dass der Anteil von SaaS-Kunden im Neugeschäft auf mehr als 75 Prozent klettert: „Ja, wir werden in den Jahren 2023 bis 2025 aggressiver Richtung SaaS gehen. Bis 2026 wollen wir dann mit der Transformation durch sein.“ Eine interessante Perspektive, die sich am Kapitalmarkt erst allmählich herumspricht. „Viele Investoren haben noch nicht gesehen, welche Dimension wir im SaaS-Bereich haben und was wir darüber hinaus für Möglichkeiten im Bereich KI besitzen“, sagt Oberschmidt. So hat die Gesellschaft schon vor Jahren ein eigenes Team aufgebaut, das die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) bei Themen wie der Automatisierung von Ticket-Routing, Lizenzmanagement oder auch IT-Monitoring vorantreibt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,36 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,11 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | |
EBIT1,4 | 3,22 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | |
EBIT-Marge5 | 3,82 | 2,99 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | |
Jahresüberschuss1 | 3,37 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | |
Netto-Marge6 | 3,99 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | |
Cashflow1,7 | 5,17 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,32 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Auch wenn sich der Aktienkurs von USU Software grundsätzlich in die richtige Richtung bewegt, bei einem Börsenwert von 224 Mio. Euro wird das Unternehmen noch immer nur mit einem Faktor von rund 1,6 auf den für 2023 avisierten Umsatz von 134 bis 139 Mio. Euro gehandelt. Dabei ist die Gesellschaft durchgängig profitabel und verfügt über eine piekfeine Bilanz frei von Bankschulden. Zudem steht zur Hauptversammlung am 20. Juni 2023 eine um 5 Cent auf 0,55 Euro je Aktie heraufgesetzte Dividende auf der Tagesordnung. Damit bringt es der Titel auf eine Dividendenrendite von zurzeit knapp 2,6 Prozent, womit sich USU Software klar im oberen Drittel der 33 Software-Unternehmen aus der Datenbank von boersengefluester.de bewegt. Auch aus diesem Blickwinkel hat der Titel also seinen Charme.
Längst abgehakt sind zudem die Zeiten von vor einigen Jahren, als die Gesellschaft mit ihren Prognosen nicht immer ins Schwarze getroffen hat und Sonderthemen wie etwa Verschiebungen von Großaufträgen in den USA direkt ins Kontor geschlagen haben. „USU ist reifer und größer geworden. Dadurch sind wir stabiler und haben eine bessere Sichtbarkeit im Markt“, sagt CEO Bernhard Oberschmidt. Zudem verweist er in diesem Zusammenhang auf den mittlerweile deutlich umfangreicheren Anteil der wiederkehrenden – und damit gut planbaren – SaaS-Erlöse. Das verbessert den Puffer für unvohergesehene Ereignisse.
Weiterhin auf der Agenda befinden sich Themen wie anorganisches Wachstum und eine weitere Intensivierung des internationalen Geschäfts. Nach der Corona-bedingten kleinen Delle im Auslandswachstum kommt hier zurzeit aber wieder spürbar Dynamik rein, auch da es wieder internationale Messen gibt und das Vertriebsteam so mehr Möglichkeiten hat. Bei Zukäufen hingegen lässt sich USU die nötige Zeit und wartet auf passende Gelegenheiten, die – ganz wichtig – auch ins Preisgefüge passen müssen. Grundsätzlich ist das eigene Produktportfolio aber so stark, dass die Schwaben nicht auf Übernahmen angewiesen sind.
Sollte ein Target jedoch passen, könnte USU unter anderem auch auf die knapp 524.000 eigenen Aktien aus dem Rückkaufprogramm vom vergangenen Jahr als Akquisitionswährung zurückgreifen. Immerhin stehen die Titel für einen Gegenwert von zurzeit etwa 11 Mio. Euro. Eine konkrete Verwendung für die Treasury Stocks gibt es aber noch nicht. Neben dem Einsatz als Bezahlmittel für Übernahmen kommen grundsätzlich auch die Einziehung der Aktien und/oder die Verwendung für Mitarbeiteroptionsprogramme in Frage. Auch eine Aktiendividende könnte grundsätzlich aus diesem Bestand geleistet werden. Insgesamt also viele Optionen, die USU Software diesbezüglich hat.
Nächstes wichtiges Datum ist jedoch erstmal die für Ende März angesetzt Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2022. Neben den klassischen Inhalten eines Jahresabschlusses wie Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung oder auch der Cashflow-Teil kommen bei USU Software regelmäßig auch die Fans des gepflegten Storytellings auf ihren Kosten. Immerhin gibt es im Spezialwertesektor wohl kaum eine andere Gesellschaft, die ihre Geschäftsberichte mit so viel Hingabe gestaltet wie USU Software. Mitunter sind das kleine Kunstwerke, die da entstehen. Wer Interesse hat, kann sich die Reports auf unserer Satellitenseite geschaeftsberichte-download.de kostenlos herunterladen. Das aber nur am Rande: Auch ohne die originellen Geschäftsberichte ist die Aktie von USU Software ein Investment wert.
Foto: Clipdealer