Wenn boersengefluester.de einen Preis für die originellsten Geschäftsberichte verleihen würde, wäre USU Software bestimmt ein Dauergast oben auf dem Treppchen. Nachdem das Unternehmen aus Möglingen in der Nähe von Stuttgart im Vorjahr sein Zahlenwerk in einen aufwändigen Comic-Strip verpackte, setzt USU für 2015 auf die Märchenwelt. Nicht etwa, weil Vorstandschef Bernhard Oberschmidt als Geschichtenerzähler bekannt ist, sondern weil es thematisch passt. „Software ist die Verbindung von Wunsch und Wirklichkeit. Es ist wie in der Welt der Märchen. Hier die grausame Realität, dort der Zauber, das Wunder, die Geisteskraft, die alles schafft“, heißt es im frisch vorgelegten Jahresabschluss. Und noch eine Leseprobe: „Software ist eine niemals endende Geschichte. Wir, die USU Software AG, stecken mittendrin in dieser unendlichen Geschichte, aus der wir genau so wenig entfliehen können wie Hänsel und Gretel, Schneewittchen oder Dornröschen aus dem Märchenbuch der Brüder Grimm. Die USU Software AG ist sicherlich nur ein Zwerg in diesem Geschäft, aber es ist ein Riesengeschäft, das sich 2015 für uns alle glänzend gelohnt hat.“
Nun: Ganz so winzig ist USU Software gar nicht. Die Marktkapitalisierung des auf IT-Lösungen für Wissensdatenbanken in Firmen (etwa für Serviceabteilungen) sowie die Optimierung von Softwarelizenzen spezialisierten Unternehmens beträgt zurzeit knapp 179 Mio. Euro. Damit bewegt sich die Gesellschaft ungefähr auf einer Höhe mit Titeln wie PSI, i:FAO oder Mensch und Maschine. Gemessen am Umsatz von zuletzt gut 66 Mio. Euro ist es aber in der Tat so, dass die eben genannten IT-Gesellschaften – abgesehen von i:FAO – deutlich größer sind. Hierin spiegelt sich allerdings auch die hohe Wertschätzung in die Ergebnisqualität sowie die Bilanzausstattung von USU Software wider. Zudem legt USU ein strammes Wachstumstempo vor: Für das laufende Jahr plant CEO Oberschmidt bereits mit Erlösen zwischen 71 und 75 Mio. Euro – bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern zwischen 9,0 und 10,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: 2015 kam USU auf ein Betriebsergebnis von 7,6 Mio. Euro. Ende 2017 wollen die Schwaben – auch durch Unterstützung von Zukäufen – die Erlösschwelle von 100 Mio. Euro überschreiten. Dann soll die um akquisitionsbedingte Sondereffekte bereinigte operative Marge 15 Prozent erreichen – zurzeit sind es 13,3 Prozent.
Positiv für Anleger ist, dass USU die Dividende für 2015 um 5 Cent auf 0,35 Euro pro Anteilschein anhebt. Damit bringt es der Small Cap auf eine Rendite von rund zwei Prozent – für einen Softwaretitel ist das zumindest beachtlich. Die Hauptversammlung findet allerdings erst am 17. Juni 2016 statt. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser setzen das Kursziel für die USU-Aktie derzeit bei 18,50 Euro an und geben eine Halten-Empfehlung aus. Gemessen an den einschlägigen Bewertungskriterien ist das sicher in Ordnung. Ein Schnäppchen ist das Papier nunmal nicht, war es aber auch noch nie. Wer sich hier engagiert, bekommt ials Gegenleistung eine Menge Wachstumspotenzial. Zwar befindet sich die Notiz seit einigen Monaten auf Konsolidierungskurs, doch der Langfristchart zeigt deutlich, dass USU Software ein ideales Basisinvestment aus dem Spezialwertesegment ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,36 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,11 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | |
EBIT1,4 | 3,22 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | |
EBIT-Marge5 | 3,82 | 2,99 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | |
Jahresüberschuss1 | 3,37 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | |
Netto-Marge6 | 3,99 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | |
Cashflow1,7 | 5,17 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,32 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Foto: USU Software AG