Keine Frage: Es gibt ganz viele Aktien, die in den vergangenen Wochen deutlich stärker an Wert eingebüßt haben, als der Anteilschein von USU Software. Das ist aber nur insofern ein schwacher Trost, weil sich die USU-Notiz schon seit Monaten eher Richtung Süden orientiert. Dabei öffnet sich immer stärker eine Schere zwischen der Bewertung an der Börse und den tatsächlichen fundamentalen Daten des Anbieters von Softwarelösungen für den Einsatz im Service-Management sowie der Lizenzoptimierung. Jedenfalls fallen die jetzt vorgelegten Eckdaten für 2021 durchweg ordentlich aus, wenngleich die ganz große positive Überraschung ebenfalls ausgeblieben ist: So stieg das um Sondereffekte aus Übernahmen adjustierte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) um etwas mehr als zehn Prozent auf 10,2 Mio. Euro. Avisiert hatte CEO Bernhard Oberschmidt hier zuletzt eine Bandbreite von mindestens 9 bis 10 Mio. Euro.
Bei den unbereinigten Werten – auf diese Zahlen stellt boersengefluester.de regelmäßig in seinen Übersichtstabellen ab – ergibt sich ein Plus von fast 38 Prozent auf 9,7 Mio. Euro. Die Erlöse kamen derweil um 4,3 Prozent auf 111,9 Mio. Euro voran – den bislang höchsten Wert in der Unternehmenshistorie. Der Anteil der wiederkehrenden Erlöse am Konzernumsatz ist dabei um 0,5 Prozentpunkte auf 30,8 Prozent gestiegen. Hier sind andere Unternehmens schon weiter, aber USU fährt bewusst ein hybrides Modell. Wie bei nahezu allen Softwarefirmen geht die positive Entwicklung der Cloud-Umsätze jedoch auch bei USU mit stagnierenden beziehungsweise rückläufigen klassischen Lizenzumsätzen einher. Unterm Strich steht ein um beinahe ein Viertel verbesserter Überschuss von 6,8 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,36 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,11 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | |
EBIT1,4 | 3,22 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | |
EBIT-Marge5 | 3,82 | 2,99 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | |
Jahresüberschuss1 | 3,37 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | |
Netto-Marge6 | 3,99 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | |
Cashflow1,7 | 5,17 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,32 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Für 2022 kalkuliert Oberschmidt mit Konzernerlösen von 120 bis 125 Mio. Euro, das bereinigte EBIT erwartet er zwischen 10,5 und 12,0 Mio. Euro. Mit Blick auf den Aktienkurs liegt wohl hier der Grund für die enttäuschende Performance, denn die Analysten gehen in ihren bisherigen Prognosemodellen eher von einem bereinigten EBIT um die 14 Mio. Euro aus. Noch ist schwer abschätzbar, ob USU angesichts der labilen ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen bewusst tief stapelt, oder ob die Märkte momentan tatsächlich nicht mehr hergeben. Andererseits weist Vorstand Oberschmidt explizit nochmals darauf hin, dass die mittelfristigen Ziele mit einem durchschnittlichen organischen Umsatzzuwachs von zehn Prozent sowie einer (bereinigten) EBIT-Marge von 13 bis 15 Prozent bis 2024 weiter gültig sind. Demnach sollte das Unternehmen aus Möglingen in der Nähe von Ludwigsburg auf ein EBIT von mindestens 20 Mio. Euro zusteuern.
Zum Vergleich: Unter Berücksichtigung der Netto-Liquidität beträgt der Unternehmenswert von USU nur rund 211 Mio. Euro. Boersengefluester.de bleibt dabei: Bei USU sollte sich die Schere zwischen operativer Entwicklung und Aktienkurs bald wieder schließen. Zudem gehen wir von einer mindestens stabilen Dividende zur nächsten Hauptversammlung am 1. Juli 2022 aus, womit der Spezialwert auf eine Dividendenrendite von knapp zwei Prozent kommt. Auch das ein ansprechender Wert für eine Software-Company.
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