Es ist ja nicht so, dass die Anleger deutsche Software-Aktien im laufenden Jahr konsequent meiden. Immerhin weisen Nemetschek, Mensch & Maschine, Atoss Software, Easy Software und der DAX-Konzern SAP zum Teil sehr deutliche Zuwachsraten beim Kurs auf. So gesehen ist die Performance von USU Software mit einem Minus von elf Prozent schon irgendwie eine Enttäuschung, zumal es dem auf Wissensdatenbanken und Lizenzmanagement spezialisierten Unternehmen im Prinzip besser geht, als es die jüngsten Zahlen für 2017 und dem – wenn auch besser als erwartet ausgefallenen – Auftaktviertel 2018 zunächst vermuten lassen. „Wir sind in der Mitte einer Investitionsphase“, sagt CEO Bernhard Oberschmidt im Gespräch mit boersengefluester.de. Dabei geht es in erster Linie um die Forcierung des Auslandsgeschäfts in Frankreich und Großbritannien. Aber auch das mittlerweile etablierte US-Geschäft spielt hier mit rein. On top kommen die Aufwendungen für die 2017 zugekaufte Berliner Digitalagentur unitB technology sowie die französische Easytrust – ein vorwiegend auf Oracle-Lizenzmanagement spezialisiertes Unternehmen.
Der für den 30. August 2018 angesetzte Sechs-Monats-Bericht von USU Software dürfte die überdurchschnittlich hohe Investitionstätigkeit vermutlich noch einmal unterstreichen, ab dem zweiten Halbjahr 2018 sollten sich dann allerdings auch entsprechende Rückflüsse zeigen. Die offizielle Prognose für das laufende Jahr sieht Erlöse in einer Spanne von 93 bis 98 Mio. Euro sowie ein um Sondereffekte aus Übernahmen bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 7,50 und 10,00 Mio. Euro vor. „Die Guidance passt für uns sehr gut“, sagt Oberschmidt. Zur Einordnung: 2017 kam USU bei Erlösen von 84,36 Mio. Euro auf ein bereinigtes EBIT von 6,13 Mio. Euro. Das ausgewiesene Betriebsergebnis lag bei 3,22 Mio. Euro. Bis zum Jahr 2021 wollen die Möglinger dann auf Umsätze von rund 140 Mio. Euro sowie ein bereinigtes EBIT von 20 Mio. Euro vorstoßen. Das klingt nach einer guten Wachstumsstory, allerdings steht dem eine stattliche Marktkapitalisierung von gut 244 Mio. Euro gegenüber – Mitte Juni waren es sogar 288 Mio. Euro.
Einigermaßen charmant sieht diese Größenordnung wohl erst mit Ausrichtung auf die für 2020/21 zu erwartenden Zahlen aus. Doch soweit blickt der Kapitalmarkt bei den meisten Spezialwerten noch nicht nach vorn. Freilich gibt es auch Ausnahmen, wie die im April 2018 an den Frankfurter Prime Standard gegangene Serviceware SE zeigt, einem in Teilen mit USU durchaus vergleichbaren Unternehmen. Immerhin kommt Serviceware schon jetzt auf einen Börsenwert von 250 Mio. Euro – bei für 2018 erwarteten Erlösen von knapp 55 Mio. Euro und einem von uns prognostizierten EBIT von 7,3 Mio. Euro. Weitere Wettbewerber von USU Software wären im Bereich Service-Monitoring etwa der US-Konzern ServiceNow oder die (nicht notierte) Flexera im Bereich Lizenzmanagement. Wer sich unbedingt noch einen heimischen Micro Cap aus dem Bereich IT-Management ansehen möchte, kann auch Softline als Vergleich heranziehen. Allerdings spielt USU Software in einer ganz anderen Liga.
Eine Klasse für sich ist USU Software seit Jahren in einer komplett anderen Disziplin: Nämlich in Sachen außergewöhnlich guter Geschäftsbericht. Und so wundert es boersengefluester.de überhaupt nicht, dass auch der 2017er-Geschäftsbericht von der LACP mit Platin- und Gold Awards bedacht wurde und 99 von 100 möglichen Punkten einfuhr. Eine Anerkennung, über die sich CEO Oberschmidt ganz besonders freut, denn schließlich ist der Jahresabschluss wie eine Visitenkarte für das Unternehmen: „Unser Geschäftsbericht ist ein sehr persönliches Qualitätsstatement – Richtung Kunden und Kapitalmarkt.“ Nun ist boersengefluester.de auch klar, dass man eine Aktie nicht wegen eines besonders liebevoll gestalteten Geschäftsberichts kaufen muss. Andererseits passt es ins Bild, dass USU großen Wert auf eine langfristig erfolgreiche Investmentstory legt, selbst wenn es in einzelnen Quartalen zu Belastungen kommt. Insgesamt stehen die Chancen gut, dass die USU-Aktie in den kommenden Quartalen wieder spürbar an Höhe gewinnt – selbst wenn der aktuelle Performancekünstler Nemetschek mit Sicherheit nicht mehr eingeholt wird.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 84,36 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | |
EBITDA-Marge3 | 8,11 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | |
EBIT1,4 | 3,22 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | |
EBIT-Marge5 | 3,82 | 2,99 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | |
Jahresüberschuss1 | 3,37 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | |
Netto-Marge6 | 3,99 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | |
Cashflow1,7 | 5,17 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,32 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 44,35 | 55,18 | 66,57 | 72,44 | 81,28 | 83,18 | 91,53 | |
EBITDA1,2 | 5,87 | 3,39 | -1,18 | 1,79 | 2,19 | -1,63 | 0,17 | |
EBITDA-Marge3 | 13,24 | 6,14 | -1,77 | 2,47 | 2,69 | -1,96 | 0,19 | |
EBIT1,4 | 5,63 | 2,72 | -2,31 | -1,61 | -1,27 | -5,85 | -3,98 | |
EBIT-Marge5 | 12,69 | 4,93 | -3,47 | -2,22 | -1,56 | -7,03 | -4,35 | |
Jahresüberschuss1 | 4,65 | -1,09 | -1,15 | -1,57 | -2,00 | -3,96 | -3,94 | |
Netto-Marge6 | 10,48 | -1,98 | -1,73 | -2,17 | -2,46 | -4,76 | -4,31 | |
Cashflow1,7 | 5,82 | -2,49 | -7,23 | -0,65 | 6,01 | 0,78 | 1,27 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,44 | -0,10 | -0,11 | -0,15 | -0,20 | -0,37 | -0,38 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |