Seit der Finanzkrise von 2008 ist der Verschuldungsgrad chinesischer Unternehmen von 100 auf 170 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. In keinem anderen Land kletterte die Quote in den vergangenen neun Jahren derartig schnell wie im Chinesischen Unternehmenssektor. Der steile Zuwachs ist der Niedrigzinspolitik, die das Wachstum im Land hoch halten soll, geschuldet. Derweilen verharrt die Volatilität (VSTOXX) in Europa auf sehr niedrigem Niveau und zeigt, dass der Markt im kommenden Monat zumindest nicht viel Risikofaktoren einpreist. Sogar die Herabstufung von China’s Kreditwürdigkeit von A1 auf Aa3 durch die Ratingagentur Moody’s löste keine Reaktion im DAX aus, obwohl der deutsche Leitindex durch den starken Einfluss der Autowerte in der Vergangenheit meist stärkere Ausschläge zeigte als der Euro Stoxx 50. Die Kurse von BMW, Daimler und Volkswagen reagieren oft sensibel auf Schlagzeilen aus dem Reich der Mitte, da es der wichtigste Absatzmarkt für die Unternehmen ist. Der über die Eurex gehandelte Euro Stoxx Automobile Sector Index (FSTA) notierte im Mai nur leicht schwächer als der Euro Stoxx 50 Index. Experten warnen bereits seit Monaten, dass eine mögliche chinesische Kreditblase auch für volatile Aktienmärkte in Europa sorgen könnte.
Die Herabstufung von Moody’s bedeutet, dass chinesische Firmen Kredite verstärkt von inländischen Banken beziehen müssen, da die Schuldenaufnahme im Ausland teurer wird. Solange die Kreditvergabe über die staatlich regulierten Banken weiterhin so exzessiv betrieben wird, könnte dies systematische Risiken hervorrufen – eine Kreditklemme („Credit Crunch“) ist dabei ein mögliches Szenario. Hintergrund: Ein Credit Crunch kann durch schnellsteigende Zinsen verursacht werden, da so die Kreditvergabe für Unternehmen erschwert wird. Das wiederum führt zu weniger Investitionen. Geringere Wachstumsraten oder sogar eine Rezession können die Folge sein. Das schnelle Kreditwachstum ist der chinesischen Regierung natürlich bekannt. Sie versucht mittlerweile Möglichkeiten zu finden, um die hohe Schuldenquote langsam zurückzufahren, ohne eine Kreditklemme zu riskieren. Ob das gelingt, wird sich vielleicht noch in diesem Jahr zeigen.
Anleger sorgen sich derzeit nicht viel um dieses mögliche Szenario. Die meistgehandelten ETFs auf chinesische Indizes konnten Benchmark ETFs auf Emerging Markets in den vergangenen Wochen schlagen. Viele Experten sind der Ansicht, dass europäische – und vor allem US-Aktien – bereits sehr hohe Bewertungen aufweisen. Das kann einer der Gründe sein, warum ETFs auf Emerging Markets, in denen auch chinesische Aktien enthalten sind, im letzten Monat wieder Rekordzuflüsse aufwiesen. Bei DEGIRO können Sie in über 700 ETFs auf internationale Märkte kostenlos investieren. Futures auf die Volatilität (VSTOXX) oder auf verschiedene Sektoren wie den im Kontext genannten Automobilsektor-Index (FSTA) können Sie bei DEGIRO über die Eurex handeln. Mehr Informationen dazu finden Sie auf degiro.de.
Manuel Suckart studierte Finanzmärkte in Deutschland und in Belgien. Seit zwei Jahren arbeitet er für den niederländischen Onlinebroker DEGIRO im Bereich Business-Development in Amsterdam. Dabei ist er für den Ausbau der Marktstellung in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) mitverantwortlich. Zusätzlich ist er Kolumnist bei diversen Finanzportalen und schreibt über allgemeine Kapitalmarktthemen sowie marktrelevante Ereignisse.
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