Die katastrophalen Halbjahreszahlen von United Power zeigen deutlich: Der Wachstumstrend des Herstellers von Stromgeneratoren ist gebrochen. Im vergangenen Jahr mussten für das Nicht-Erreichen der eigenen – wenig ambitionierten – Prognosen schlechtes Wetter an den Produktionsstandorten und bei Zulieferern sowie zu wenige Hurrikans in den USA herhalten. In diesem Jahr kommt dem Management die Ukraine-Krise gerade Recht, um von eigenem Versagen abzulenken.
Bisher hatten wir dem Unternehmen vertraut. Die Produktion in China macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Die Kundenliste in Deutschland erweckte den Anschein hoher Produktqualität. Finanzvorstand Oliver Kuan hat – in perfektem Deutsch – das Unternehmen stets professionell präsentiert und die Gründe für die Umsatz- und Profitwarnings überzeugend erläutert. Doch inzwischen schwindet das Vertrauen. Die europäischen Qualitätsstandards wurden im vergangenen Jahr nicht erreicht. Das kostete einen zweistelligen Millionenbetrag beim Umsatz. Ob die EU-Normen inzwischen wieder erreicht werden und die Umsatzverluste ausgeglichen wurden, konnte uns Kuan bei unserem letzten Besuch in China im Frühsommer dieses Jahres nicht beantworten. Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass die Probleme wohl noch nicht vollständig überwunden sind. Auch Fragen nach den Ursachen für die zweistelligen Millionen Verluste in der Zwischenholding in Hongkong blieben unbefriedigend. Diese Verluste mussten im vergangenen Jahr ausgeglichen werden, damit jetzt und künftig eine Dividende von Hongkong nach Deutschland überwiesen werden kann. Der Transfer des Geldes von China nach Hongkong führte zu einer erhöhten Steuerbelastung. Zwar hat United Power den Sprung aufs Frankfurter Börsenparkett 2011 erst im zweiten Anlauf geschafft, doch das kann keinen zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben.
[shortcodedisplaychart isin=”DE000A1EMAK2″ ct=”1Y” cwidth=”595″ cheight=”350″]
Hier zeigt sich wieder einmal, dass die Finanzvorstände chinesischer Unternehmen nicht immer in das operative Geschäft eingebunden sind. Sie sind eher Berater, die für die internationale Rechnungslegung und den Investoren-Kontakt zuständig sind. Kuan zum Beispiel betreibt zusammen mit seinem Bruder eine internationale Unternehmensberatung. Daher ist es umso verwunderlicher, dass United Power inzwischen nicht einmal mehr die Grundregeln ordentlicher Investor-Relations-Arbeit einhält. So wurde die bereits angekündigte Hauptversammlung ohne jegliche Begründung einfach mal um ein paar Wochen verschoben. Es entsteht der Eindruck, dass die deutschen Aktionäre der Firma ziemlich lästig sind – besonders die bohrenden Fragen von Investoren, Analysten und Journalisten.
Es gibt ja auch nicht viel Erfreuliches zu berichten. Im vergangenen Jahr wurden alle Prognosen verfehlt. In diesem Jahr setzt sich der Abwärtstrend beschleunigt fort. Im ersten Quartal 2014 schrumpfte der Überschuss bei nahezu konstantem Umsatz von 24 Mio. um ein Viertel auf 2,3 Mio. Euro. Im zweiten Quartal sanken die Erlöse dann um fast zehn Prozent auf 29,5 Mio. und der Netto-Gewinn halbierte sich fast auf 2,8 Mio. Euro. Unterm Strich bleibt so wenig übrig, weil die chinesischen Behörden United Power die Steuersubvention für Hochtechnologieunternehmen gestrichen hat. Damit werden jetzt 25 Prozent statt vorher 15 Prozent Körperschaftssteuer fällig.
[financialinfobox wkn=”A1EMAK”]
Bislang hatte United Power für 2014 einen leichten Rückgang der Umsätze, einen etwas niedrigeren Bruttogewinn und leicht rückläufige EBIT-Margen (Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Verhältnis zum Umsatz) im Vergleich zu 2013 erwartet. Nun wird die Prognose kassiert. „Da der Vorstand davon ausgeht, dass das Branchenumfeld während des Jahres 2014 herausfordernd bleiben wird, erwartet er einen Rückgang der Umsätze, der den prozentualen Rückgang des ersten Halbjahrs übersteigen könnte. Was die Profitabilität angeht, rechnet United Power mit einem Rückgang des Bruttoergebnisses und der EBIT-Marge in einer ähnlichen Größenordnung wie in der ersten Hälfte dieses Jahres“, erklärt der Vorstand im Halbjahresbericht. Besonders die schwache Umsatzentwicklung ist besorgniserregend. Denn im Vergleichsjahr 2013 lief es im ersten Halbjahr noch recht ordentlich; der Einbruch kam erst im zweiten. Daher ist die Latte schon extrem niedrig gelegt. Im dritten Quartal 2013 gingen die Erlöse um gut zwölf Prozent zurück und im vierten Quartal brachen sie um fast ein Drittel weg – und nun soll es noch schlimmer kommen. Vor diesem Hintergrund sollte die Aktie verkauft werden. Das Management hat sein Vertrauen verspielt.
[basicinfoboxsc isin=”DE000A1EMAK2″]
Bild: Karl-Heinz Geiger
[sws_yellow_box box_size=”585″]Umfassende und regelmäßige Informationen zu allen Aktien von chinesischen Unternehmen aus dem Prime Standard sowie eine exklusive Scoring-Tabelle finden Sie auf unserem Portal „Chinageflüster“. Einfach HIER anklicken[/sws_yellow_box]