Als richtig hat sich unsere Entscheidung erwiesen, die Aktie von United Labels nach dem Neun-Monats-Bericht mit dem veränderten Ausblick für 2014 auf „Verkaufen” zu stellen. Das Papier verlor zuletzt deutlich an Wert. Für massiven Zusatzdruck sorgen nun die Konditionen der angekündigten Kapitalerhöhung des Vermarkters von Comiclizenzen für das Großkundengeschäft und den Einzelhandel. Demnach wollen die Münsteraner bis zu 2,1 Millionen neue Papiere anbieten und schöpfen damit ihr vorhandenes genehmigtes Kapital voll aus. Demnach könnte die Aktienzahl von 4,2 Millionen auf bis zu 6,3 Millionen Stück wachsen. Altaktionäre erhalten dabei ein Bezugsrecht. Für je zwei Anteile können sie eine junge Aktie erwerben. Die Bezugsfrist läuft voraussichtlich vom 24. November bis zum 8. Dezember. Soweit alles im Rahmen der Erwartungen. Boersengefluester.de hatte mehrfach vorab über die Finanzierungspläne berichtet. Irritiert sind wir jedoch über den Ausgabepreis von gerade einmal 1,55 Euro, wodurch United Labels bei voller Platzierung ein Volumen von brutto gerade einmal 3,25 Mio. Euro zufließen würde. Spekuliert wurde ursprünglich über einen Verkaufspreis von rund 2,30 Euro entsprechend einem Gesamtumfang von knapp 5 Mio. Euro. Der jetzt gewählte Kurs von 1,55 Euro entspricht einem Abschlag von immerhin rund einem Viertel – und zwar auf das bereits spürbar gesenkte aktuelle Kursniveau.
Wirklich interessant wird allerdings, wer die neuen Anteile zeichnen wird. Vorstandschef Peter Boder hält offiziell 57,03 Prozent an United Labels. Vorstandsmitglied Albert Hirsch, der früher einmal bei der Douglas-Tochter buch.de internetstores AG die Fäden leitete, wird auf der Homepage von United Labels nicht explizit als Aktionär erwähnt. Laut einer Directors-Dealings-Mitteilung von Mitte 2012 hat er jedoch zumindest 5.000 Aktien gekauft. Aufsichtsratschef Gert-Maria Freimuth, der zu den Mitgründern der von boersengeflueter.de sehr geschätzten Beteiligungsgesellschaft mbb Industries zählt, hält rund 0,24 Prozent an United Labels. Frank D. Rohmann, ebenfalls im Aufsichtsrat von United Labels, werden rund 0,42 Prozent der Stücke zugeschrieben. Summa summarum hätte das münstersche Team aus Vorstand und Aufsichtsrat also Bezugsrechte für gut 1,2 Millionen neue Aktien. Dieses Volumen wird das Quartett dem Vernehmen nach aber zu einemguten Drittel ausschöpfen – eine verbindliche Zeichnungserklärung gibt es von dieser Seite nur für 425.900 neue Aktien.
Der Streubesitz liegt bei 39,05 Prozent der Aktien, darunter dürfte eine Reihe von Kleinanlegern sein, die das Papier noch aus Neuer-Markt-Zeiten mit horrenden Verlusten im Depot mitschleppen. Die Bereitschaft dieser Gruppe an der Kapitalerhöhung mitzuziehen, dürfte ziemlich überschaubar sein. Trotz dieser schwierigen Gemengelage wird die Kapitalerhöhung von Close Brothers Seydler quasi garantiert. Die Frankfurter zeichnen zunächst sämtliche Anteile und bieten die nicht von den Aktionären abgenommenen Stücke „institutionellen Anlegern und strategischen Investoren zu dem festgesetzten Bezugspreis an”. Angesichts des enormen Discounts zum aktuellen Aktienkurs scheint das Risiko der Transaktion begrenzt. Allerdings ist der Markt in United-Labels-Aktien nicht sonderlich liquide und so besteht die Gefahr, dass in den kommenden Monaten immer wieder größere Stückzahlen am Markt vagabundieren, die nach einem langfristigen Investor suchen. Das könnte auf den Kurs drücken.
Denkbar ist allerdings auch, dass dieser Investor längst gefunden ist. Getuschelt wurde zuletzt über einen Interessenten aus Asien. Möglicherweise war diese Adresse einfach nicht bereit, mehr als 1,55 Euro pro Aktie auf den Tisch zu legen. Die kommenden Wochen werden also spannend wie ein Börsenkrimi – in diesem Fall mit Hauptdarstelelrn aus Münster. Zumindest ein Geschmäckle hat in diesem Zusammenhang eine Studie von Close Brothers Seydler, die den Small Cap erst am 10. November beim Kurs von 2,60 Euro mit Ziel 2,00 Euro als haltenswert eingestuft hat. Hinter den Kulissen wurde zu dieser Zeit vermutlich längst über die Kapitalmaßnahme verhandelt. Da kommt eine Verkaufsempfehlung nicht sonderlich gut.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 30,33 | 12,24 | 13,49 | 13,17 | 17,97 | 22,34 | 24,82 | |
EBITDA1,2 | 2,57 | 1,52 | 0,40 | 1,51 | 0,31 | 1,10 | 1,33 | |
EBITDA-Marge3 | 8,47 | 12,42 | 2,97 | 11,47 | 1,73 | 4,92 | 5,36 | |
EBIT1,4 | 1,90 | 0,89 | -2,70 | 1,22 | 0,05 | 0,81 | 1,01 | |
EBIT-Marge5 | 6,26 | 7,27 | -20,02 | 9,26 | 0,28 | 3,63 | 4,07 | |
Jahresüberschuss1 | 0,38 | 0,34 | -0,99 | 0,77 | -0,21 | 0,45 | 0,63 | |
Netto-Marge6 | 1,25 | 2,78 | -7,34 | 5,85 | -1,17 | 2,01 | 2,54 | |
Cashflow1,7 | 2,14 | 0,80 | 2,78 | 1,16 | 1,59 | 1,72 | 0,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,06 | 0,09 | -0,14 | 0,11 | -0,03 | 0,06 | 0,09 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: FRTG |