Wer hätte zu Jahresbeginn gedacht, dass die Aktie von United Labels zu den Top-Performern 2015 zählt? Wohl niemand. Doch allein in den vergangenen sechs Monaten schnellte die Notiz des Experten von Comic-Lizenzartikeln um mehr als 150 Prozent in die Höhe und wagte sich in der Spitze bis knapp an die Marke von 4 Euro heran. Zurzeit kostet das Papier 3,48 Euro, was einer Marktkapitalisierung von annähernd 22 Mio. Euro entspricht. Anleger, die Ende 2014 bei der umstrittenen Kapitalerhöhung zu 1,55 Euro zugegriffen haben, liegen also weit vorn. Boersengefluester.de hatte zuletzt immer wieder über United Labels berichtet und auf die Spekulationen um den Einstieg eines asiatischen Unternehmens hingewiesen. Noch sind in dieser Richtung aber keine konkreten Ergebnisse publik geworden. Ausreichend Zeit also, um sich die fundamentalen Rahmendaten vorzunehmen – zumal United Labels kürzlich den Halbjahresbericht vorgelegt hat.
Auffällig sind zunächst einmal die bemerkenswerten Sprünge bei der Formulierung des Ausblicks: Im 2014er-Geschäftsbericht heißt es, dass der Gesamtumsatz im laufenden Jahr um 15 bis 25 Prozent wachsen soll – bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 0,7 und 1,6 Mio. Euro. Zur Einordnung: 2014 kam United Labels auf Erlöse von 31,98 Mio. Euro und ein EBIT von knapp 0,45 Mio. Euro. Im Abschluss zum ersten Quartal 2015 nannte der Vorstand dann plötzlich ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 0,7 bis 1,6 Mio. Euro als Zielmarke. An der avisierten Umsatzsteigerung hielt United Labels fest. Zum Halbjahr gibt es von Vorstandschef Peter Boder nun die dritte Variante: „Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr bestätigen wir die Anfang des Jahres gemeldete Gewinnprognose für 2015 mit einem Konzernergebnis zwischen € 0,7 Mio. und € 1,6 Mio. Das hierfür benötigte und erwartete Umsatzwachstum liegt nach der aktuellen Planung zwischen 2% -10%.” Immerhin: In der Vorabmitteilung zum Zwischenbericht bezieht sich United Labels bei der Ergebnisvorschau explizit auf das EBIT. Wie nun allerdings die neue Erlösvorschau einzuordnen ist, bleibt zunächst das sahnige Geheimnis von United Labels. In der positiven Variante lässt sich die neue Wortwahl aber so interpretieren, dass die bisherige Erlöszielsetzung von plus 15 bis plus 25 Prozent weiter Bestand hat, das für die Erreichung der avisierten EBIT-Größenordnung nötige Umsatzniveau aber deutlich geringer ist bislang gedacht. Demnach könnte das tatsächliche Ergebnis am Jahresende auch spürbar höher ausfallen. Eine klare Kapitalmarktkommunikation sieht allerdings anders aus. Um die Verwirrung komplett zu machen, schreiben die Analysten von Oddo Seydler in ihrer jüngsten Studie auch noch, dass United Labels die Gesamtjahresprognose für den Nettogewinn von 0,7 bis 1,6 Mio. Euro bestätigt habe.
So oder so: In der zweiten Jahreshälfte muss sich United Labels gehörig strecken. Von Januar bis Ende Juni kam die Gesellschaft bei Erlösen von 14,17 Mio. Euro auf ein EBIT von minus 0,23 Mio. Euro. Der Fehlbetrag unterm Strich vergrößerte sich von minus 0,67 auf minus 0,84 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie rutschte um zusätzliche 3 Cent auf minus 0,17 Euro tiefer ins rote Terrain. Anlass zur Hoffnung geben bei den Münsteranern jedoch die angestoßenen Kostensenkungen, die Konzentration auf margenstärkere Produkte und das – ohnehin wichtige – Weihnachtsgeschäft. Zudem gibt es mit dem Kino-Überraschungserfolg „Minions” eine neue Zugnummer im Programm. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass die „Minions”-Artikel laufen wie geschnitten Brot. Aber auch das von der ebenfalls börsennotierten m4e produzierte Erfolgsformat „Mia & Me” hat enormes Potenzial. Hinzu kommen Klassiker wie „Die Simpsons” oder „Peanuts”, die United Labels nun zusätzlich über die Händlerplattform www.unitedlabels-shop.de vertreibt. Summa summarum hat der Aktienkurs mittlerweile jedoch eine Menge an Hoffnung auf bessere Zeiten eingepreist. Das zeigt auch der Blick auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von knapp 3,5. Im langjährigen Schnitt kommt der Small Cap hier auf signifikant niedrigere Werte. Bleibt die Spekulation auf die Asien-Kooperation als potenzieller Kurstreiber. Auf dem aktuellen Niveau sollten aber nur noch sehr risikobereite Investoren auf diesen Kurstreiber setzen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 30,33 | 12,24 | 13,49 | 13,17 | 17,97 | 22,34 | 24,82 | |
EBITDA1,2 | 2,57 | 1,52 | 0,40 | 1,51 | 0,31 | 1,10 | 1,33 | |
EBITDA-Marge3 | 8,47 | 12,42 | 2,97 | 11,47 | 1,73 | 4,92 | 5,36 | |
EBIT1,4 | 1,90 | 0,89 | -2,70 | 1,22 | 0,05 | 0,81 | 1,01 | |
EBIT-Marge5 | 6,26 | 7,27 | -20,02 | 9,26 | 0,28 | 3,63 | 4,07 | |
Jahresüberschuss1 | 0,38 | 0,34 | -0,99 | 0,77 | -0,21 | 0,45 | 0,63 | |
Netto-Marge6 | 1,25 | 2,78 | -7,34 | 5,85 | -1,17 | 2,01 | 2,54 | |
Cashflow1,7 | 2,14 | 0,80 | 2,78 | 1,16 | 1,59 | 1,72 | 0,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,06 | 0,09 | -0,14 | 0,11 | -0,03 | 0,06 | 0,09 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: FRTG |
Foto: picjumbo.com