Typisch Micro Cap: Über Monate lag die Aktie von UMT United Mobility Technology wie Blei in den Regalen. Kein Wunder, denn kaum jemand hat den Anbieter von Produkten rund um das mobile Bezahlen und Treuebonus-Angeboten auf dem Radar. Das wiederum liegt auch daran, dass UMT nicht gerade zu den Unternehmen gehört, die besonders umtriebig sind in der Kommunikation Richtung Kapitalmarkt. Umso mehr haben sich die Investoren auf die kürzlich vorgelegten Vorabzahlen für 2019 gestürzt und den Aktienkurs seitdem um rund 240 Prozent in die Höhe getrieben. Bezogen auf die Markkapitalisierung entspricht das einem Anstieg von 4,0 auf von 13,6 Mio. Euro, womit UMT freilich immer noch zu den kleinsten Unternehmen aus dem gegenwärtig 625 Aktien umfassenden Coverage-Universum von boersengefluester.de zählt.
Was elektrisiert die Anleger zurzeit so sehr an UMT? Die Eckdaten für 2019 können es jedenfalls nicht allein sein. So weisen die Münchner zunächst einmal zwar um rund ein Drittel auf 12,72 Mio. Euro gestiegene Erlöse aus, womit das zweite Halbjahr 2019 besser als gedacht lief und auch die bisherige Umsatzprognose von 11,5 Mio. Euro getoppt wurde. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 4,46 Mio. Euro spricht UMT wiederum großzügig von einer annähernden Verdopplung gegenüber dem Vorjahreswert von 2,71 Mio. Euro – was rechnerisch freilich nur einem Zuwachs von etwas mehr als 64 Prozent entspricht. Aber geschenkt. Auf jeden Fall zeigten die Münchner auch hier im zweiten Halbjahr eine spürbare Verbesserung gegenüber dem zum Halbjahr ausgewiesenen EBITDA von knapp 1,69 Mio. Euro. Bei den Abschreibungen muss es in der zweiten Jahreshälfte 2019 jedoch einen deutlichen Anstieg gegeben haben, denn das für das Gesamtjahr ausgewiesene EBIT von 1,09 Mio. Euro entspricht mehr oder weniger dem Halbjahres-EBIT von 1,00 Mio. Euro. Entsprechend liegt auch der Überschuss von 1,07 Mio. Euro nur marginal über dem zum Halbjahr gezeigten Gewinn nach Steuern von 0,98 Mio. Euro. Insofern gilt es den für spätesten Ende September avisierten Geschäftsbericht genau zu lesen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6,50 | 9,52 | 12,72 | 30,54 | 30,59 | 0,02 | 0,22 | |
EBITDA1,2 | 1,32 | 2,71 | 4,90 | 9,22 | 10,77 | -1,34 | -0,15 | |
EBITDA-Marge3 | 20,31 | 28,47 | 38,52 | 30,19 | 35,21 | -6.700,00 | -68,18 | |
EBIT1,4 | 0,55 | 0,25 | 1,08 | 4,23 | 5,39 | -10,46 | -31,54 | |
EBIT-Marge5 | 8,46 | 2,63 | 8,49 | 13,85 | 17,62 | -52.300,00 | -14.336,36 | |
Jahresüberschuss1 | 0,33 | 0,12 | 1,07 | 3,66 | 4,72 | -10,38 | -31,49 | |
Netto-Marge6 | 5,08 | 1,26 | 8,41 | 11,98 | 15,43 | -51.900,00 | -14.313,64 | |
Cashflow1,7 | -2,41 | -1,60 | -3,00 | -7,67 | 3,69 | -0,57 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,20 | 0,10 | -1,81 | 0,69 | 0,89 | -1,96 | -5,95 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Harry Haseloff |
Losgelöst davon spricht einiges dafür, dass das geänderte Businessmodell von UMT Richtung Beratungs- und Serviceleistungen bereits Früchte trägt. Eine zentrale Rolle spielt dabei die im November 2019 verkündete Kooperation mit Kingsbridge Capital Advisors. Der aus London stammende Private-Equity-Fonds machte hierzulande vor Jahren Schlagzeilen mit dem am Ende gefloppten Einstieg bei dem Modelleisenbahnbauer Märklin. Doch das ist lang her, offiziell konzentriert sich Kingsbridge zurzeit auf europäische Small- und Mid-Cap-Firmen. Bemerkenswert ist derweil der vorläufige Ausblick von UMT für das laufende Jahr, was ja immerhin auch schon bald zu zwei Dritteln rum ist: Demnach rechnet UMT mit einer „signifikanten Steigerung von Umsatz und Ergebnis im dreistelligen Prozentbereich“.
Selbst im Basisszenario müssten demnach die Erlöse und die operative Gewinne auf das Doppelte gegenüber 2019 steigen. Und das wiederum würde die aktuelle Bewertung der UMT-Aktie auch auf dem gegenwärtig markant erhöhten Kursniveau noch immer eher günstig erscheinen lassen. Grundsätzlich aber eine sehr spekulative Kiste, da eine Menge Parameter momentan noch unbekannt sind: Dazu gehören etwa die Höhe der Einnahmen aus der ehemals auf Payback beschränkten Technologie, die auf eine Verknüpfung von Mobile Payment mit Loyalty-Programmen abzielt, und nun als White-Label-Lösung vertrieben wird. Offen auch, welchen Beitrag die Bonuspunkte-App LOYAL aufs Zahlenwerk haben wird.