Nicht immer erschließt es sich auf den ersten Blick, ob eine Firmenmeldung nun gut oder eher schlecht ist. Die vorläufigen Jahreszahlen von Turbon sind so ein Fall. So kam der Druckerpatronenhersteller 2015 bei Erlösen von 107,2 Mio. Euro auf ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (Gewinn vor Steuern) von 8,1 Mio. Euro und einen Überschuss von 6,2 Mio. Euro. Während die Hattinger beim Umsatz ihre eigene Prognose von 110 Mio. Euro leicht verfehlt haben, liegen die Ergebnisgrößen beide leicht oberhalb der Vorgaben. „Die von uns getroffenen Maßnahmen sowohl in taktischer (deutliche Kostenreduktionen) als auch strategischer Hinsicht (Übernahmen von Konkurrenten in die bestehende Turbon Produktionsstruktur und teilweise Neuausrichtung hin zu Service) erweisen sich als richtig“, betont das Unternehmen. Hintergrund ist die deutliche Abschwächung des allgemeine Umfelds, die sich bereits im dritten Quartal 2015 abgezeichnet hatte. Demnach hat Turbon also konsequent gegengesteuert. Offen war Ende Oktober 2015 allerdings, ob es sich nur um eine vorübergehende Eintrübung der Geschäftslage gehandelt hat oder sich die Perspektiven womöglich dauerhaft eingetrübt haben.
Leider gibt es deutliche Anhaltspunkte, dass es sich eher um Variante 2 handelt. So beschreibt das Management den Gesamtmarkt für den Verkauf von Laser-Kartuschen über Händler an Endkunden in den ersten beiden Monaten 2016 als „bestenfalls stagnierend“. Als Konsequenz hat Turbon die Umsatzprognose für das laufende Jahr von ehemals „über 120 Mio. Euro“ auf nun 112 bis 115 Mio. Euro eingedampft – kein gutes Zeichen! Andererseits heißt es: „So herausfordernd die Marktentwicklung auf der Absatzseite ist, so viele Möglichkeiten bietet sie uns auf der Beschaffungsseite.“ Das wiederum könnte ein positives Signal für Anleger sein. Nur schwer nachvollziehbar sind für boersengefluester.de allerdings die neuesten Aussagen zum Gewinn für 2016. Sofern wir nichts übersehen haben, sprach Turbon für 2016 bislang nur von einer „Steigerung der operativen Ergebniszahlen“. Eine konkrete Angabe zum erwarteten Ertrag gab es dagegen nicht. Nun ist plötzlich die Rede davon, dass die „Prognose des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im Konzern auf 7,5 Mio. Euro angehoben“ wird. Gegenüber dem 2015er-Wert von 8,1 Mio. Euro entspricht das zunächst einmal einem Rückgang von 600.000 Euro. Allerdings wurde diese Zahl durch einen Sonderertrag im Zuge der Ende Oktober 2015 erfolgten Übernahme der Embatex AG – einem österreichischen Hersteller von Drucker-Verbrauchsmaterialien – um 1,6 Mio. Euro aufgepumpt.
Bereinigt um diesen Effekt liegt der Vergleichswert für 2015 bei 6,5 Mio. Euro. Demnach würde Turbon 2016 mit einem Zuwachs beim Ergebnis vor Steuern von 15 Prozent kalkulieren. Noch deutlicher wird das beim Blick auf die Umsatzrendite vor Steuern. Kam Turbon 2015 auf eine um den Extraertag bereinigte Marge von 6,06 Prozent, rechnen die Ruhrgebietler nun mit einer Rendite vor Steuern zwischen 6,52 und 6,70 Prozent. Anders ausgedrückt: Die positiven Effekte auf der Ergebnisseite sind größer als die negativen Auswirkungen auf der Umsatzschiene. Und so kann man der – an sich schlechten Botschaft – zumindest noch etwas Gutes abgewinnen. Derweil richten sich die Blicke der Investoren zunehmend auf die für den 6. Juni 2016 angesetzte Hauptversammlung. Turbon schüttete traditionell attraktive Dividenden aus und hat daher eine stattliche Fangemeinde in der Small-Cap-Szene. Am 21. April 2016 wird der Aufsichtsrat den Dividendenvorschlag für 2015 festlegen. Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr gab es eine Basisdividende von 0,80 Euro plus einen Bonus von 1,20 Euro pro Anteilschein.
Um zumindest den Sockelbetrag konstant zu halten, müsste Turbon rund 42,5 Prozent des 2015er-Konzerngewinns auskehren. Trotz aller Eintrübungen im Marktumfeld: Diese Quote hält boersengefluester.de für gut darstellbar. Beim aktuellen Kurs von 17 Euro käme der Titel damit auf eine weit überdurchschnittliche Rendite von 4,7 Prozent. Wir bleiben daher dabei: Auch wenn der Chart nicht super sexy aussieht. Per saldo bietet der Titel gegenwärtig mehr Chancen als Risiken. Natürlich würde uns eine positivere Umsatzentwicklung mehr Spaß machen würde. Aber ist ja kein Wunschkonzert hier und Ertragskraft von Turbon nimmt schließlich weiter zu. Schwer einschätzbar ist allerdings, wie viel Möglichkeiten Turbo hier noch hat. Eine weiter Umsatzwarnung würde sich vermutlich nicht mehr so locker abfedern lassen. Unser Kurziel bis zur Hauptversammlung lautet 20 Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 89,23 | 65,19 | 55,04 | 41,90 | 48,24 | 55,40 | 57,55 | |
EBITDA1,2 | 3,60 | 0,32 | -8,90 | 1,90 | 6,66 | 12,22 | 4,99 | |
EBITDA-Marge3 | 4,03 | 0,49 | -16,17 | 4,53 | 13,81 | 22,06 | 8,67 | |
EBIT1,4 | -1,07 | -6,10 | -11,32 | -0,46 | 3,82 | 9,60 | 2,03 | |
EBIT-Marge5 | -1,20 | -9,36 | -20,57 | -1,10 | 7,92 | 17,33 | 3,53 | |
Jahresüberschuss1 | -2,18 | -7,65 | -12,18 | -1,74 | 2,36 | 9,19 | 0,80 | |
Netto-Marge6 | -2,44 | -11,73 | -22,13 | -4,15 | 4,89 | 16,59 | 1,39 | |
Cashflow1,7 | 4,95 | 0,42 | 0,38 | 1,35 | 1,62 | -0,27 | 4,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,66 | -1,76 | -3,69 | -0,61 | 0,38 | 2,35 | -0,07 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,20 | 0,20 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Märkische Revision |
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