Nie im Leben hätten wir zu Jahresbeginn gedacht, dass es auf boersengefluester.de 2017 so viel über die Aktie von TTL Information Technology zu schreiben gibt. Kein Wunder, schließlich war TTL über viele Jahre eine mehr oder weniger leere Börsenhülle. Das änderte sich Ende 2016 jedoch schlagartig, als der Private-Equity-Experte Prof. Dr. Gerhard Schmidt über die ihm zurechenbare AR Holding eine Beteiligung von 12,56 Prozent an der DIC Capital Partners (Europe) – die wiederum Engagements an mehreren Unternehmen aus dem Umfeld der Deutsche Immobilien Chancen Gruppe hält – als Sacheinlage in TTL einbrachte. Damit war TTL über Nacht zu einem kleinen Teil an Unternehmen, wie dem SDAX-Konzern DIC Asset oder der aufstrebenden Immobilien-Investmentplattform GEG German Estate Group um den früheren DIC Asset-Vorstand Ulrich Höller, beteiligt. Im zweiten Schritt folgte dann im Sommer 2017 eine 51-Prozent-Beteiligung an der AIRE Asset Investments im Gegenwert von 16,5 Mio. Euro, die wiederum durchgerechnet rund 10,4 Prozent an der GEG-Gruppe kontrollierte. Auch wenn die Transaktionen für Außenstehende zunächst relativ schwer zu durchschauen sind, in der Small-Cap-Szene hat es ziemlich schnell „Klick“ gemacht. Ein Blick auf den Chart von TTL reicht, um das zu erkennen.
Im Jahresverlauf gab es dann etliche Immobilientransaktionen, wobei sich insbesondere die GEG German Estate Group als aktiver Player im Markt zeigt und mittlerweile auf Assets von mehr als 2,3 Mrd. Euro kommt. Jüngster Coup ist der Kauf des mitten im Frankfurter Bankenviertel stehenden Japan Center von der Commerz Real für rund 280 Mio. Euro. „Mit dem Erwerb des Japan Center ergänzen wir unser Immobilienportfolio im Zentrum Frankfurts um eine weitere Architekturikone“, sagt Höller. Äußerst umtriebig ist aber auch Prof. Dr. Gerhard Schmidt, der bei quasi allen Unternehmen aus dem DIC-Umfeld den Aufsichtsrat anführt. Für den 23. Januar 2018 ist eine außerordentliche Hauptversammlung (HV) in München angesetzt, auf der unter anderem die Umfirmierung in TTL Beteiligungs- und Grundbesitz-AG auf der Agenda steht. Darüber hinaus soll das volle Programm an Vorratsbeschlüssen für potenzielle Kapitalmaßnahmen genehmigt und an die zwischenzeitlich erhöhte Aktienstückzahl angepasst werden: Von der Barkapitalerhöhung bis hin zur Ausgabe von Options- oder Wandelschuldverschreibungen.
Losgelöst davon schöpft TTL schon jetzt noch einmal aus dem auf der ordentlichen HV am 2. Juni 2017 beschlossenen Kapitalrahmen 2017/I und begibt Wandelschuldverschreibungen im Gesamtnennbetrag von gut 9 Mio. Euro. Die mit einem Kupon von 3,5 Prozent ausgestatteten Papiere haben eine Laufzeit von fünf Jahren und können ab Mitte 2018 in insgesamt 3.475.000 neue Aktien für je 2,60 Euro gewandelt werden. Freilich richtet sich diese Kapitalmaßnahme nicht an alle Anteilseigner und es fließt auch kein Bargeld. Vielmehr werden drei Minderheitsgesellschafter der AIRE Asset Investments für die Zeichnung der Wandelschuldverschreibungen im Gegenzug weitere 25 Prozent an der AIRE einbringen, wodurch sich das TTL-Paket von derzeit 51 auf 76 Prozent erhöht. Das wiederum hätte zur Folge, dass der durchgerechnete Anteil an der GEG von zuletzt 12,2 Prozent auf rund 17,3 Prozent klettern würde.
Eine Menge Prozentzahlen, doch was heißt das eigentlich? Zumindest auf dem Papier würden die zusätzlichen rund fünf Prozent an GEG mit circa 9 Mio. Euro bewertet, was etwa zehn Prozent mehr als bei der Einbringung vom Juli 2017 wären. Demnach wäre das künftig 17,3 Prozent ausmachende Engagement an GEG mit etwa 31 Mio. Euro anzusetzen. Zum Vergleich: Die aktuelle Marktkapitalisierung von TTL beträgt 36,4 Mio. Euro – bei vollständiger Wandlung der neuen Aktien (und dem aktuellem Kurs von knapp 2,60 Euro) wären es gut 45,4 Mio. Euro. Der durchgerechnete Anteil an DIC Asset dürfte derweil bei rund 4,6 Mio. Euro anzusiedeln sein. Bewertungstechnisch ist TTL also – selbst bei voller Verwässerung – zu rund 80 Prozent durch die Anteile an GEG und DIC Asset abgesichert. On top kommen die anderen Gesellschaften, deren Wert sich aber kaum beziffern lässt.
Größter Nachteil bleibt derweil der arg niedrige Streubesitz von vermutlich weniger als acht Prozent. Gespannt ist boersengefluester.de schont jetzt, ob es 2018 auch so viel über TTL zu schreiben gibt und in welche Richtung sich der Masterplan von Prof. Schmidt entwickelt. Wer es weniger risikoreich mag, setzt allerdings besser auf die Aktie von DIC Asset, zumal es hier 2018 eine dicke Dividende geben wird.
Fotos: GEG German Estate Group AG, Pixabay