Von Rekord zu Rekord jagt zurzeit der Aktienkurs der Tradegate AG Wertpapierhandelsbank. Dabei lenkte bereits im Dezember 2016 die Mitteilung der Deutschen Börse AG, dass sie ihre jahrelange Option ziehen wird und gut 1,2 Millionen Tradegate-Aktien von der Berliner Effektengesellschaft übernimmt und ihren Anteil auf diesem Weg von 14,86 auf 19,82 Prozent hieven wird, das Interesse auf den Spezialwert. Aber auch davon losgelöst musste man kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass der Market-Maker prima Zahlen für das abgelaufene Jahr vorlegen wird. Und so kam es Mitte Februar dann auch: Die Berliner steigerten den Gewinn vor Steuern um fast 20 Prozent auf 21,87 Mio. Euro. Unterm Strich zog der Überschuss um rund ein Viertel auf 12,64 Mio. Euro an. Das entspricht einem Ergebnis je Aktie von 0,52 Euro. Inklusive der Zuführungen zum Fonds für allgemeine Bankrisiken von 2,65 Mio. Euro ergibt sich sogar ein Ergebnis je Anteilschein von 0,63 Euro – nach 0,52 Euro im Jahr zuvor.
Gut angekommen in der Spezialwerteszene ist aber insbesondere, dass Tradegate zur Hauptversammlung am 15. Juni 2017 einen Dividendenvorschlag von 0,52 Euro je Aktie (Vorjahr: 0,41 Euro) auf die Tagesordnung setzen will. Damit käme der Titel selbst auf dem gegenwärtigen Niveau von 10,70 Euro noch immer auf eine attraktive Rendite von 4,85 Prozent. Zu beachten ist freilich, dass von der gesamten Marktkapitalisierung von rund 261 Mio. Euro gerade einmal 4,5 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen sind. Größter Aktionär bleibt – auch nach der Transaktion mit der Deutschen Börse – die Berliner Effektengesellschaft (BEG), die künftig auf eine Quote von 56,06 Prozent kommen wird. Demnach hätte das Tradegate-Paket der BEG zurzeit einen Wert von 146,4 Mio. Euro. Addiert man noch die Anteile an der auf Honorarberatung spezialisierten quirin bank im Wert von 13,75 Mio. Euro sowie die ebenfalls der BEG zurechenbaren Papiere an der Mitte 2013 von der Börse genommenen Beteiligungsgesellschaft Ventegis Capital (bewertet mit dem damaligen Squeeze-out-Preis) hinzu, ergibt sich hieraus eine Summe von 170 Mio. Euro.
Interessant ist diese Rechenoperation deshalb, weil die gesamte Marktkapitalisierung der Berliner Effektengesellschaft zurzeit nur rund 124 Mio. Euro beträgt. Mit anderen Worten: Allein der Wert der börsennotierten Beteiligungen der BEG übersteigt die Marktkapitalisierung der Finanzholding um deutlich mehr als ein Drittel. Gänzlich neu ist dieser Discount zwar nicht, aber einen zwingenden Grund für einen derart großen Abstand gibt es nicht. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Aktienkurs der BEG ebenfalls kräftig Fahrt aufgenommen hat. Immerhin ist es eine clevere Variante, um indirekt und mit Airbag bei Tradegate einzusteigen. Aber Achtung! Auch von der BEG-Aktie befinden sich nur knapp 18 Prozent im Streubesitz. Der Titel eignet sich also nur für erfahrene Anleger und sollte entsprechend dosiert im Depot gewichtet werden. Tipp für Anleger: Auf der Homepage der Berliner Effektengesellschaft werden die aktuellen Bewertungsrelationen im Bereich Investor Relations täglich zusammengestellt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 63,49 | 68,96 | 68,81 | 268,90 | 254,92 | 149,08 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 28,69 | 29,62 | 27,69 | 182,85 | 177,73 | 78,60 | 38,24 | |
EBITDA-Marge3 | 45,19 | 42,95 | 40,24 | 68,00 | 69,72 | 52,72 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 28,69 | 29,62 | 26,96 | 182,19 | 176,98 | 77,42 | 38,24 | |
EBIT-Marge5 | 45,19 | 42,95 | 39,18 | 67,75 | 69,43 | 51,93 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 15,58 | 17,19 | 15,83 | 105,27 | 104,16 | 45,77 | 23,45 | |
Netto-Marge6 | 24,54 | 24,93 | 23,01 | 39,15 | 40,86 | 30,70 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 16,11 | 17,19 | 16,56 | 105,93 | 104,16 | 27,67 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,64 | 0,85 | 0,77 | 5,20 | 5,06 | 2,20 | 0,96 | |
Dividende8 | 0,63 | 0,67 | 0,67 | 1,80 | 4,00 | 1,70 | 0,90 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dohm Schmidt Janka |
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