An den Aktien der heimischen Börsenbauern Agrarius, KTG Agrar und Tonkens Agrar ging die allgemeine Börsenhausse der vergangenen Jahre nahezu komplett vorbei. Neben enttäuschenden Unternehmenszahlen schrecken etliche Investoren vor der enormen Kapitalintensität des Geschäfts zurück. Insbesondere KTG Agrar schiebt enorme Finanzschulden vor sich her. Deutlich kleiner als der Platzhirsch aus Hamburg, aber deswegen nicht weniger interessant, ist Tonkens Agrar mit Sitz in Sachsen Anhalt. Nachdem die Gesellschaft im vergangenen Jahr den erhofft deutlichen Sprung in die Gewinnzone geschafft hat, geht Vorstandschef Gerrit Tonkens für 2013/14 davon aus, bei Umsatz und Ergebnis „fast an die hohen Vorjahreswerte anknüpfen zu können“.
Zum Wachstum beitragen soll insbesondere eine zweite Biogasanlage – für die die Baugenehmigung in diesen Tagen erwartet wird. Geplant ist das Projekt schon länger, allerdings gab es immer wieder Verzögerungen bei der behördlichen Zustimmung. Ab dem Geschäftsjahr 2014/15, welches am 1. Juli beginnt, soll die mit Gülle und Mist betriebene Anlage einen „spürbaren Beitrag“ zum Firmengewinn leisten. Positive Effekte erhofft sich Tonkens zudem von einer neuen Kartoffelschälanlage sowie einer Zwiebelschälmaschine. “Damit eröffnet sich insbesondere für den Bereich der Veredelung & Vermarktung der eigenen Agrarrohstoffe in den kommenden Jahren ein deutliches Umsatzwachstum bei spürbarer Ausweitung der Margen”, sagt Tonkens. Auf der Hauptversammlung am 6. Februar zeigte sich der Börsenbauer sehr zuversichtlich, was die künftige Entwicklung angeht und bekam prompt Applaus von den Investoren. Aus dem jüngsten Abwärtstrend konnte sich der Small Cap jedenfalls befreien. Und die Chancen stehen gut, dass sich der Aufschwung als nachhaltig erweist.
Der Börsenwert von Tonkens Agrar beträgt zurzeit knapp 19 Mio. Euro. Hinzu kommen Nettofinanzschulden von knapp 9 Mio. Euro. Beide Zahlen addiert, ergeben den Enterprise Value (EV), also den Wert, den jemand aufbringen müsste, wenn er die Gesellschaft schuldenfrei kaufen wollte. Setzt man den EV von rund 28 Mio. Euro in Relation zu dem von boersengefluester.de für 2013/14 erwarteten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 2,1 Mio. Euro, ergibt sich ein Faktor von gut 13. Bei KTG Agrar liegt dieses Multiple eher im Bereich um 15,5. Gespannt dürfen Anleger sein, ob Tonkens auf der kommenden Hauptversammlung bereits eine Dividende vorschlagen wird. Anhaltspunkte hierfür wird der für Ende März avisierte Halbjahresbericht liefern. Auf das Gesamtjahr hochrechnen, darf man die Ergebnisse bei Tonkens aber keinesfalls, denn in die zweite Hälfte des Geschäftsjahres fallen die Ausgaben für Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz – dementsprechend drücken sie auf das Resultat.
Erkennbar ist bei Tonkens Agrar der Wille, sich auch dem Finanzmarkt stärker zu widmen. Im Vorjahr fand bereits ein Investorentag vor Ort statt. Letztlich ist der Titel aber immer noch nicht über den Status eines Geheimtipps hinausgekommen. Das Papier eignet sich für risikobereite Anleger, die darauf setzen, dass Tonkens eine gute Ernte einfährt, weitere Produktivitätsfortschritte erzielt und auch sein Steckenpferd Bioenergie Früchte trägt. Noch liegt die Notiz – trotz des jüngsten Kurssprungs – noch weitgehend am Boden. Ende 2011 kostete die Aktie bereits einmal doppelt so viel wie derzeit.