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Tick Trading Software: Was die Börse noch unterschätzt

So sinnvoll das »Booster« getaufte Investitionsprogramm von Tick Trading Software unternehmerisch auch sein mag. Am Kapitalmarkt sorgt das zwischen 2 und 3 Mio. Euro teure Vorhaben – gestreckt auf drei Geschäftsjahre – für eine technologisch komplett neu aufgesetzte Börsenhandelsplattform erst einmal für eine ausgeprägte Kursflaute bei der Tick-Aktie. Immerhin fällt die Technik-Offensive der Düsseldorfer auch noch in eine Zeit höchster Unsicherheit an der Börse. Das wiederum gilt nicht nur für die Aktienkurse, sondern längst auch für die Geschäftsmodelle von etablierten Depotbanken und aufstrebenden Neobrokern. Die in Auflösung befindliche Trading-App Nextmarkets um die ehemaligen ayondo-Gründer Dominic und Manuel Heyden ist da nur eine Puzzleteil.

Entsprechend sorgen sich Investoren, ob die Strategie von Tick Trading aufgeht, das bislang auf Heavy-Trader zugeschnittene Software-Tool grundsätzlich auch für weniger ambitionierte Anleger schmackhaft machen zu können. Dabei betreibt das Unternehmen grundsätzlich ein B2B-Geschäft, Kunden sind also Banken wie die comdirect, der S-Broker oder HSBC, die die Tick-Software als White-Label-Lösung für ihre besonders aktiven Kunden einsetzen. Zumindest kurzfristig könnte die Tick Trading-Aktie aber aus einem ganz anderen Grund an Tempo gewinnen: Zur Präsenz-Hauptversammlung am 26. April 2023 im Malkasten in Düsseldorf steht eine Dividende von 0,84 Euro je Anteilschein auf der Agenda. Die durch einen Sondereffekt aus dem Verkauf von Trade Republic-Anteilen extrem hohe Vorjahresdividende einmal ausgeklammert, bewegt sich der Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) gar nicht mal in ungewöhnlichen Höhen. Aufgrund des stark ermäßigten Kursniveaus von derzeit 9,25 Euro ergibt sich aber trotzdem eine nicht alltägliche Dividendenrendite von etwas mehr als neun Prozent. Damit gehört der Spezialwert definitiv zu den Renditehits vom April 2023.

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Ebenso klar ist allerdings auch, dass Anleger ihre Engagements nicht einseitig an der Dividende ausrichten sollten – zumal diese auch noch versteuert und vom Kurs abgezogen wird. Daher der Blick auf die Ertragsperspektiven: Der Löwenanteil der Booster-Ausgaben wird mit 1,0 bis 1,5 Mio. Euro das laufende Geschäftsjahr belasten. Entsprechend kalkuliert der Vorstand 2022/23 mit einem Überschuss zwischen 0,4 und 0,8 Mio. Euro – nach zuletzt knapp 1,7 Mio. Euro. Selbst im günstigen Fall steht also eher eine Halbierung des Gewinns an. Zum Vergleich: Der Börsenwert des Microcaps beträgt zurzeit 18,6 Mio. Euro. Die abwartende Haltung etlicher Investoren ist demnach also nicht ganz unbegründet. Für 2023/24 sollte der Überschuss dann aber bereits wieder sehr viel freundlicher aussehen, da dann der Ausgaben-Peak für Booster mit maximal budgetierten 1 Mio. Euro überschritten ist. Derweil wirbt Vorstand Carsten Schölzki im aktuellen Geschäftsbericht für das Großprojekt: „Bei »Booster« handelt es sich um eine Investition in die Zukunft, die die langfristige Ertragskraft des Unternehmens nicht nur sicherstellt, sondern auch nachhaltig steigert – nicht zuletzt auch in Ihrem Sinne als Aktionär.“

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Foto: Clipdealer


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.