Kurse um 10 Euro waren für die Aktie der The Platform Group (TPG) im ersten Anlauf Mitte Juni 2024 offenbar noch eine Spur zu hoch. Seitdem konsolidiert die Notiz des im E-Commerce beheimateten Software-Unternehmens, ohne dabei jedoch übermäßig viel an Chart-Terrain abgegeben zu haben. Tatsächlich baut der Titel nun sogar wieder Stärke auf. Hauptgrund: Die kürzlich vorgelegten Halbjahreszahlen bewegen sich mindestens im oberen Bereich der Erwartungen. Entsprechend haben die meisten Analysten ihre Kursziele auch bestätigt, Die Experten von Warburg Research siedeln den fairen Wert nun sogar bei 16 Euro je Aktie an – nach zuvor 14 Euro. „Wir gehen davon aus, dass sich der positive Nachrichtenfluss fortsetzen wird und halten eine Prognoseerhöhung mit den Q3-Zahlen für sehr wahrscheinlich“, heißt es in der frischen Warburg-Studie.
Die nächste Gelegenheit, neue Investoren vom Geschäftsmodell zu überzeugen, hat CEO Dominik Benner bereits am 31. August 2024 bei seiner Präsentation auf dem von Stüfe & Partner organisierten „Riverboat Cruise-Konferenz“ in Heidelberg – genau genommen bei einer Schiffsfahrt auf dem Neckar. Wenige Tage später stehen dann bereits die nächsten Investorengespräche auf der Herbstkonferenz in Frankfurt von Equity Forum. Der Terminkalender ist also gut bestückt in Sachen Investor Relations-Aktivitäten. Dabei geht boersengefluester.de davon aus, dass die rege Präsenz auf Kapitalmarktveranstaltungen längst dafür gesorgt hat, dass die Börsianer sowohl das Geschäftsmodell (HIER) als auch die Besonderheiten der Bilanzierung schon sehr viel besser verstehen, als es noch vor rund einem Jahr im Zuge der Zusammenführung mit der Modeplattform fashionette der Fall war.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 58,75 | 65,24 | 73,16 | 94,81 | 133,76 | 168,43 | 432,20 | |
EBITDA1,2 | 3,51 | 5,00 | 6,77 | 5,88 | 1,59 | 14,11 | 46,75 | |
EBITDA-Marge3 | 5,97 | 7,66 | 9,25 | 6,20 | 1,19 | 8,38 | 10,82 | |
EBIT1,4 | 1,50 | 2,60 | 4,27 | 3,45 | -0,51 | 9,12 | 38,91 | |
EBIT-Marge5 | 2,55 | 3,99 | 5,84 | 3,64 | -0,38 | 5,42 | 9,00 | |
Jahresüberschuss1 | -0,31 | 0,30 | 1,40 | 0,87 | -1,70 | 7,98 | 26,99 | |
Netto-Marge6 | -0,53 | 0,46 | 1,91 | 0,92 | -1,27 | 4,74 | 6,25 | |
Cashflow1,7 | 5,80 | 26,90 | 1,84 | 5,24 | -13,81 | 2,22 | 104,09 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,05 | 0,05 | 0,23 | 0,14 | -0,27 | 0,34 | 1,30 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Russler & Arnold |
Ähnlich wie die Beteiligungsgesellschaften Aurelius oder Mutares vereinnahmt auch die Platform Group regelmäßig Erträge aus Kaufpreisallokationen – im ersten Halbjahr 2024 waren das immerhin 11,9 Mio. Euro. Um solche Bilanzeffekte auszublenden, stellen die Düsseldorfer in ihrer Kommunikation auch regelmäßig auf eine bereinigtes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ab, was in den ersten sechs Monaten von 13,2 auf 17,6 Mio. Euro vorangekommen ist. Zur Einordnung: Für das Gesamtjahr avisiert Vorstand Benner ein adjustiertes EBITDA in einer Bandbreite von 26 Mio. Euro bis 30 Mio. Euro. „Unser striktes Kostenmanagement und die Fokussierung auf profitable Nischen zahlen sich aus. Durch die Übernahmen können wir aktiv in neue Targets investieren und so unsere Software in neue Branchen skalieren“, sagt Benner.
Angesichts der Vorgaben ist es jedoch kein Wunder, dass die Warburg-Analysten demnächst einen noch forscheren Ausblick erwarten. Gut gefällt boersengefluester.de derweil auch der zum Halbjahr ausgewiesene operative Cashflow von knapp 21,4 Mio. Euro. Zudem dürfte der Newsflow von TPG auch in Sachen Übernahme weiterer E-Commerce-Webseiten hoch bleiben – nach bereits sieben Akquisitionen im laufenden Jahr. Die beiden jüngsten Zukäufe waren die holländische Luxusmodeplattform Winkelstraat sowie die auf Bikes und Fahrradteile spezialisierte Jungherz aus Nagold.
„Uns ist bisher kein Akteur bekannt ist, der konsequent Unternehmen akquiriert, seine selbst entwickelte Software- und Plattformlösung implementiert, die Beteiligungen durch eine operative Holding führt und so die Kosten- und Wachstumspotenziale gemeinsam realisiert“, beschreibt Benner die Besonderheiten des eigenen Geschäftsmodells. Insgesamt kommt das alles sehr gut an in der Spezialwerteszene, selbst wenn in der Kommunikation an finanziellen Detailinfos zu einzelnen Akquisitionen regelmäßig gespart wird. Bewertungstechnisch ist bei der Aktie aber alles im grünen Bereich. Entsprechend sind die aktuellen Kursziele der Analysten wohl nicht zu hoch angesetzt.
Foto: Unsplash+
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