Die radikale Umwandlung des wenig erfolgreichen Asset-Managers SGT German Private Equity in The Payments Group Holding (PGH) kommt an der Börse offenbar gut an. Zumindest sieht das Chartbild der Frankfurter nach dem Frühjahrs-Crash – damals wurde das Scheitern des bisherigen Geschäftsmodells besiegelt – wieder sehr viel konstruktiver aus. Die eigentlichen Bewährungsgproben stehen allerdings erst noch aus, denn das Team um Gründer Christoph Gerlinger muss nun zeigen, dass mit der Neuaufstellung als PayTech-Unternehmen tatsächlich eine nachhaltig profitable Wende gelingt. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de vor einigen Wochen in der Frankfurter City zeigte sich Gerlinger diesbezüglich sehr zuversichtlich. Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass sich alle handelnden Personen in dem neuen Firmenverbund aus gemeinsamen Aktivitäten in der Vergangenheit gut kennen und wissen, worauf sie sich einlassen.
Noch gibt es jedoch wichtige Hürden für die Finanzierung der Transaktion zu nehmen. „Wir wollen bis Ende 2024 weitere eigene PGH-Aktien unter Ausschluss des Bezugsrechts bei institutionellen Investoren privat platzieren, um das für die Bartranche benötigte Eigenkapital einzuwerben“, sagt Gerlinger im frisch vorgelegten Halbjahresbericht. Konkret geht es um ein Volumen von rund 8 Mio. Euro. Umso wichtiger wird es für den Unternehmer, Ende November auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG in Frankfurt zu präsentieren. Noch ist die neuformierte Story der Payments Group nämlich alles andere als in der breiten Investorenszene angekommen. Das wiederum ist nach den vielen Strategiewechseln der Vergangenheit nicht weiter verwunderlich. Zudem gilt es, Anleger davon zu überzeugen, dass Zahlungsdienstleistungen vorzugsweise in den Bereichen Sportwetten und Gaming ein stabiles Geschäftsmodell sind. Kein einfaches Unterfangen. Entsprechend geht boersengefluester.de davon aus, dass die noch benötigten Mittel eher über Spezialinvestoren aus dem Paymentsektor kommen werden, als über klassische Börsenakteure.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,61 | 12,53 | 16,45 | 0,13 | 11,10 | 13,32 | 4,79 | |
EBITDA1,2 | 2,70 | 2,34 | 4,84 | -1,12 | 6,79 | 2,61 | -7,67 | |
EBITDA-Marge3 | 28,10 | 18,68 | 29,42 | -861,54 | 61,17 | 19,59 | -160,13 | |
EBIT1,4 | 2,27 | 1,72 | 4,19 | -1,12 | 5,61 | -5,31 | -82,49 | |
EBIT-Marge5 | 23,62 | 13,73 | 25,47 | -861,54 | 50,54 | -39,87 | -1.722,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,68 | -0,68 | 3,42 | -0,74 | 14,08 | 6,85 | -81,51 | |
Netto-Marge6 | 17,48 | -5,43 | 20,79 | -569,23 | 126,85 | 51,43 | -1.701,67 | |
Cashflow1,7 | -2,00 | -1,60 | 0,88 | -1,75 | -5,83 | 10,76 | -2,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,05 | 0,26 | -0,05 | 0,28 | 0,16 | -1,76 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Der für 2025 geplante Umsatz liegt bei rund 15 Mio. Euro. Die übernommenen Gesellschaften sind profitabel und Cashflow-positiv, heißt es zudem. Derweil steht für das neue formierte Unternehmen zum Halbjahr 2024 noch ein Verlust von knapp 638.000 Euro – bei überschaubaren Erlösen von 840.000 Euro aus dem Asset-Management. Für das Gesamtjahr kalkuliert der Vorstand mit einem Fehlbetrag zwischen 1 und 2 Mio. Euro. Derweil gibt sich Jens Bader, Mitgründer und CEO von The Payments Group, kämpferisch, was das Geschäftsmodell angeht: „Es gibt keine Markentreue, und es ist ein rücksichtsloser Markt. Das mag entmutigend klingen, aber wir sind besessen vom Zahlungsverkehr, und wir sind darauf ausgelegt, auch unter schwierigen Bedingungen erfolgreich zu sein.“ Sätze, die man sonst auch nicht so häufig liest.
Bewertungstechnisch sieht der Titel durchaus attraktiv aus. Die Analysten von mwb Research haben den fairen Wert der PGH-Aktie zuletzt auf 3 Euro taxiert und raten wieder zum Kauf. Überflüssig zu erwähnen: Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Papier ein reinrassiger Hotstock. Belastbares Zahlenmaterial für die neue Unternehmenskonstellation wird es erst für 2025 geben. Bis dahin müssen sich Anleger mit pro forma-Daten zufrieden geben. Im Normalfall ist das ein Malus. Aus diesem Grund bleibt boersengefluester.de vorerst auch bei der Einschätzung “Halten”. Einen Extra-Kick könnte die Aktie derweil durch Fortschritte beim Verkauf der noch im Depot befindlichen Start-up-Anteile bekommen. Im Fokus steht dabei der 26,9-Prozent-Anteil an dem auf Online-Auktionen im Immobilien- und Luxusbereich spezialisierten Software-Unternehmen AuctionTech.
Foto: shutterstock