Nun ging doch alles ganz schnell. Nachdem Telefónica Deutschland (O2) und KPN am späten Montag Gespräche über einen möglichen Verkauf von E-Plus an Telefónica Deutschland vorsichtig bestätigten, machen die Unternehmen nun bereits Nägel mit Köpfen – es fehlt nur noch die Zustimmung der Aktionäre auf der Hauptversammlung. Dieses Treffen will KPN in der kommenden Woche einberufen. Der Deal: Für eine Barzahlung von 5 Mrd. Euro sowie einen Anteil von 17,6 Prozent an Telefónica Deutschland veräußert die niederländische KPN seine Tochter E-Plus komplett an den TecDAX-Konzern Telefónica Deutschland. KPN-Vorstandschef Eelco Blok sagt: „Durch die Kombination aus E-Plus und Telefónica entsteht ein Mobilfunkanbieter mit attraktiven Synergien und Wachstumspotenzialen in Europas größtem Wirtschaftsraum.“
Finanzieren will Telefónica Deutschland den Bar-Teil über eine Kapitalerhöhung. Die noch mit 76,83 Prozent beteiligte spanische Euro-Stoxx-Konzern Telefónica wird an dieser Maßnahme teilnehmen und sie auch garantieren. Die Aktien-Komponente soll hingegen aus einer Sachkapitalerhöhung kommen und den Niederländern einen Beteiligung von zunächst 24,9 Prozent an der Telefónica Deutschland verschaffen. Neue Schulden wollen die Münchner also nicht aufnehmen. Zur Info: Per Ende Juni lagen die Nettofinanzverbindlichkeiten bei 970 Mio. Euro. Anschließend soll die spanische Mutter dann von KPN einen Anteil von 7,3 Prozent an Telefónica Deutschland zurückkaufen. Demnach wäre Telefónica künftig mit 65 Prozent an der TecDAX-Gesellschaft beteiligt. KPN hielte 17,6 Prozent der Stimmen. Der Streubesitz würde auf 17,4 Prozent sinken.
Zumindest vom Timing her scheint Telefónica Deutschland einen guten Schnitt gemacht zu haben. Dem Vernehmen nach loteten beide Parteien bereits im Vorjahr einen Zusammenschluss von E-Plus und Telefónica Deutschland aus. Letztlich scheiterten die Verhandlungen aber am Preis. Wie zu hören ist, soll KPN damals einen Preis von 8,5 Mrd. Euro für E-Plus aufgerufen werden. Auf Basis der aktuellen Kurse hätte der Deal nun ein Volumen von gut 6 Mrd. Euro. Zur Einordnung: Den Gesamtwert der Synergien – nach Abzug der Integrationskosten – taxieren die Beteiligten auf eine Spanne zwischen 5 und 5,5 Mrd. Euro. Sollte es zu dem Schulterschluss kommen, würde der heimische Mobilfunkmarkt von T-Mobile, Vodafone und Telefónica Deutschland (O2)/E-Plus dominiert. Aus diesem Grund müssen auch die Regulierungsbehörden noch zustimmen. Insgesamt eine komplexe Transaktion. Den Abschluss der gesamten Übernahme erwarten die Unternehmen daher erst für Mitte 2014.
Nachdem TecDAX-Aktie bereits auf die erste Meldung bezüglich der Gespräche um einen Zusammenschluss positiv reagiert hat, warten die Börsianer nun zunächst einmal ab und erhoffen sich weitere Konditionen des Deals. Zudem haben sie im Hinterkopf, dass ein derart großer Deal zunächst auch negative Effekte auf das Stammgeschäft haben kann. Darüber hinaus hat sich die Aktie von Telefónica Deutschland an der Börse bislang nicht gerade als Überflieger präsentiert. Der Emissionspreis von Ende Oktober 2012 lag bei 5,60 Euro – also nur unweit vom aktuellen Kurs entfernt. Die Analysten vom Bankhaus Lampe sehen in Telefónica Deutschland unverändert eine “Halten-Position. Ihr Kursziel bleibt daher bei 5,50 Euro. Als mögliche Verlierer des Plans betrachten die Börsaner die beiden unabhängigen Tarifanbieter Freenet und Drillisch.
Foto: Telefónica Deutschland