Blöder hatte das Timing nicht sein können: Noch am 10. Oktober 2019 berichtete Technotrans auf dem Capital Markets Day in allen Facetten über die aktuelle Entwicklung des überwiegend im Bereich Kühltechnologie tätigen Unternehmen – um dann 12 Tage später mit einer saftigen Gewinnwarnung für das laufende Jahr die Investoren zu schocken. Dabei hatte Technotrans bereits Anfang Mai die Prognosen gestutzt. Demnach rechnet Vorstandssprecher Dirk Engel für 2019 nun nur noch mit Erlösen von rund 205 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von 7,6 bis 8,4 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die bisherige Prognose sah Umsätze zwischen 218 und 226 Mio. Euro sowie ein EBIT in einer Spanne von 12,0 bis 16,0 Mio. Euro vor. Am stärksten zu leiden hat Technotrans zwar unter der anhaltend schwachen Entwicklung der im Sommer 2016 für einen unteren zweistelligen Millionenbetrag zugekauften Tochter Gesellschaft Wärme Kältetechnik (gwk). Letztlich spiegelt sich jedoch die allgemein maue Konjunktur in den Zahlen wider.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 205,10 | 216,29 | 207,93 | 190,45 | 211,10 | 238,22 | 262,12 | |
EBITDA1,2 | 22,65 | 22,60 | 16,01 | 13,85 | 18,07 | 21,11 | 21,19 | |
EBITDA-Marge3 | 11,04 | 10,45 | 7,70 | 7,27 | 8,56 | 8,86 | 8,08 | |
EBIT1,4 | 17,44 | 17,35 | 8,34 | 6,78 | 11,03 | 14,33 | 14,18 | |
EBIT-Marge5 | 8,50 | 8,02 | 4,01 | 3,56 | 5,23 | 6,02 | 5,41 | |
Jahresüberschuss1 | 12,19 | 12,38 | 6,09 | 4,96 | 7,02 | 8,90 | 8,53 | |
Netto-Marge6 | 5,94 | 5,72 | 2,93 | 2,60 | 3,33 | 3,74 | 3,25 | |
Cashflow1,7 | 11,41 | 6,31 | 16,80 | 12,23 | 13,43 | -1,04 | 23,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,76 | 1,79 | 0,88 | 0,72 | 1,02 | 1,29 | 1,24 | |
Dividende8 | 0,88 | 0,88 | 0,00 | 0,36 | 0,51 | 0,64 | 0,62 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
An der Börse kommt die neuerliche Prognosekorrektur verständlicherweise überhaupt nicht gut an, zumal auch die Analysten auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Die Notiz der Sassenberger knickt um mehr als 20 Prozent auf knapp 17 Euro ein. So tief notierte der Anteilschein zuletzt vor mehr als drei Jahren. Allerdings zeigte der generelle Kurstrend damals Richtung Norden. Was also tun, wenn man den Titel noch im Depot hat? Bewertungstechnisch befindet sich das Unternehmen – auch auf dem gedrückten Niveau – eher im neutralen Bereich. Auf Basis der spürbar reduzierten Schätzungen von boersengefluester.de für 2019 beträgt die Relation von Enterprise Value (Börsenwert plus Netto-Finanzschulden) zum EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) rund 9,5. Dabei bleibt abzuwarten, ob sich für 2020 – dem 50. Jubiläumsjahr der Gesellschaft – überhaupt signifikant positive Veränderungen ergeben werden.
Gegenwärtig reichen die jungen wachstumsstarken Bereich rund um E-Mobilität oder auch Scannertechnologien jedenfalls nicht aus, um das Stammgeschäft auszugleichen. Andererseits sehen wir Technotrans auf die mittlere Sicht durchaus gut positioniert, um eben auch von neuen Technologien zu profitieren: Eine Transformation, die die Firma schon einmal erfolgreich hinbekommen hat. Immerhin war Technotrans früher ein reinrassiger Zulieferer für die Druckindustrie. Und noch immer steht das Ziel, innerhalb der kommenden drei Jahre den Umsatz auf rund von 300 Mio. Euro zu hieven – bei einer zweistelligen EBIT-Marge. Mut aus Investorensicht macht auch, dass das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) mit rund 1,8 um mittlerweile etwa zehn Prozent unter den langfristigen Durchschnittswert gefallen ist. Insgesamt scheint uns bei den gegenwärtigen Kursen “Halten” eine sinnvolle Einschätzung zu sein.
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