Wie eine Fahnenstange sieht der Kursverlauf der Nordex-Aktie aus: Seit Jahresanfang hat sich der Wert des TecDAX-Titels vervierfacht. Der Hersteller von Windkraftanlagen profitiert davon, dass die Branche kräftig Mitarbeiter abgebaut und Fabriken geschlossen hat, um so die massiven Überkapazitäten zu verringern. Zuletzt hatten sich daher die Preise für Turbinen stabilisiert. Laut Schätzungen wird die Nachfrage nach Turbinen 2013 um rund drei Prozent auf 43,4 Gigawatt sinken. Verantwortlich hierfür ist, dass die Nachfrage in den USA nach dem Boomjahr 2012 um mehr als 50 Prozent auf rund 7,5 Gigawatt einbrechen soll. Mittelfristig dürfte die Branche weltweit allerdings um fünf Prozent jährlich wachsen.
Nordex hat im ersten Halbjahr den Umsatz um 57 Prozent auf 661 Mio. Euro gesteigert. Die operative Marge erreichte 2,3 Prozent, womit der Konzern besser dastand als Branchenprimus Vestas. Begeistert hat Nordex-Investoren zudem der Rekordauftragseingang von 839,4 Mio. Euro. Er ist um 27 Prozent größer als der Halbjahresumsatz und deutet damit auf anhaltend strammes Wachstum hin. Wegen der erfreulichen Geschäftsentwicklung hat Vorstandschef Jürgen Zeschky die Prognose erhöht: 2013 will er bei einem Umsatz von 1,3 bis 1,4 Mrd. Euro eine operative Marge von 2,5 bis 3,5 Prozent erreichen. Zeschky treibt die Restrukturierung des Konzerns weiter voran. Dazu gehört, die unausgelasteten Werke in den USA und China zu schließen und die Turbinenfertigung auf Rostock zu konzentrieren. Für 2015 peilt der Firmenlenker einen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro an. Die operative Marge soll dann fünf Prozent erreichen. Neben den guten Geschäftszahlen haben vor allem die Meldungen über zahlreiche neue Aufträge die TecDAX-Aktie in den vergangenen Quartalen nach oben getrieben. Zuletzt hatte der Konzern vom Essener Energieversorger Steag eine Order zur Lieferung von 18 Großturbinen erhalten. Laut Schätzungen hat der Auftrag einen Wert von rund 43 Mio. Euro. Nach der Rally ist der Börsenwert von Nordex auf rund 860 Mio. Euro gestiegen. Das 2014er-KGV liegt bei rund 40. Das erscheint ziemlich hoch, selbst wenn Analysten für 2014 eine Verdoppelung des Gewinns je Aktie auf rund 0,30 Euro vorhersagen. Wenn Nordex jedoch weiterhin kräftig neue Aufträge an Land ziehen sollte, dürfte das Papier dennoch weiter an Wert gewinnen.
Die Morphosys-Aktie hat sich seit Jahresanfang zwar „nur“ verdoppelt. Die Performance kann sich dennoch mehr als sehen lassen. Der Konzern hatte im Jahresverlauf zwei große Deals abgeschlossen, woraufhin Vorstandschef Simon Moroney jeweils die Prognose für das Gesamtjahr nach oben geschraubt hat. So hatte Morphosys Ende Juni eine Allianz mit der US-Biotechfirma Celgene für den Antikörper Mor202 geschlossen. Für die Kooperation für das Krebsprogramm gegen die Knochenmarkserkrankung hat Morphosys eine Einmalzahlung von 70,8 Mio. Euro erhalten. Kommt die Kooperation wie geplant voran könnten insgesamt 628 Mio. Euro fließen. Anfang Juni hatte Morphosys mit dem britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline einen Deal zur Entwicklung und Vermarktung des Antikörpers Mor103 gegen entzündliche Erkrankungen geschlossen. Neben der Einmalzahlung kann das zu Zahlungen von bis zu 423 Mio. Euro führen. Anfang Oktober hat der Konzern dann eine Meilensteinzahlung von dem Schweizer Pharmakonzern Novartis erhalten. Moroney peilt für das Gesamtjahr 2013 einen Umsatz von 74 bis 78 Mio. Euro an. Der operative Gewinn soll 2 bis 6 Mio. Euro erreichen. Das wäre ein kräftiges Wachstum gegenüber dem 2012er-Erlös von 51,9 Mio. Euro und dem operativen Ergebnis von 2,5 Mio. Euro.
Die Rally bei der TecDAX-Aktie hat Moroney genutzt, um im September per Kapitalerhöhung 84 Mio. Euro einzunehmen. Das Geld soll in die Entwicklung der eigenen Krebsprogramme gesteckt werden. Der Börsenwert der Biotechfirma liegt bei beachtlichen 1,6 Mrd. Euro. Der Konsens der Analysten liegt für 2013 und 2014 bei jeweils rund 0,35 Euro Gewinn je Aktie. Wobei vor allem die Schätzungen der einzelnen Analysten für das nächste Jahr sehr weit auseinanderliegen. Es hängt einfach davon ab, wie viele neue Deals und Meilensteinzahlungen man in sein Modell einrechnet. Auf Basis der Konsensschätzungen liegt das 2014er-KGV bei 173,5. Die Aktie dürfte dennoch weiter klettern, weil Investoren darauf setzen, dass der Konzern seine Produktpipeline weiter energisch vorantreibt. Anleger, die auf einen Erfolg von deutschen Biotechfirmen setzen wollen, kommen an Morphosys kaum vorbei.
Das Wachstum bei Cancom ist zwar nicht so rasant wie bei Morphosys. Die ebenfalls im TecDAX notierte Aktie ist dennoch im Rallymodus. Im zweiten Quartal hat das IT-Systemhaus den Umsatz um 10,2 Prozent auf 140,0 Mio. Euro gesteigert. Die zunehmende Größe schlägt deutlich auf die Profitabilität durch. So kletterte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 21,9 Prozent. Die Marge erreichte damit 5,6 Prozent. In Erwartung eines starken vierten Quartals hat Vorstandschef Klaus Weinmann für 2013 Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis in Aussicht gestellt. Der Firmenlenker hat große Erwartungen an das Cloud-Geschäft. Weinman peilt auf mittlere Sicht einen Jahresumsatz auf Konzernebene von einer Mrd. Euro und einen überproportionalen Gewinnanstieg an. „Das bedeutet, dass der Cancom-Vorstand in den nächsten vier bis fünf Jahren eine operative Marge von sechs Prozent anstrebt“, betonte Weinmann Ende September. Das bisherige Ziel lag bei fünf Prozent. „Wir haben momentan mehrere potenzielle Cloud-Projekte in der Pipeline, die nach Projektabschluss und erfolgreich durchgeführter Abnahme im Durchschnitt jeweils rund 50.000 Euro pro Monat wiederkehrende Umsatzerlöse beisteuern.“ 2012 hat der Konzern 558,1 Mio. Euro umgesetzt und eine Marge von fünf Prozent erwirtschaftet.
Ende September hat Cancom den kleinen Konkurrenten On Line Datensysteme gekauft. Durch den Deal baut der Konzern die Position im Norden Deutschlands und das Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern weite aus. On Line Datensysteme hat 2012 bei einem Umsatz von 39,5 Mio. Euro einen operativen Gewinn von 3,3 Mio. Euro erzielt. Die Marge von 8,4 Prozent war damit deutlich höher als die von Cancom. Die Integration des Zukaufs sollte dazu beitragen, dass sich die Gewinnspanne von Cancom weiter verbessert. Analysten prognostizieren für 2014 ein Gewinnplus von 15 Prozent auf 1,51 Euro je Aktie. Das KGV liegt damit bei 15,8. Die Aktie dürfte weiter nach oben streben, zumal Analysten prognostizieren, dass die kräftigen Ergebnissteigerungen 2015 weitergehen werden.
Foto: Nordex AG
Dieser Beitrag stammt von den Kollegen der boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research